• Review und kritische Betrachtung der Traditionellen Chinesischen Medizin und ihrer Grundlagen

    Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) steht immer wieder im Kreuzfeuer von Vertreter*innen der Evidence Based Medicine, die ihr Unwissenschaftlichkeit und – zumindest in weiten Bereichen – fehlende Evidenz vorwerfen. Neue Nahrung haben diese Vorbehalte mit der Aufnahme dem Kapitel „traditional medicine conditions“ (Kaptiel 26) in die 11. Revision des ICD (ICD-11) bekommen, die im Jänner 2022 in Kraft trat.. Im Review von Michael Eigenschink et al. (2020) wird deshalb die Ansicht vertreten, dass die Sicherheit und Wirksamkeit von TCM-Therapeutika auf den Prüfstand gestellt werden müssen, um abzuklären, ob die Aufnahme in den ICD (auf längere Sicht) gerechtfertigt ist. Hintergrund Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) umfasst eine Vielzahl von therapeutischen Ansätzen,…

  • Der Europäische Dachverband für Shiatsu feiert sein 30jähriges Bestehen

    Ein Rückblick auf die ersten Jahre In den 1960er-Jahren begann Shiatsu in Europa Fuß zu fassen. Waren es damals noch sehr wenige Shiatsu-Praktizierende, nahm die Verbreitung in den 1970er- und 1980er-Jahren deutlich zu, wobei die Situation zu jener Zeit vergleichsweise schwieriger war als heute, denn Shiatsu war in der Bevölkerung als auch bei den politisch Verantwortlichen noch weitgehend unbekannt. In keinem Land war Shiatsu ein anerkannter und geschützter Beruf und konnte in den meisten Ländern deshalb auch nur in einem „Graubereich“ ausgeübt werden – eine Situation, die bis heute noch in manchen Ländern besteht (sieht man von Praktiker*innen mit spezifischen Berechtigungen ab, wie z.B. Physiotherapie, Massage, Krankenpflege, Medizin). Shiatsu war,…

  • Was Berührung bewirkt. Eine Metaanalyse

    Dass Berührung auf vielen Ebenen bedeutsam ist, haben wir alle in unserem Leben erfahren, aber auch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien belegt mittlerweile, dass Berührungen das psychisch/mentale und körperliche Wohlbefinden fördern. Der Frage, welche Faktoren die Wirksamkeit von Berührungsinterventionen ausmachen bzw. maßgeblich beeinflussen, sind aktuell der Neurowissenschaftler und Psychologe Julian Packheiser (Ruhr-Universität Bochum) und Mitarbeiter*innen in einer Metastudie nachgegangen. Hintergrund und Zielsetzung Der Tastsinn, so schreiben die Autor*innen in ihrer Einleitung, ist der erste Sinn, der sich bei Neugeborenen entwickelt. Er vermittelt uns von allen Sinnen den direktesten Kontakt mit unserer physischen Umwelt und hat eine immense und lebenslange Bedeutung für viele Aspekte unseres Lebens. So belegen diverse Studien Vorteile…

  • Effektstärke

    Ergänzend zum p-Wert (Signifikanz) wird in Studien die Effektstärke angegeben, da statistische Signifikanztests nicht auseichen, um die Bedeutsamkeit von Untersuchungsergebnissen beurteilen zu können, weshalb zur Beurteilung von Untersuchungsergebnissen zusätzlich Effektmaße herangezogen werden. Die Effektstärke ist ein Indikator für die Bedeutsamkeit von Untersuchungsergebnissen. Gewöhnlich wird mittels statistischer Wahrscheinlichkeitstests ermittelt, ob sich der in der Stichprobe beobachtbare Zusammenhang (oder Mittelwertsunterschied) gegenüber dem Zufall absichern lässt (und damit auch auf die Grundgesamtheit generalisieren lässt). Implizit wird dabei davon ausgegangen, dass damit auch bedeutsame Ergebnisse vorliegen. Allerdings hängt die Absicherung dagegen, dass es sich nicht um ein Zufallsergebnis handelt, nicht nur von der Existenz und Stärke von Effekten ab (Signifikanz), sondern auch von der…

  • Der Einfluss von Shiatsu auf die Lebensqualität bei Multipler Sklerose. Eine Studie von Stergios Tsiormpatzis

    In „Effects of shiatsu on the health-related quality of life of a person with secondary progressive multiple sclerosis” zeigt Stergios Tsiormpatzis in einem “N-of-1”-Studiendesign, dass die Anwendung von Shiatsu die Lebensqualität von Menschen mit sekundär progredienter Multipler Sklerose (SPMS) verbessern kann. Multiple Sklerose und gesundheitsbezogene Lebensqualität Bei weltweit 2,2 Millionen an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Menschen sind Frauen etwa doppelt so häufig davon betroffen als Männer. Signifikant ist auch der Zusammenhang zwischen Breitengrad und der Prävalenz von MS, wodurch Finnland, wo diese Studie durchgeführt wurde, zu den Hochrisikoregionen gehört. Bei den meisten Menschen nimmt Multiple Sklerose (MS) bei einen schubhaften Verlauf, der in ein chronisch progredientes Stadium mit einem irreversiblen…

  • p-Wert (Signifikanz)

    Der p-Wert gibt an, wie wahrscheinlich die Ergebnisse der Stichprobe sind, unter der Annahme, dass die Nullhypothese stimmt. Daraus können Schlüsse darüber gezogen werden, ob gefundene Unterschiede oder Zusammenhänge zwischen Variablen durch Zufall entstanden sind oder nicht. Die Nullhypothese besagt, dass es keinen statistischen Zusammenhang zwischen den unabhängigen und abhängigen Variablen gibt. Dies bedeutet, dass die gemessenen Zusammenhänge nur durch Zufall entstanden sind. Als Gegensatz zur Nullhypothese wird immer eine Alternativhypothese aufgestellt. Berechnet wird der p-Wert mit einem passenden statistischen Test aus den Daten der Stichprobe, wobei der p-Wert angibt, wie wahrscheinlich die von der Studie gewonnenen Daten sind, wenn die Nullhypothese wahr ist. Das heißt: Je kleiner der p-Wert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass…

  • Minimaler klinisch bedeutsamer Unterschied (MCID)

    In den meisten wissenschaftlichen Studien wird nach statistisch relevanten Ergebnissen Ausschau gehalten, d.h. es wird überprüft, wie wahrscheinlich das Ergebnis einer Messung nur durch Zufall entstanden ist, oder ob tatsächlich ein Effekt besteht. Und zeigt sich ein statistisch signifikantes Ergebnis, dann besteht Grund zur Annahme, dass das Ergebnis der Analyse einer ausgewählten Stichprobe auch für die Grundgesamtheit gilt. Dass etwas statistisch signifikant ist, bedeutet aber nicht, dass es auch (für den*die Betreffende*n, für den*die Behandelnde*n) bedeutsam sein muss. Um die Relevanz für Patient*innen bzw. für die Behandlung zu erfassen, wurden in der Forschung deshalb entsprechende Kennzahlen entwickelt. Neben der Number Needed to Treat (NNT) wird der MCID, der minimale klinisch…

  • Number Neaded to Treat (NNT)

    Die Number Needed to Treat (NNT) ist ein Begriff aus der medizinischen Statistik, der besser als der p-Wert Auskunft über die klinische Relevanz einer Behandlung (oder Arznei) gibt. Er wird verwendet, um Behandlungsverfahren zu vergleichen und bedeutet die Anzahl der Patient*innen, die behandelt werden müssen, um bei einem*einer Patient*in den gewünschten Benefit zu erlangen (gegenüber einem alternativen Behandlungsverfahren oder keiner Behandlung). Die Number Needed to Treat wird immer aufgerundet (auch bei niedrigen Nachkommastellen) angegeben, d.h. 1,1 wird auf 2 aufgerundet. Je höher die Number Needed to Treat ist, desto geringer ist der Unterschied gegenüber einer anderen untersuchten Behandlungsmethode (bzw. keiner Behandlung). Die optimale Number needed to treat ist 1, d.h.…

  • Carry-Over-Effekt und Washout

    Carry-Over-Effekte (Übertragungseffekte) bezeichnen Auswirkungen von vorigen Behandlungen, die noch fortbestehen und nachfolgende Messungen beeinflussen. Carry-Over-Effekte sind vor allem bei Within-Designs zu finden, wo Versuchspersonen mehrere Versuchsbedingungen durchlaufen. Um Carry-Over-Effekte zu reduzieren, wird eine Pause zwischen den Bedingungen eingelegt, das sogenannte Washout, in dem Effekte aus dem Treatment (der vorangegangenen Behandlung) abklingen sollen. Bei der Entwicklung von Versuchsdesigns ist es deshalb besonders wichtig, das Intervall des Washouts richtig zu bemessen. Mit einem zu kurzen Washout steigt die Wahrscheinlichkeit für den Carry-Over-Effekt, wohingegen bei einem zu langen Washout die Studie unnötig in die Länge gezogen wird (mit wirtschaftlichen und psychologischen Belastungen).

  • Between-Subjects- und Within-Subjects-Design

    Bei einer experimentellen Studie mit Between-Subjects-Design (Between-Design) werden alle Teilnehmenden während des Experiments nur mit einer Behandlung untersucht. Die Forschenden bewerten Gruppenunterschiede zwischen Teilnehmenden mit unterschiedlichen Behandlungen. Bei einem Within-Subjects-Design (Within-Design oder auch Innersubjektstudie bzw. Repeated Measures Design) werden alle Teilnehmenden während des Experiments mit allen Behandlungen (Bedingungen oder Stufen der unabhängigen Variable) untersucht. Die Forschenden testen dieselben Teilnehmenden wiederholt auf Unterschiede in der Reaktion auf unterschiedliche Behandlungen. Auf diese Weise fungiert jede*r Teilnehmer*in als seine*ihre eigene Kontrollperson. Bei einfacheren Within-Studien wird eine einzige unabhängige Variable untersucht (einfaktorielles Within-Subjects-Design). Ein Beispiel dafür wäre eine Studie, die die Wirkung von Koffein auf die kognitive Funktion untersucht. Die unabhängige Variable (Koffein) könnte…

  • „N-of-1“-Studien („N=1“-Studien)

    Nicht für alle Fragestellungen zur Wirksamkeit eines Medikaments oder einer Behandlungsmethode kann eine „klassische“ randomisierte Placebo-kontrollierte klinische Studie durchgeführt werden, z.B. wenn es darum geht, ob eine bestimmte, kleine Personengruppe bzw. Einzelpersonen, die vom „Durchschnitt“ abweichen, von einem Medikament, von einer Behandlung profitieren. Zu diesem Zweck kann eine „N=1“-Studie („N-of-1“-Studie, Einpersonen-Studie) an Einzelpersonen durchgeführt werden. Fischer & Hummers-Pradier schreiben dazu: Gerade in der hausärztlichen Praxis steht man häufig vor der Problematik, ob die bekannte wissenschaftliche Evidenz auf den konkreten, individuellen Fall übertragbar ist. Allzu oft beruht diese wissenschaftliche Evidenz auf fallzahlstarken randomisierten Kontrollstudien mit Patienten, deren Beschwerdespektrum und biometrische Daten weit von der hausärztlichen Realität entfernt sind (z. B. zu…

  • Tierversuche von Bo Ri Seo (et al.) belegen, dass mechanische Druckanwendung die Muskelregeneration fördert, und erklären damit wesentliche Aspekte der Heilwirkung von Massage

    In der Studie „Skeletal muscle regeneration with robotic actuation–mediated clearance of neutrophils“ zeigen Bo Ri Seo et al. (2021) an verletzten Mäusebeinen, dass mechanische Druckanwendung (in der Studie wegen der exakten Kontrolle durch einen Roboter durchgeführt) zu einer deutlichen Reduktion der Gewebeschäden führt, weil die durch die Verletzung ausgelöste Immunreaktion des Körpers schneller beendet wird. Um den Einfluss der Massage besser vergleichbar zu machen, benutzten die Forscher*innen einen eigens entwickelten Roboter, der das Muskelgewebe der verletzten Mäusebeine mit einer weichen Silikonspitze und genau einstellbaren Druckkräften („Echtzeit-Kraftkontrolle“ mit beliebiger Belastungsstärke, -frequenz, -dauer, und -form) bearbeitete. Mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen wurde die Wirkung der Massagen überwacht und über die Gesamtverformung des Gewebes…

  • Schon 3 bis 4 Minuten intensive körperliche Aktivität senken das Krebsrisiko deutlich

    Emmanuel Stamatakis et al. (2023) gehen in ihrer Studie der Frage nach, ob schon kurze intensive Einheiten körperlicher Aktivität bei nicht-sportlichen Erwachsenen zu einer Reduktion des Krebsrisikos führen. Kurze intensive körperliche Aktivitäten könnten den Autor*innen zufolge eine zeitsparende Möglichkeit darstellen, die empfohlene körperliche Aktivität für die Krebsprävention zu erreichen, da strukturierte, längere intensive körperliche Aktivitäten (z.B. durch traditionelle Übungen oder Tätigkeiten) für viele Menschen unattraktiv oder undurchführbar bzw. schwer umsetzbar sind. Studienteilnehmer*innen In die Studie wurden nur Nicht-Sportler eingeschlossen, die angaben, sich in ihrer Freizeit nicht sportlich zu betätigen und höchstens einen Spaziergang pro Woche zu unternehmen. Nicht in die Studie aufgenommen bzw. ausgeschlossen wurden Personen, die an Krebs erkrankt waren,…

  • Erklärungsmodelle für den Einfluss körperlicher Aktivität auf das Krebsrisiko

    Ein unzureichendes Maß an körperlicher Aktivität, so Michael Leizmann in seiner Studie (2015), ist „beunruhigend, da es zahlreiche epidemiologische Belege dafür gibt, dass körperliche Aktivität mit einem geringeren Risiko für Dickdarm-, Endometrium- und Brustkrebs einhergeht.“ So wird, Leizmann folgend, beispielsweise angenommen, dass ein unzureichendes Maß an körperlicher Betätigung für 9 % der Brustkrebsfälle und 10 % der Darmkrebsfälle in Europa verantwortlich ist. Bei Lungen-, Bauchspeicheldrüsen-, Eierstock-, Prostata-, Nieren- und Magenkrebs hingegen seien die Belege für eine positive Wirkung körperlicher Aktivität weniger eindeutig. Die biologischen Mechanismen, die dem Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Krebsrisiko zugrunde liegen, sind bislang nur unvollständig geklärt, aber zu den potenziellen ätiologischen Mechanismen gehören Insulinresistenz, Wachstumsfaktoren, Adipozytokine,…

  • Die Wirkung von Shiatsu auf die Unruhe bei mechanisch beatmeten Patienten – eine Studie von Mehdi Harorania (et al.)

    Bei Patient*innen, die auf einer Intensivstation aufgenommen werden, treten sowohl aufgrund der Art der Erkrankung als auch aufgrund invasiver medizinischer Verfahren, wie Intubation und künstlicher (mechanischer) Beatmung, zahlreiche Komplikationen auf. Unruhe ist eine der häufig auftretenden und ernsten Problematiken. Eine iranische Forschergruppe um Mehdi Harorania ist in einer 2021 veröffentlichten Studie der Frage nachgegangen, inwieweit Shiatsu gegen Unruhe in Situationen künstlicher Beatmung wirkt. Hintergrund Viele Menschen werden jedes Jahr auf Intensivstationen aufgenommen und benötigen aufgrund ihres Zustandes eine mechanische (künstliche) Beatmung. Künstliche Beatmung ist eine lebensrettende Maßnahme und eine Schlüsselkomponente bei der Versorgung kritisch kranker oder schwer traumatisierter Patient*innen. Dabei tritt allerdings das Problem auf, dass Patient*innen auf Intensivstationen, z.B.…

  • Der Einfluss körperlicher Aktivität in der Freizeit auf das Krebsrisiko – Studie von Charles E. Matthews (et al.)

    Als wesentliches Ziel der Studie von Charles E. Matthews et al. (2019) soll erforscht werden, um das von Expert*innen empfohlene Ausmaß an körperlicher Aktivität (7,5 bis 15 MET, d.h. metabolic equivalent task) in der Freizeit mit einem geringeren Krebsrisiko verbunden ist und wie sich moderate und intensive körperliche Aktivität auswirken. Studiendesign Ingesamt wurden 755.459 Personen im Alter zwischen 32 und 91 Jahren (mittleres Alter: 62 Jahre, 53 % Frauen) in 9 Kohorten erfasst. Voraussetzung für die zugrundeliegenden Studien war eine detaillierte Bewertung der körperlichen Aktivität, so dass die „Energiekosten“ (MET-Stunden/Woche) geschätzt werden konnten. Um den Zusammenhang zwischen intensiver und moderater körperlicher Aktivität zu klären, konzentrierten sich die Autor*innen auf jene…

  • Körperliche Aktivität verringert das Krebsrisiko – Studie von Michael Leizmann (et al.)

    Umfragedaten, so die Studie von Michael Leizmann et al. (European Code against Cancer 4th Edition: Physical activity and cancer, 2015) zeigen, dass 35 % der erwachsenen Bevölkerung in Europa körperlich nicht bzw. kaum aktiv sind. Das allerdings, so die Studien-Autor*innen, ist beuruhigend, da es zahlreiche Belege dafür gibt, dass körperliche Aktivität mit einem geringeren Risiko für Dickdarm-, Gebärmutterschleimhaut- und Brustkrebs einhergeht. Obwohl es zu einigen Formen von Carzinom-Erkrankungen nur wenig Daten gibt und sich auch die mangelnde Einheitlichkeit der Methoden zur Quantifizierung der körperlichen Aktivität als Einschränkung bei der Datenanalyse erweist, zeigen die vorhandenen Studien, dass körperliche Aktivität das Potential hat, das Risiko an bestimmten Krebsarten zu erkranken, zu verringern.…

  • Studien zu Bewegung & Sport

    Die mitunter große Anzahl an Fußnoten soll die Lesbarkeit des Textes auch für Nicht-Wissenschaftlier ermöglichen, zugleich aber Interessierten Detailinformationen bieten.

  • Bewegte Jahre für Shiatsu. Auf dem Weg zu einem gesetzlichen Berufsbild (1999 bis 2003)

    Im Jänner 1999 wurde dem ÖDS ein Schreiben des Wirtschaftsministeriums bekannt, das wie eine Bombe einschlug: „Berührungen an den Reflexzonen bzw. Druck auf Akupunkturpunkte, um damit körperliches Wohlbefinden zu erzeugen“, so schrieb Sektionschef Dr. Koprivnikar am 15. Dezember 1998, seien „den betreffenden Massagetechniken zuzuordnen“. Die bisherigen Bemühungen ein eigenständiges Berufsbild im Gesundheits- oder Gewerbebereich zu etablieren, waren damit existenziell in Frage gestellt, vielleicht sogar beendet, denn in diesem Schreiben hieß es begründend: „Sowohl Akupunktur- als auch Reflexzonenmassage sind Gegenstand der Ausbildung zum gewerblichen Masseur. Die beschriebenen Shiatsu-Techniken sind daher dem gebundenen Gewerbe der Masseure zuzuordnen“ und schloss mit „Ein freies Gewerbe kann […] im Hinblick auf die in den übermittelten…

  • Systematischer Review der Evidenz von Body-Mind-Therapien aus der Traditionellen Chinesischen Medizin – Studie von Lissandra Zanovelo Fogaça (et al.)

    Im Kontext der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es mehrere Methoden mit unterschiedlichen Arten von Interventionen, die zugleich körperliche Haltungen, bewusste Entspannungen und Atemtechniken kombinieren. Brasilianische Forscher*innen um Lissandra Zanovelo Fogaça gehen in einem 2021 veröffentlichten Review der Frage nach, ob und welche gesundheitlichen Benefits die Anwendung dieser Methoden mit sich bringt. Hintergrund Die WHO fördert die Anwendung traditioneller komplementärer und integrativer Arzneimittel und Techniken (siehe WHO traditional medicine strategy: 2014-2023) und seit 2006 gehören die Mind-Body-Therapien der Traditionellen Chinesischen Medizin zu den 29 komplementären Therapien, die in das brasilianische Gesundheitssystem aufgenommen wurden. Qigong beispielsweise umfasst eine dynamische Form mit Bewegungen des ganzen Körpers oder auch nur einzelner Gliedmaßen sowie eine…

  • Field, Tiffany et al.: Moderate Pressure is Essential for Massage Therapy Effects

    Druck dürfte ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis für die vielfältigen Wirkungen von Massagebehandlungen sein, so zeigen Studien, die Tiffany Fields in ihrer Veröffentlichung „Moderate Pressure is Essential for Massage Therapy Effects“ zusammenfasst, denn die Stimulierung von Druckrezeptoren unter der Haut durch moderaten Druck dürfte eine erhöhte vagale Aktivität zur Folge haben und darüber beispielsweise Entspannung und Stressabbau bei Erwachsenen und Wachstumsförderung bei Neu- und Frühgeborenen bewirken.

  • Long, Andrew: The Effects and Experience of Shiatsu: A Cross-European Study (Praktiker*innen-Befragung)

    In der Studie „The Effects and Experience of Shiatsu“ von Andrew F. Long (University of Leeds), die von der European Shiatsu Federation (ESF) in Auftrag gegeben worden war (Veröffentlichung Dezember 2007), wurden – ergänzend zu den Befragungen der Shiatsu-Empfangenden – auch Informationen zu den Shiatsu-Praktizierenden erhoben, die an der Studie in Österreich, Spanien und Großbritannien teilnahmen. Im Zentrum der Untersuchung stehen hier Charakteristika der Shiatsu-Praktizierenden, Behandlungsstile, ergänzende Qualifikationen und Vorgehensweisen, das Behandlungsumfeld zu einem sicheren und unterstützenden Ort zu machen. Die Shiatsu-Praktizierenden Fragebögen von insgesamt 75 Shiatsu-Praktiker*innen konnten für die Studie ausgewertet werden, 31 davon aus Österreich, 18 aus Spanien und 26 aus Großbritannien. Der*die typische Shiatsu-Praktiker*in ist weiblich, in…

  • Long, Andrew: The Effects and Experience of Shiatsu: A Cross-European Study (Klient*innen-Befragung)

    Anfang Dezember 2007 ist der Abschlussbericht der von der European Shiatsu Federation (ESF) in Auftrag gegebenen Studie “The Effects and Experience of Shiatsu: A Cross-European Study” erschienen. Durchgeführt wurde die Studie von Andrew F. Long (School of Healthcare, University of Leeds) und wurde im Herbst 2005 als Dreiländerstudie in Auftrag gegeben. Die Forschungsziele waren Wahrnehmungen von Shiatsu-Empfangenden über kurz- und längerfristige Wirkungen und Erfahrungen mit Shiatsu ebenso wie Einblicke in die individuellen Zugänge von Shiatsu-Praktizierenden. Durchgeführt wurde die Studie in Österreich, Spanien und Großbritannien in Form einer (longitudinalen) Kohortenstudie. Jede*r Shiatsu-Praktizierende mit einem Grundmaß an Praxiserfahrung, die*der an der Studie teilnahm, wurde gebeten bis zu 16 erwachsene Klient*innen für die…

  • Long, Andrew F. & Mackay, Hannah C.: The Effects of Shiatsu: Findings from a Two-Country Exploratory Study

    Die Studie “The Effects of Shiatsu: Findings from a Two-Country Exploratory Study” wurde von Andrew F. Long und Hannah C. Mackay 2003 im Journal of Alternative and Complementary Medicine veröffentlicht. Hintergrund Shiatsu ist eine Form der Körperarbeit, die in Japan entwickelt wurde, ihre Wurzeln in der Chinesischen Philosophie und Medizin hat und in vielen europäischen Ländern angewendet wird. Es ist eine von acht nichtkonventionellen, komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden, die im„Collins-Report“ erwähnt, und vom Europäischen Parlament im Mai 1997, angenommen wurde. Die Ziele von Shiatsu bestehen darin, das Gleichgewicht der Lebensenergie wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten durch die Anwendung von Druck auf die Energiekanäle und Akupressurpunkte des Körpers mit Händen und Daumen. Die Grundlagen zur…

  • Die Entwicklung der Chinesischen Medizin auf dem Hintergrund von Geschichte und Kultur

    Die klassische Medizingeschichte sieht die Entwicklung der Medizin als Abfolge einer fortschreitenden Entdeckung der objektiv gegebenen Natur. Dieser Sicht widerspricht der Medizinhistoriker und Sinologe Paul Unschuld. Sein an Hand der Entwicklung der chinesischen und europäischen (griechischen) Medizin dargelegter Ansatz geht davon aus, dass der Körper nicht ausreichend Aussagekraft besitzt, um das medizinische Denken und Handeln hinreichend zu begründen. Medizinisches Wissen war und ist immer nur „Wahrschein“, nicht „Wahrheit“. Die Entstehung und Fortentwicklung neuer medizinischer Ansätze, so Unschuld, ist weniger eine Folge des wissenschaftlichen oder therapeutischen Fortschritts, sondern vorrangig der sich jeweils wandelnden soziokulturellen und politischen Verhältnisse. Medizinische Theorien jeder Epoche und Region erhalten ihre Überzeugungskraft in einem mehr oder weniger…

  • Shiatsu im Wandel: Von den Ursprüngen zu einem europäischen Verständnis

    Shiatsu ist in seiner Entwicklung untrennbar verbunden mit Tokujiro Namikoshi, der als sein Begründer gilt und dem es vor allem zu verdanken ist, dass Shiatsu in Japan als Gesundheitsberuf anerkannt wurde. In seinem Verständnis ist Shiatsu „the application of manual and digital pressure to the skin with the aim of preventing and curing illness by stimulating the body´s natural powers of recuperation, eliminating fatigue-producing elements, and promoting general good health”(Toru Namikoshi: „The Complete Book of Shiatsu Therapy”, 1974). Ähnlich definierte es Katsusuke Serizawa: “Shiatsu technique refers to the use of fingers and the palm of one´s hands to apply pressure to particular sections on the surface of the body for…

  • Historischer Abriss über die Traditionelle Fernöstliche Medizin und Shiatsu

    Die chinesischen Wurzeln Die Anfänge der chinesischen Medizin liegen schon in der Altsteinzeit. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass es bereits vor etwa 10 000 Jahren Behandlungsformen gab, die als Vorläufer der Akupunktur betrachtet werden können. Für die Ältere Steinzeit fand man Steinnadeln, für die Jüngere Steinzeit Nadeln aus Knochenmaterial, Bambus und später aus verschiedenen Metallen wie Gold, Silber und Eisen als Zeugen der frühen Akupunkturbehandlung. Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), so wie sie heute als Gesamtheit zahlreicher diagnostischer, therapeutischer und philosophischer Konzepte verstanden wird, begann dann frühestens in der Xia-Dynastie (2205 – 1766 v. Chr.), spätestens aber in der Shang-Dynastie (1766 – 1122 v. Chr.). Basis des traditionellen Medizinverständnisses war…

  • 30 Jahre ÖDS: Ein Blick zurück zu den Anfängen

    Dreißig Jahre sind nun schon vergangen seit der konstituierenden Sitzung des Shiatsu-Dachverbandes im September 1993. Dreißig erfolgreiche Jahre. Um nur einige Highlights aufzuzählen: Der Dachverband hat sich von einem Zusammenschluss von sieben Shiatsu-Schulen zu einem Berufsverband von Praktiker*innen, Schüler*innen und Schulen gewandelt, ist größer, vielfältiger und deutlich professioneller geworden. Zugleich aber attraktiv geblieben, wovon wohl deutlich über tausend Mitglieder zeugen, zumal die Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer verpflichtend, die Mitgliedschaft im Dachverband hingegen freiwillig ist. In seinen dreißig Bestandsjahren hat der Dachverband – und wenn ich von „der Dachverband“ schreibe, dann meine ich uns alle, die wir in unterschiedlichen Funktionen Mitglieder sind – viel bewirkt: Aktivitäten, die die Öffentlichkeit ansprechen, ebenso…

  • Wilbacher, Ingrid: Wirksamkeit von Massage – allein oder in Kombination mit Bewegungstherapie

    Die Überblicksarbeit des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungsträger „Wirksamkeit von Massage – allein oder in Kombination mit Bewegungstherapie“ wurde von Mag. Ingrid Wilbacher, PhD (Ko-Autorin: Mag. Sonja Scheffel, BA) im Mai 2017 erstellt. Eine Zusammenfassung der Arbeit findet sich unter dem Titel „Wirksamkeit von Massage“ unter http://hauptverband.at/portal27/hvbportal/content?contentid=10007.785420&portal:componentId=gtn5d2dbccc-75a6-4afc-a2a2-9747d2847655&viewmode=content. Ausgangspunkt der Studie Massage wird, so die Autorin, vor allem bei Patient*innen mit unspezifischen Rückenbeschwerden, Nackenschmerzen und chronischen (muskuloskeletalen) Schmerzen sowie bei Kopfschmerzen und Fibromyalgiesyndrom (FMS) eingesetzt. 80% der Bevölkerung, so die Stuide, sind im Laufe ihres Lebens von Rückenschmerzen betroffen, chronische Nackenschmerzen betreffen etwa 10% der Männer und 17% der Frauen, Kopfschmerzen etwa 90% aller Menschen im Laufe ihres Lebens. Ausschlusskriterien: Ausgeschlossen in den Studien…

  • Bach, Daniel: Effectiveness and Cost-Effectiveness of Tuina for Chronic Neck Pain

    Die Studie “Effectiveness and Cost-Effectiveness of Tuina for Chronic Neck Pain: A Randomized Controlled Trial Comparing Tuina with a No-Intervention Waiting List” wurde von Daniel Bach et al. im Oktober 2017 im Journal of Alternative and Complementary Medicine veröffentlicht. Zielsetzung und Durchführung Das Ziel der Studie war zu überprüfen, ob Tuina bei chronischen Nackenbeschwerden mehr ist als eine wohltuende asiatische Behandlung. Verglichen wurden dabei in einer “single-center randomized two-armed controlled” Versuchsanordnung, ob Tuina effektiv und letztlich kostengünstig ist, verglichen mit Patient*innen, die keinerlei derartige Behandlung erhalten. Insgesamt 92 Patient*innen (jeweils 46 in jeder Gruppe, 87% davon weiblich; das Durchschnittsalter betrug 45,4 Jahre) einer Universitätsklinik, die auf integrative Medizin spezialisiert ist, wurden…

  • Rapaport, Mark H. et al: Effects of a Single Session of Swedish Massage on Hypothalamic–Pituitary–Adrenal and Immune Function

    Die Studie „A Preliminary Study of the Effects of a Single Session of Swedish Massage on Hypothalamic–Pituitary–Adrenal and Immune Function in Normal Individuals” von Mark H. Rapaport et al. wurde im Oktober 2010 im Journal of Alternative and Complementary Medicine veröffentlicht. Zielsetzung und Durchführung In den Vereinigten Staaten von Amerika, so die Autor*innen in der Einleitung der Studie, ist Massage eine Millionen-Dollar-Geschäft. Etwa 8.7 Prozent aller erwachsenen US-Amerikaner*innen haben im letzten Jahr zumindest eine Massage erhalten. Wenig allerdings weiß man über die physiologischen Auswirkungen einer einzigen Schwedischen (klassischen) Massagebehandlung auf hormonelle und immunologische Funktionen. Die Ausgangshypothese besagt, dass eine Massage den Oxytocin-Spiegel erhöht und so zu einer Abschwächung der Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren-(HPA-)Aktivität führt…

  • Rapaport, Mark H. et al.: Effects of Repeated Massage on Hypothalamic–Pituitary–Adrenal and Immune Function

    Die Studie „A Preliminary Study of the Effects of Repeated Massage on Hypothalamic–Pituitary–Adrenal and Immune Function in Healthy Individuals: A Study of Mechanisms of Action and Dosage” von Mark H. Rapaport et al. wurde im August 2012 im Journal of Alternative and Complementary Medicine veröffentlicht und ergänzt gewissermaßen seine Studie zur Wirkung einer einmaligen Massageanwendung aus 2010. Zielsetzung und Durchführung Wie schon in der Studie zur Wirkung einer einmaligen Massageanwendung vergleicht Rapaport Schwedische (klassische) Massage mit einer „Light-touch“-Anwendung in der Kontrollgruppe. In beiden Fällen wurden regelmäßige Messungen durchgeführt, um den Oxytocin-Spiegel sowie die Spiegel von Arginin-Vasopressin (AVP), ACTH (Adrenocortikotropes Hormon), Cortisol, die phänotypischen Lymphozyten-Marker und die Mitogen stimulierte Zytokin-Produktion zu messen.…

  • Lewis, Cynan et al.: Strain-Counterstrain therapy combined with exercise is not more effective than exercise alone on pain and disability in people with acute low back pain

    Die Studie “Strain-Counterstrain therapy combined with exercise is not more effective than exercise alone on pain and disability in people with acute low back pain: a randomised trial” von Cynan Lewis, Tina Souvlis und Michele Sterling wurde im Journal of Physiotherapy 2011 veröffentlicht. Fragestellung und Durchführung der Studie Die zentrale Fragestellung der vorliegenden Studie ist, ob die osteopathische Strain-Counterstrain-Behandlung zusammen mit Bewegungstherapie hinsichtlich der Reduktion von Schmerz und Bewegungseinschränkung bei Menschen mit Schmerzen im unteren Rücken effektiver ist als eine reine Bewegungstherapie. Die Strain-Counterstrain-Technik, übersetzt wohl am besten mit Spannung und Gegenspannung, wurde in den 1960er-Jahren vom US-amerikanischen Arzt und Osteopathen Dr. Lawrence H. Jones entwickelt. In der Counterstrain-Technik werden…

  • Menard, Martha Brown: Immediate Effect of Therapeutic Massage on Pain Sensation and Unpleasantness

    Die Studie „Immediate Effect of Therapeutic Massage on Pain Sensation and Unpleasantness: A Consecutive Case Series” von Martha Brown Menard wurde 2015 in Global Advances in Health and Medicine veröffentlicht. Hintergrund Schmerzen im Stütz- und Bewegungsapparat, so Martha Brown Menard, sind häufig, belasten die Betroffenen und verursachen der US-Wirtschaft einen Milliardenschaden durch den daraus resultierenden Arbeitsausfall. Und obwohl Menschen, die an Schmerzen im Stütz- und Bewegungsapparat leiden, einen großen Anteil der Klient*innen von Massagetherapeut*innen stellen, haben bislang nur wenige Studien die Wirkung therapeutischer Massage bei dieser Form von Schmerzen erforscht. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die unmittelbare Wirkung von Massagebehandlungen auf dieses spezifische Schmerzempfinden und andere Unannehmlichkeiten…

  • Piper, Steven et al.: The effectiveness of soft-tissue therapy for the management of musculoskeletal disorders and injuries of the upper and lower extremities

    Die Studie „The effectiveness of soft-tissue therapy for the management of musculoskeletal disorders and injuries of the upper and lower extremities: A systematic review by the Ontario Protocol for Traffic Injury management (OPTIMa) collaboration” von S. Piper et al. wurde 2016 in Manual Therapy 21 veröffentlicht. Hintergrund Die „Centers for Disease Control and Prevention (CDC)” definieren „musculoskeletal disorders” (Störungen des Stütz- und Bewegungsapparats) als Verletzungen oder Störungen von Muskeln, Nerven, Sehnen, Knorpel und unterstützende Strukturen der oberen und unteren Extremität, des Nackens und des unteren Rückens. Sie werden beispielsweise durch Überanstrengung oder den andauernden Einfluss äußerer physischer Faktoren verursacht oder verschlimmert. Beschwerden und Verletzungen der Extremitäten sind häufig auftretende Beschwerden, wobei…

  • Zang, Yingjie: Chinese massage combined with core stability exercises for nonspecific low back pain

    Die Studie „Chinese massage combined with core stability exercises for nonspecific low back pain: A randomized controlled trial” von Zhang Yingjie et al. wurde 2015 in Complementary Therapies in Medicine veröffentlicht. Hintergrund Schmerzen im unteren Rücken sind eine der häufigsten Beschwerden im Stütz- und Bewegungsapparat. Etwa 80% aller erwachsenen US-Amerikaner*innen erleiden in ihrem Leben zumindest eine Episode. Im Allgemeinen sind diese Schmerzen vorübergehend, dennoch können sie sich in 16 bis 62 Prozent der Fälle chronifizieren und die Rückfallsrate liegt bei etwa 85 Prozent. Beschwerden im unteren Rücken sind in den Industriestaaten auch der häufigste Grund für Arbeitsausfälle und Aktivitätseinschränkungen und belasten das Gesundheitssystems. Bei 95% der Patient*innen ist die Ursache der…

  • Southerst, Danielle et al.: The effectiveness of manual therapy for the management of musculoskeletal disorders of the upper and lower extremities

    Die Studie „The effectiveness of manual therapy for the management of musculoskeletal disorders of the upper and lower extremities: a systematic review by the Ontario Protocol for Traffic Injury Management (OPTIMa) Collaboration” von D. Southerst wurde 2015 in Chiropractic & Manual Therapies veröffentlicht. Hintergrund „Musculoskeletal disorders“ (MSDs, Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparats) der oberen und unteren Extremität sind weit verbreitet. In den USA machen Verstauchungen und Zerrungen 36% der Verletzungen der unteren und 16% der oberen Extremität aus. In Kanada berichten über 75% aller in Verkehrsunfälle verwickelten Personen von Schmerzen in der oberen Extremität und mehr als 27% über Schmerzen in der unteren Extremität. In den Niederlanden wird die Punktprävalenz (oder…

  • Field, Tiffany et al.: Massage and relaxation therapies‘ effects on depressed adolescent mothers

    In der Studie “Massage and relaxation therapies‘ effects on depressed adolescent mothers” von Tiffany Field et al. 1996 in Adolescence veröffentlicht wurde, erhielten 32 depressive Mütter entweder zehn 30-minütige Heilmassage-Sitzungen oder zehn ebenfalls 30-minütige Entspannungstherapie-Sitzungen innerhalb eines Zeitraums von fünf Wochen. Hintergrund und Zielsetzung Depression ist eine der häufigsten Erkrankungen, wobei Angst bei Erwachsenen ein wesentliches Merkmal dieser Erkrankung ist. Nachgewiesen in diesem Zusammenhang ist, dass Entspannungstherapie eine Angst reduzierende Wirkung hat. Benützt man z.B. die State-Trait Anxiety Scale, so zeigen sich bei psychiatrischen PatientInnen niedrigere Angstwerte nach neun Sitzungen mit Entspannungstherapie. Selbst eine einzige Sitzung mit Entspannungstherapie hebt die Stimmung – erhoben mit der Mood States Scale. Entspannungstherapie erwies sich…

  • Sherman, Karen J. et al.: Five-Week Outcomes From a Dosing Trial of Therapeutic Massage for Chronic Neck Pain

    In der Studie „Five-Week Outcomes From a Dosing Trial of Therapeutic Massage for Chronic Neck Pain“ von Karen J. Sherman et al. werden 228 Personen mit chronischen unspezifischen Nackenschmerzen zufällig einer der fünf Versuchsgruppen zugeteilt, die innerhalb von vier Wochen verschiedene Dosen von Massagebehandlungen erhielten, oder aber der Kontrollgruppe, die auf eine Warteliste gesetzt wurden. Beobachtet werden die Ergebnisse der unterschiedlichen Behandlungsschemata eine Woche nach dem Ende der vierwöchigen Behandlungsphase. Hintergrund                                                                                   Nackenschmerzen sind in den USA sehr häufig, wovon mehr als 10 Millionen Arztbesuche pro Jahr zeugen. Mindestens die Hälfte der Personen mit Nackenschmerzen berichtet über anhaltende oder wiederkehrende Beschwerden. In den USA sind Nackenschmerzen, so die Autor*innen, die achthäufigste Hauptursache…

  • Erdogmus, Celal B. et al.: Physiotherapy-Based Rehabilitation Following Disc Herniation Operation

    In der Studie „Physiotherapy-Based Rehabilitation Following Disc Herniation Operation. Results of a Randomized Clinical Trial” von Celal B. Erdogmus et al. werden zwei Versuchs- und eine Kontrollgruppe zur Überprüfung der Wirksamkeit der physiotherapeutischen Rehabilitation ab einer Woche nach einer Bandscheibenoperation miteinander verglichen. Hintergrund Das Lumbalradikuläre Syndrom (LRS) beruht auf einem lumbalen Bandscheibenvorfall und ist durch die Ausstrahlung von Schmerzen in das Gesäß oder die Beine charakterisiert, die von einem oder mehreren Spinalnervenwurzeln der Lendenwirbel oder des Kreuzbeins versorgt werden. Damit verbunden sind auch neurologische Defizite, die aus dem Druck auf die Nervenwurzel resultieren. Das Lumbalradikuläre Syndrom hat einen großen Einfluss auf die Inanspruchnahme und die Kosten des Gesundheitswesens. In den Niederlanden beispielsweise…

  • Ebenbichler, Gerold R. et al.: Twelve-year follow-up of a randomized controlled trial of comprehensive physiotherapy following disc herniation operation

    Die Studie „Twelve-year follow-up of a randomized controlled trial of comprehensive physiotherapy following disc herniation operation“ von Gerold R. Ebenbichler et al. wurde erstmals am 6. Oktober 2014 veröffentlicht und erschien in Sage Vol 29, Issue 6, 2015. Hintergrund Schmerzen im unteren Rücken (Low Back Pain, LBP) sind die häufigste Ursache für ein Leben mit erheblichen funktionellen Beeinträchtigungen. Ein lumbaler Bandscheibenvorfallmfn]Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule.[/mfn] verursacht bei einigen PatientInnen ein radikuläres Schmerzsyndrom, das vielfach durch eine Bandscheibenvorfalloperation bekämpft wird. Die lumbale Bandscheibenvorfalloperation ist das häufigste chirurgische Verfahren, das in Europa als auch in den USA bei PatientInnen mit durch Bandscheibenvorfall bedingte Rücken- und Beinschmerzen durchgeführt wird. Viele dieser Patient*innen klagen jedoch über unangenehme, anhaltende…

  • Romanowski, Mateusz W. et al.: Comparison of Deep Tissue Massage and Therapeutic Massage for Lower Back Pain, Disease Activity, and Functional Capacity of Ankylosing Spondylitis Patients

    Die Studie „Comparison of Deep Tissue Massage and Therapeutic Massage for Lower Back Pain, Disease Activity, and Functional Capacity of Ankylosing Spondylitis Patients: A Randomized Clinical Pilot Study“ von Mateusz Wojciech Romanowski et al. wurde 2017 in „Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine“ veröffentlicht und geht der Frage nach, ob Massage bei Morbus Bechterew wirksam ist. Hintergrund Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans, AS) ist eine chronische, fortschreitende entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken. Sie betrifft vorwiegend die Iliosakralgelenke, die Wirbelsäule und auch die peripheren Gelenke sowie mitunter andere Organe wie Auge und Darm. Morbus Bechterew führt zu Strukturschäden und Funktionsbeeinträchtigungen sowie zu einer Verschlechterung der Lebensqualität. Die Mehrzahl der AS-Patient*innen…

  • Suziki, Mizue et al.: Physical and Psychological Effects of 6-Week Tactile Massage on Elderly Patients With Severe Dementia

    In der 2010 veröffentlichten Studie „Physical and Psychological Effects of 6-Week Tactile Massage on Elderly Patients With Severe Dementia“ gehen Mizue Suziki et al. der Frage nach, ob Massagebehandlungen positiv auf das körperliche und psychologische Wohlbefinden von älteren Menschen mit Demenz wirken. Hintergrund Japans Gesellschaft altert so rasch wie noch nie zuvor.  2009 machte die ältere Bevölkerung 22,8% der japanischen Bevölkerung aus, und es wird erwartet, dass der Anteil älterer Menschen bis 2025 auf 30% und bis 2050 auf 40,5% ansteigen wird. Darüber hinaus erkrankten 2005 in Japan etwa 1,9 Millionen ältere Menschen an Demenz, und die Prognose ist dahingehend, dass diese Zahl bis 2020 auf 3,3 und bis 2050 auf 4,9 Millionen…

  • Lanza, Giuseppe et al.: Shiatsu as an adjuvant therapy for depression in patients with Alzheimer’s disease: A pilote study

    Gegenwärtig, so die Autor*innen der Pilot-Studie „Shiatsu als unterstützende Therapie bei Depressionen bei Alzheimer-Patienten“ von der Università degli Studi di Enna, besteht ein zunehmendes Interesse an den Wirkungen von komplementären und alternativen Methoden in der Behandlung von Alzheimer. Innerhalb der sensorischen Techniken, so die Autor*innen weiter, stellt Shiatsu eine ganzheitliche Form der komplementären Behandlung dar, die auf den theoretischen Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) beruht. Die Behandlung beinhaltet statischen Druck, sanfte Gelenksmanipulationen und -rotationen, Massagegriffe und Dehnungen, die auf Meridianpunkte (Tsubos) des Körpers wirken – ähnlich wie die Akupunktur, aber ohne Einsatz von Nadeln. Und ähnlich wie Akupressur, wenngleich auch hier Unterschiede, wie z.B. der längere Druck auf Akupunkturpunkte, bestehen. Shiatsu-Techniken…

  • Hartvigsen, Jan et al.: What low back pain is and why we need to pay attention

    Untere Rückenschmerzen (Kreuzschmerzen) sind weltweit ein riesiges Problem und die Hauptursache für Behinderungen. Sie betreffen alle Altersgruppen und treten in Ländern mit hohem, mittlerem und niedrigem Einkommen auf. Sie werden (neben körperlichen und geistigen Komorbiditäten vor allem mit sitzenden Tätigkeiten, Rauchen, Fettleibigkeit und niedrigem sozioökonomischen Status in Verbindung gebracht. Im Jahr 2015 betrug die globale Punktprävalenz von aktivitätsbegrenzenden Kreuzschmerzen 7,3%. Dass bedeutet, dass weltweit etwa 540 Millionen Menschen gleichzeitig davon betroffen waren, wobei die finanziellen Auswirkungen sektorenübergreifend sind, da sie die Kosten sowohl im Gesundheitswesen als auch in den sozialen Unterstützungssystemen erhöhen. Bei den meisten Menschen mit unteren Rückenschmerzen ist es nicht möglich, eine bestimmte Ursache zu identifizieren und nur bei einem kleinen…

  • Foster, Nadine E. et al.: Prevention and treatment of low back pain: evidence, challenges, and promising directions

    Trotz der Fülle von Behandlungen und Gesundheitsressourcen, die für Rückenschmerzen eingesetzt werden, hat die Zahl der Behinderungen durch Rückenschmerzen (und die damit verbundenen Belastungen) zugenommen. Während die zeitgleich in The Lancet erschiene Arbeit von Hartvigsen, Jan et al. einen Überblick über die (globalen) Auswirkungen, den Verlauf und die Belastungen von unteren Rückenschmerzen gibt, fasst die vorliegende Arbeit von Nadine E. Foster et al. die Evidenz für die Wirksamkeit von Interventionen zur Prävention und zur Behandlung sowie die Empfehlungen von Best Practice Guidelines zusammen. Prävention Im Gegensatz zu der großen Zahl von Studien, die die Behandlung von Rückenschmerzen untersuchen, sind die Erkenntnisse zur Prävention, insbesondere zur Primärprävention, nur sehr gering und die meisten der…

  • Jaworska-Burzyńska, Lilianna et al.: The role of massage in reducing the risk of burnout in employees of large corporations

    Das Burnout-Syndrom verstehen die Autor*innen als einen Zustand körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch langfristige negative Gefühle entsteht, die bei der Arbeit entstehen und Menschen verschiedener Berufe betreffen. Freudenberger sieht Burnout als emotionale Erschöpfung verbunden mit direkten und engagierten sozialen Beziehungen, wohingegen andere Autor*innen Burnout als Reaktion des Körpers auf chronischen Stress verstehen. und in Deutschland haben Forscher*innen bei mehr als 25% aller berufstätigen Menschen Burnout beobachtet. Insgesamt eine Datenlage, die nahelegt, dass sich Forschung mit dieser Thematik beschäftigt, um Wege zu finden, Burnout zu vermeiden, vor allem solche, die am Arbeitsplatz selbst vorgenommen werden können. Viele Studien bestätigen die positiven Wirkungen von Massage, so zeigen beispielsweise die Studien von Field et al. die…

  • Zheng, Zhixin et al.: Therapeutic evaluation of lumbar tender point deep massage for chronic non-specific low back pain

    Chronische Rückenschmerzen, so Zhixin Zheng et al. 2012 in der Studie „Therapeutic evaluation of lumbar tender point deep massage for chronicnon-specific low back pain“, sind in der modernen Gesellschaft ein großes Gesundheitsproblem mit einer hohen Prävalenz in vielen Ländern der Welt. Die Autor*innen gingen deshalb der Frage nach der Wirksamkeit von „Tender Point Deep Tissue-Massage“ in Kombination mit Lumbaltraktion bei chronischen unspezifischen Rückenschmerzen nach. In der Regel werden untere Rückenschmerzen von lokalen Tenderpunkten begleitet, die sich als Muskelverspannungen und -verhärtungen präsentieren und die Hauptquelle für chronische unspezifische Rückenschmerzen sind. Die Muskelsteifigkeit wird als „Härte“ („hardness“) bezeichnet und ist mit einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit verbunden. Aus diesem Grund werden die Veränderungen von Druckschmerzemfpindlichkeit („pressure pain threshold“)…

  • Chou, Roger et al.: Nonpharmacologic Therapies for Low Back Pain

    In der Studie „Nonpharmacologic Therapies for Low Back Pain“ von Roger Chou et al. untersuchen US-Forscher die Wirksamkeit nichtmedikamentöser Behandlungen gegen untere Rückenschmerzen. Schmerzen im unteren Rückenbereich, so die Autor*innen in ihrer Einleitung, sind sehr häufig und werden weltweit mit mehr Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht als jede andere Erkrankung wobei auch eine Vielzahl nichtmedikamentöser und nichtinvasiver Therapien für die Behandlung zur Verfügung stehen. Dazu gehören Übungen, Tai Chi, Yoga, ergänzende und alternative Therapien (wie Wirbelsäulenmanipulation, Akupunktur, Massage und Behandlungen, die Geist und Körper einbeziehen), psychologische Therapien (wie die operante oder kognitive Verhaltenstherapie), physikalische Techniken (wie Traktion, Ultraschall, transkutane elektrische Nervenstimulation, Low-Level-Lasertherapie, oberflächliche Wärme oder Kälte und Rückenunterstützung) sowie multidisziplinäre Rehabilitation. Eine Richtlinie aus dem…

  • Browne, Neil et al.: Relieving Pressure – An Evaluation of Shiatsu Treatments for Cancer and Palliative Care Patients in an NHS Setting

    Komplementäre Therapien (KT), einschließlich Shiatsu, werden von Krebs- und Palliativpatienten, so Neil Brown et al. in der Einleitung zur Studie „Relieving Pressure – An Evaluation of Shiatsu Treatments for Cancer and Palliative Care Patients in an NHS Setting“, häufig zur Linderung von körperlichen, emotionalen und psychischen Symptomen eingesetzt, die durch die Diagnose der Krankheit, die Krankheit selbst und/oder die Nebenwirkungen der Behandlung verursacht werden. Als Hauptgrund für den Einsatz von komplementären Behandlungen wird die Verbesserung des körperlichen und psychosozialen Wohlbefindens angeführt. Die Forschung hat bislang Verbesserungen der Lebensqualität wie auch eine Reduktion von Nebenwirkungen konventioneller Behandlungen, wie Übelkeit, Schlaflosigkeit, Müdigkeit und Schmerzen, nachgewiesen. Allerdings werden in den meisten Studien unterschiedliche Therapieformen…

  • Brown, Cary A. et al.: Hand self-Shiatsu for sleep problems in persons with chronic pain

    Zwischen Schlafstörungen und chronischen Schmerzen, so zeigen Studien, besteht durch alle Altersgruppen ein enger Zusammenhang. Traditionell, so die AutorInnen der Studie „Hand self-Shiatsu for sleep problems in persons with chronic pain“, sehen Gesundheitsdienstleister*innen Schlafprobleme, wie z.B. Schlaflosigkeit, als Folge von chronischen Schmerzen. Die aktuelle Forschung deutet jedoch auf eine wechselseitige Schmerz- und Schlafbeziehung hin, bei der Schlafmangel nicht nur eine Folge von Schmerzen ist, sondern ein Risikofaktor für die Entwicklung und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen. Das ist von klinischem Interesse, da es die Bedeutung einer frühzeitigen Behandlung von Schlafproblemen im Rahmen der Schmerztherapie unterstreicht. Es gibt zunehmend Belege für erfolgreiche nicht-pharmakologische Schlafinterventionen, die in Schmerzmanagementprogramme integriert werden können. Darüber hinaus gibt es Interventionen,…

  • Schrievers, Joachim et al.: Shiatsu als Weg in die Achtsamkeitspraxis

    Die Pilotstudie „Shiatsu als Weg in die Achtsamkeitspraxis“ von Joachim Schrievers, Jana Kraft & Niko Kohs – Ergebnisbericht vom 20. Juni 2018 – untersucht die Wirksamkeit von Shiatsu in Verbindung mit Achtsamkeit auf Stressempfinden, Wohlbefinden und Brunout-Gefährdung von Personen in einer Lebenskrise, die auf einen Therapieplatz für Psychotherapie warteten. Untersuchte Thesen Untersucht wurden folgende Fragestellungen/Thesen: Shiatsu-PraktikerInnen In die Studie wurden sieben Shiatsu-Praktiker*innen einbezogen, sechs Frauen und vier Männer, die mehrheitlich zwischen 51 und 60 Jahre alt waren, zwei davon über 60 Jahre. Bis auf eine*n Behandler*in hatten alle Behandler*innen eine von der Gesellschaft für Shiatsu Deutschland (GSD) anerkannte Ausbildung mit über 500 Stunden absolviert. Alle Shiatsu-Praktiker*innen waren vorab geschult worden, um…

  • Klein, Joan et al.: Acupressure for nausea and vomiting in cancer patients receiving chemotherapy

    Joan Klein und Peter Griffiths haben 2004 im British Journal of Community Nursing, Vol 9, No 9 eine „Mini-Review“ zu Übelkeit und Erbrechen veröffentlicht. Der Hintergrund dazu war, dass Übelkeit und Erbrechen zu den schwerwiegendsten Nebenwirkungen und Sorgen von Patient*innen gehören, die sich einer Chemotherapie unterziehen, und kann dazu führen, dass sie eine suboptimale Dosierung von Chemotherapeutika erhalten oder sogar die Fortsetzung der Therapie ablehnen. Der 1983 erschienenen Arbeit von Laslo zufolge haben etwa 25-50 % der Patient*innen mit erfolglos kontrollierter Übelkeit und Erbrechen eine oder mehrere geplante Chemotherapien verzögert oder weitere Behandlungen abgelehnt. Immer wenn ein*e Krebspatient*in eine chemotherapeutisch bedingte Übelkeit erlebt, besteht zugleich auch das Risiko, dass sie eine konditionierte…

  • Cabo, Fernando et al.: Shiatsu and Acupressure: Two Different and Distinct Technique

    Obwohl Shiatsu seit 1940 an Fachschulen unterrichtet wird und 1964 vom japanischen Gesundheitsministerium als therapeutische Behandlung anerkannt wurde, so Fernando  Cabo et al. in der Einleitung ihrer Studie, gibt es relativ wenig Evidenz für seine Praxis. Infolgedessen scheinen Autor*innen und Praktizierende Shiatsu mit Akupressur zu verschmelzen, um die reicher verfügbaren Forschungsergebnisse zur Akupressur zu nutzen. Ebenso betrachten Datenbanken Shiatsu als Teil des gleichen „Baums“. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Shiatsu und Akupressur Sowohl Shiatsu als auch Akupressur bewerten Ungleichgewichte im Körper und nutzen Druck, um Gleichgewicht und damit die Gesundheit wiederherzustellen. Darüber hinaus nützen viele Shiatsu-Stile (allerdings nicht alle) wie die Akupressur die Meridiane der Traditionellen Chinesischen Medizin, benützen teilweise ähnliche Punkte und…

  • Naeimi Rad Mojgan et al.: A Randomized Clinical Trial of the Efficacy of KID21 Point (Youmen) Acupressure on Nausea and Vomiting of Pregnancy

    Hintergrund Übelkeit und Erbrechen sind den Statistiken zufolge für 50 bis 80 Prozent aller schwangeren Frauen ein Problem, das etwa in der 4. Schwangerschaftswoche beginnt und üblicherweise bis zur 12., manchmal aber auch bis zur 16. Schwangerschaftswoche andauert. Dem McGill Nausea Questionnaire zufolge ist die Übelkeit schwangerer Frauen in Art und Intensität vergleichbar mit der von PatientInnen mit einer Karzinomerkrankung, die sich einer Chemotherapie unterziehen. Morgendliche Übelkeit bzw. Erbrechen haben der Studie von Lacroix und Melzack zufolge nur etwa 1,8 Prozent der schwangeren Frauen, wohingegen etwa 80 Prozent über Übelkeit berichten, die den ganzen Tag anhält. Bis zur 14. Schwangerschaftswoche zeigt sich eine Besserung der Beschwerden nur bei etwa 50 Prozent, bis zur 22.…

  • Juntakarn, Chantip et al.: The Effectiveness of Thai Massage and Joint Mobilization

    Hintergrund Unspezifische untere Rückenschmerzen haben viele Ursachen und in der Literatur werden über 100 potenzielle Risiken identifiziert, auch Auswirkungen psychosozialer Faktoren. Belege für eindeutige Zusammenhänge gibt es allerdings bislang keine. Einige Faktoren interagieren synergistisch und verursachen arbeitsbedingte Kreuzschmerzen. Verbunden sind mit diesen Beschwerden hohe Belastungen für die Gesellschaft, das Gesundheitssystem und auch die Wirtschaft vieler Länder. Da Schmerzen der wohl wichtigste Faktor bei unspezifischen  unteren Rückenschmerzen sind, gibt es vor allem Studien über die Wirksamkeit von Behandlungen in Hinblick auf Schmerzlinderung. Derzeit, so die AutorInnen, gibt es mehr als 50 Behandlungen, die Schmerzlinderung und eine Verminderung der Einschränkungen versprechen. Eine dieser Methoden und zugleich einer der ältesten Behandlungsansätze ist die Massage („soft…

  • Patricia Janssen et al: Massage Therapy and Labor Outcomes

    Massage ist, so die Autorinnen der 2012 erschienen Studie „Massage Therapy and Labor Outcomes“,   eine „altehrwürdige Methode“, mit der Frauen schon seit Jahrtausenden Unterstützung erhalten haben. Der Massagewirkung liegt dabei, so eine der theoretischen Annahmen, ein spezifisch gesetzter Reiz zugrunde, der die Übertragung der Schmerzimpulse auf das Gehirn stört, das „Tor“ zur Schmerzwahrnehmung „schließt“. Andere Theorien wiederum gehen davon aus, dass Massagebehandlungen Endorphine freisetzen und den Serotinspiegel erhöhen, um auf diese Weise die Übertragung von Schmerz erzeugenden Nervenimpulsen an das Gehirn zu hemmen. Die Bedeutung von Massagebehandlungen in der modernen Geburtshilfe wurde bislang nicht ausreichend evaluiert und entsprechende Studien liegen nur in einem sehr begrenzten Ausmaß vor. In einer taiwanesischen Studie…

  • Kobayashi, Daiki et al.: Shiatsu for chronic lower back pain

    Die Studie „Shiatsu for chronic lower back pain“ von Daiki Kobayashi et al. wird in der August 2019- Ausgabe von Complementary Therapies in Medicine erscheinen, wurde aber schon vorab veröffentlicht. Hintergrund Die Autor*innen beschreiben Shiatsu als eine Form der japanischen Körperarbeit, die in den 1920er-Jahren von Tokujiro Namikoshi entwickelt wurde und, gemäß dem Konzept der fernöstlichen Medizin, die natürliche Heilkraft der Behandelten aktiviert, um Beschwerden zu lindern. 2016, so führen die Autor*innen weiter aus, gab es in Japan mehr als 110.000 Massage- und Shiatsu-Praktizierende, wobei Shiatsu-Behandlungen unter bestimmten Bedingungen von der staatlichen Krankenversicherung übernommen werden. Schätzungen gehen deshalb davon aus, dass mehr 115,3 Millionen Menschen eine Massage- oder Shiatsu-Behandlung erhalten haben.…

  • O’Keefe, Mary: Non-pharmacological treatment of low back pain in primary care

    Schmerzen im unteren Rücken sind, so Mary O’Keefe in ihrem 2019 online veröffentlichten Review „Non-pharmacological treatment of low back pain in primary care“, mit erheblichen persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Belastungen verbunden und die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit. In der Mehrzahl sind die Ursachen für die Beschwerden unklar, weshalb man in diesen Fällen von unspezifischen unteren Rückenschmerzen spricht. Um die Diagnose eines unspezifischen LBP zu stellen, werden (wie die Autorin mit Bezug auf Bardin et al. ausführt) zuvor bestimmte Wirbelsäulenpathologien ausgeschlossen (z.B. intraspinale Abszesse, Infektionen, Spondylarthropathie, maligne Erkrankungen, Cauda-equina-Syndrom, Wirbelbrüche), radikuläre Syndrome (z.B. radikuläre Schmerzen mit Beteiligung der Nervenwurzel, Radikulopathie) und nicht-spinale Ursachen (z.B. Hüftpathologien, referenzierte Viszeralschmerzen, virale und Gefäßerkrankungen). Die Behandlung von unspezifischen unteren…

  • Long, Andrew et al.: A typology of negative responses: a case study of shiatsu

    Die vorliegende Studie „A typology of negative responses: a case study of shiatsu „ von Andrew Long, Lisa Esmonde und Seamus Connolly bezieht sich auf die Drei-Länder-Kohortenstudie, die zwischen Februar und Dezember 2006 in Österreich, Spanien und Großbritannien durchgeführt wurde.  Hintergrund und Fragestellung Eine zentrale Frage jeder Form von komplementärer und alternativer Behandlungsmethode ist ihre Sicherheit. Ihre Unbedenklichkeit („no harm“) bedeutet eine wesentliche Grundlage für politische Entscheidungsträger und Anbieter konventioneller Medizin, um eine Methode der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der traditionellen Medizin werden dabei „Nebenwirkungen“ („side effects“; wenn diese Wirkungen als sekundär gegenüber einer Haupt- oder Therapiewirkung beurteilt werden)  und „unerwünschte Wirkungen“ („adverse effects“) unterschieden. Im Kontext von Medikamentenwirkungen unterscheiden…

  • Maurer, Norbert et al.: Anatomical Evidence of Acupuncture Meridians in the Human Extracellular Matrix

    In der Arbeit „Anatomical Evidence of Acupuncture Meridians in the Human Extracellular Matrix: Results from a Macroscopic and Microscopic Interdisciplinary Multicentre Study on Human Corpses“ gehen Norbert Maurer et al. der Frage nach, welche anatomische Grundlage Meridiane haben. Hintergrund und Zielsetzung Akupunktur wird, so die Autor*innen, als Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) seit mehr als 2.500 Jahren zur Unterstützung der Heilung verschiedener Krankheiten und physiologischer Fehlfunktionen eingesetzt. Bezug nehmend auf S. Xutian et al. (2009) beschreiben die Autor*innen Akupunktur als Behandlungsform mit nachgewiesener therapeutischer Wirkung: „Durch die Einwirkung (durch Nadeln, Laser, Moxa, Druck, etc.) auf bestimmte Bereiche der Hautoberfläche können Funktionsstörungen korrigiert und Schmerzen reduziert werden. Solche Bereiche werden als Akupunkturpunkte definiert.“…

  • Stecco, Carla et al.: Hyaluronan within fascia in the etiology of myofascial pain

    Die Studie von Carla Stecco et al. (2011) untersucht die Rolle von Hyaluronsäure. Hintergrund und Zielsetzung Die Ursache (Ätiologie) von myofaszialem Schmerz ist ungeklärt, auch die Frage eines zentralen oder peripheren Ursprungs der Erkrankung. Es gibt verlässliche Nachweise, dass die Faszie reich an Innervationen, einschließlich Propriozeptoren, ist. Ebenso sind Gefäß- und Lymphbahnen reichlich vorhanden. Zum Zeitpunkt der Erstellung der vorliegenden Arbeit zeigen aktuelle Studien zudem, dass die tiefe Faszie eine mehrschichtige Struktur ist, die aus zwei bis drei Schichten dicht gepackter Kollagenfasern zusammen mit einigen verstreuten elastischen Fasern besteht. Zwischen diesen Faserschichten liegt eine Schicht aus lockerem Bindegewebe.Ziel der vorliegenden Studie ist es, diese Schichten von lockerem Bindegewebe in der tiefen Faszie genau zu untersuchen…

  • Chenglin Liu et al.: The micro-structure of Shangjuxu acupoint (ST37) by X-ray phase-contrast CT imaging based on synchrotron radiation

    Die 2017 erschienene Studie von Chenglin Liu et al. („Studies on the micro-structure of bone with phase contrast CT imaging based on synchrotron radiation“) untersucht die Mikrostruktur von Ma 37 (Shangjuxu) an Kaninchen mit Hilfe von hochauflösenden PCI-CT-Bildern (phase-contrast imaging computed tomography). Hintergrund und Zielsetzung Die Meridiantheorie ist eines der wichtigsten Konzepte der Traditionellen Chinesischen Medizin. Aber obwohl die auf ihr beruhende Akupunktur auch in der modernen Medizin erfolgreich eingesetzt wird, ist die Meridiantheorie immer noch vorrangig eine theoretische Zusammenfassung einer großen Anzahl von klinischen Erfahrungen, und einige Schlussfolgerungen sind weiterhin spekulativ. Daher wäre es, so die AutorInnen, wichtig, die Beschaffenheit von Meridianen und Akupunkturpunkten zu klären und damit die Wirkweise der Akupunktur zu…

  • Studien zu Shiatsu, Akupressur, Tuina und Nuad

    Die mitunter große Anzahl an Fußnoten soll die Lesbarkeit des Textes auch für Nicht-Wissenschaftlier ermöglichen, zugleich aber Interessierten Detailinformationen bieten. Eine Listung von Studien zu Shiatsu findet sich im Shiatsu Research Network.

  • Studien zu Massage

    Die mitunter große Anzahl an Fußnoten soll die Lesbarkeit des Textes auch für Nicht-Wissenschaftlier ermöglichen, zugleich aber Interessierten Detailinformationen bieten.

  • Shiatsu aus evidenzbasierter Sicht (Natural Medicines)

    Natural Medicines (https://naturalmedicines.therapeuticresearch.com) ist eine Website, die sich Wissenschaftlichkeit auf ihre Fahnen geschreiben hat. Viele Aspekte der Medizin, insbesondere im Bereich der Naturheilkunde, so führen die Betreiber der Seite aus, sind von Überlieferungen und Glaubenssätzen geprägt. Manche dieser Methoden werden auf Basis traditioneller oder folkloristischer Überzeugungen ausgeübt, andere hingegen sind Gegenstand übermäßiger Marketingansprüche oder „überzogener Extrapolationen aus Reagenzgläsern oder Tierstudien“. Das Ziel von Natural Medicines ist es einen objektiven Blick auf diese Methoden zu werfen und abgesicherte wissenschaftliche Forschung zu ihrer Bewertung heranzuziehen. Aktuell erfasst die Natural Medicines-Datenbank über 200 Monographien zu Gesundheit und Wellness. Dabei wird vor allem ausgeführt, wofür diese Methode (traditionell) verwendet wird, ob sie sicher ist…

  • Akupressur aus evidenzbasierter Sicht (Natural Medicines)

    Akupressur, so Natural Medicines (https://naturalmedicines.therapeuticresearch.com), eine Website, die es sich zum Ziel gesetzt hat, traditionelle Behandlungssysteme wissenschaftlich (anhand bestehender Forschung) zu bewerten, wird bei Schmerzen, Neuropathie (Erkrankungen des peripheren Nervensystems), Rückenschmerzen, schmerzhaften Wehen, Kiefergelenksdysfunktion, Migräne, Depression, Angst und Schlaflosigkeit eingesetzt. Dazu kommen psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und Demenz, Dysmenorrhoe (schmerzhafte Menstruation), chronische Müdigkeit, chemotherapiebedingte Müdigkeit und Übelkeit, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Reizdarmsyndrom, Schwindel, Schlaganfall und Inkontinenz und andere Beschwerden wie auch der Raucherentzug und anderes mehr (die Monographie zu Akupressur wurde zuletzt am 9.7.2015 überprüft und am 25.9.2018 aktualisiert). Wirkmechanismus Die Anwendung von Akupressur erfolgt vor allem mit den Händen und den Daumen, aber auch mit Hilfsmitteln, auf bestimmte Teile oder Punkte…

  • Methodenbewertung aus evidenzbasierter Sicht

    Evidenz, der wissenschaftliche Nachweis eines Wirkzusammenhangs zwischen einer Behandlung oder einem Wirkstoff, hat in der Medizin zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das Wesen einer evidenzbasierten Medizin liegt darin, dass sich diese nicht auf Meinungen, Übereinkünfte oder unklare Erfahrungen stützt, sondern auf wissenschaftliche Belege, die mit möglichst objektiven wissenschaftlichen Methoden erhoben wurden und verlässliche („belastbare“) Ergebnisse liefern (vgl. Studiendesign, Begriffe und Verfahren). Wenngleich das Vorliegen von Studien bzw. manchmal das Nicht-Vorliegen von Studien nicht unbedingt eine abschließende Bewertung einer Methode bedeutet (beispielsweise weil Studien finanziell sehr aufwendig sind), werden Methoden der Naturheilkunde, denen unüberprüfte Überlieferungen und Glaubenssätze (Überzeugungen) zugrunde liegen (gelegt werden), in Hinblick auf nachgewiesene Wirksamkeiten bewertet.

  • Ist Heilmassage eine wirksame Maßnahme oder nur eine Ergänzung der Aktivbehandlung? (Podiumsdiskussion am 24.01.2018)

    Es war eine gute und spannende Diskussion, die von Mag. Dr. Sonia Raviola MSc am 24. Jänner moderiert wurde. Dieser Umstand war nicht nur dem Thema geschuldet, sondern auch den hochkarätigen Teilnehmer*innen, deren Schwerpunkte nachfolgend zusammengefasst sind, Chronologie und Wechselwirkungen vernachlässigend. Die Diskutant*innen (von links nach rechts): Dr. Ingrid Wilbacher, Univ-Prof. Dr. Gerold Ebenbichler, LIM Petra Felber, Mag. Gabriele Wieser-Fuchs, Prim. Prof. Dr. Andrea Zauner-Dungl, Constance Schlegl MPH, Hon. Prof. Dr. Rupp MBA, Romana Schöberl, Mag. Dr. Sonia Raviola MSc) Nach der Begrüßung durch Landesinnungsmeisterin Petra Felber und der Vorstellung der Diskutant*innen durch die Moderatorin Mag. Dr. Sonia Raviola MSc eröffnet Frau Prim. Prof. Dr. Zauner-Dungl (Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation,…

  • Ist Heilmassage eine wirksame Maßnahme oder nur eine Ergänzung der Aktivbehandlung? (Kurzbericht zur Podiumsdiskussion am 24.01.2018)

    Moderiert hat die Diskussion am 24. Jänner Mag. Dr. Sonia Raviola MSc, wobei sich ganz kurzfristig aus Krankheitsgründen noch Rochaden am Podium ergeben haben: Frau Silvia Meriaux-Kratochvila von Physio Austria erkrankte und für sie ist Constance Schlegl MPH eingesprungen, ebenfalls Präsidiumsmitglied von Physio Austria. Das gleiche Schicksal ereilte Frau Silvia Kollos-Bochdansky, Physiotherapeutin und Lehrtherapeutin in Vorarlberg. Ihr inhaltlicher Beitrag konnte aber leider nicht delegiert werden. Ihren Platz am Podium nahm Herr Hon. Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp MBA (Gesundheitsökonom und Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik der AK NÖ) ein. Dass es spannend war, war zum einen dem Thema geschuldet, zum anderen den hochkarätigen Teilnehmer*innen, die ihre Standpunkte klar und nachvollziehbar dargelegt haben…

  • Wie man Studien manipuliert

    Sie seien gut gewesen, so David L. Sackett und Andrew D. Oxman 2003 in ihrer Satire „HARLOT plc: an amalgamation of the world’s two oldest professions“ , und hätten sich einen einwandfreien Ruf für den Schutz der Validität von randomisierten Studien und Reviews sowie für die Aufdeckung von Lücken in Methodik, Validität, therapeutischen Ansprüchen und professionellem Verhalten erarbeitet. Und doch: sie blieben arm. Sackett fährt immer noch seinen klapprigen Pick-Up, Oxman trägt abgenutzte Blue Jeans und hat seit zehn Jahren kein neues Paar Schuhe mehr leisten können. Wie ihnen nun aber endlich klar geworden sei, blieben sie arm, weil Moral und Armut kausal zusammenhängen. Integrität, so mussten sie erkennen, zahlt sich…

  • Sind Doppelblindstudien immer sinnvoll?

    2003 veröffentlichte das BMJ einen über die Satire hinausgehenden Artikel von Gordon Smith, in dem er die „Allgläubigkeit“ an randomisierte Studien ironisch thematisierte. In „Parachute use to prevent death and major trauma related to gravitational challenge: systematic review of randomised controlled trials” (2003; http://www.bmj.com/content/327/7429/1459.full) stellt der Autor fest, dass es keine ausreichende Beweislage für die lebensbewahrende Wirksamkeit von Fallschirmen gibt, letztlich keine einzige randomisierte, kontrollierte Studie: Results: „We were unable to identify any randomised controlled trials of parachute intervention.” Conclusions: „As with many interventions intended to prevent ill health, the effectiveness of parachutes has not been subjected to rigorous evaluation by using randomised controlled trials. Advocates of evidence based medicine have…

  • Efficacy, Effectiveness und Efficiency. Unterschiedliche Forschungsansätze entscheiden über die Ergebnisse und Aussagen einer Studie

    Forschung ist wichtig, um die Effektivität einer Methode zu belegen (die dann von den Krankenkassen oder anderen öffentlichen Trägern bezahlt wird) und um etwaige Gesundheitsrisiken auszuschließen. In der westlichen Medizin hat diese Form der Wissenschaftlichkeit mehr und mehr Einzug gehalten, so dass man heute gern von evidence based medicine spricht, einer Medizin, deren Methoden-Wirksamkeit durch Forschungen belegt und abgesichert ist. Forschungsergebnisse sind deshalb mitunter sehr entscheidend für eine Methode und ihren weiteren Stellenwert im Gesundheitssystem. Entscheidend ist aber nicht nur, dass geforscht wird, sondern auch die Art und Weise, wie geforscht wird. Der „goldene Standard“ in der Medizin, die randomisierte Doppelblindstudie entstammt den pharmakologischen Wirkstoffprüfungen und macht in diesem Kontext…

  • Reviews (Übersichtsarbeiten)

    Vergleicht man verschiedene klinische Studien zu einer bestimmten Fragestellung, zeigen sich meist in den Ergebnissen und Implikationen abweichende, ja manchmal sogar widersprüchliche Ergebnisse. Um hier zu einer bestmöglichen Bewertung zu kommen – vor allem, wenn es viele Studien gibt, die sich manchmal auch nur schwer direkt vergleichen lassen –, stellen Überblicksarbeiten (Reviews) eine wichtige Quelle „vorbewerteter Evidenz“ dar. Selektive und systematische Übersichtsarbeiten

  • Evidenzgrade

    Studien unterscheiden sich darin, wie gut sie das Risiko für Verzerrungen durch Bias und Confounder kontrollieren. Entsprechend wurden Systeme für Evidenzhierarchien (Klassifikationssysteme) entwickelt. Es ist zu berücksichtigen, dass diese Evidenzhierarchien naturgemäß auf bestimmte Fragen/Themenstellungen zugeschnitten sind. In der vorliegenden Auflistung geht es um Fragen zu Therapie und/oder Prävention, wobei randomisierte kontrollierte Studien hier als beste Evidenz gelten. Evidenzgrade nach Oxford Centre for Evidence-Based Medicine 1a   Systematische Reviews von randomisierten kontrollierten Studien (RCT) bei homogener Studienlage 1b Einzelne randomisierte kontrollierte Studie (RCT) mit hoher Qualität und Präzision des Effektschätzers 2a Systematische Übersichtsarbeiten von Kohortenstudien bei homogener Studienlage 2b Einzelne Kohortenstudie oder randomisierte kontrollierte Studie (RCT) mit niedriger Qualität 3a Systematische Übersichtsarbeiten von Fall-Kontroll-Studien bei homogener…

  • Bias (Verzerrung)

    Von Bias (Verzerrung) spricht man bei einem systematischen Fehler in der Datenerhebung, der sich im Unterschied zu zufälligen Fehlern auch bei einer ausreichenden Anzahl von Messungen oder Untersuchungen nicht aufhebt (und damit nicht auf einer zu kleinen Anzahl an Versuchspersonen beruht). Das Resultat einer Studie beruht bei Vorliegen eines Bias letztlich nicht auf der Auswirkung der Intervention (Behandlung) sondern auch auf einem Fehler im Studiendesign oder der Auswertung. Im schlimmsten Fall ist die Aussage einer Studie damit nicht nur verzerrt sondern sogar gänzlich falsch. Damit eine Studie eine möglichst hohe Validität oder Gültigkeit aufweist (d.h. die Studie die Merkmale misst, die man messen möchte), ist es notwendig, dass innere und…

  • Confounder (Störfaktoren)

    Neben systematischen Fehlern (Bias) gibt es noch weitere Faktoren, die einer Studie ihre Aussagekraft nehmen und ihre Ergebnisse verzerren können: Confounder, die unabhängig von der untersuchten Intervention (Behandlung) einen Einfluss auf die Ergebnisse haben und (zumindest zu einem gewissen Ausmaß) eine alternative Erklärung für die Ergebnisse bedeuten. Als Beispiel kann die Cholera in London dienen, der allein im Jahre 1849 bei einem großen Ausbruch etwa 15.000 Menschen zum Opfer fielen. Und während wir heute wissen, dass die Erkrankung durch Vibrio cholerae-Bakterien ausgelöst wird, stritten die Ärzte und Wissenschaftler zu jener Zeit noch heftig über ihre Ursachen und Übertragung. Besonders populär war die sogenannte Miasma-Theorie, die davon ausging, dass Krankheiten durch das…

  • Studiendesign, Begriffe und Verfahren

    In dieser Rubrik geht es um grundlegende Begriffe der Forschung, worin sich verschiedene Forschungstypen unterscheiden, was Evidenzgrade, Bias, Störfaktoren und ähnliche Begriffe bedeuten. Aber auch darum, ob Doppelblindstudien immer sinnvoll (und machbar) sind, oder auf welche Weise Studien manipuliert werden (können).

  • Studientypen. Ein Überblick

    Unterschiedliche Studientypen sind unterschiedlich in der Lage, systematische Fehler (Bias) und Störfaktoren (Confounder) auszuschließen. Das Ausmaß, in dem diese Einflussfaktoren kontrolliert werden, ist (neben anderen Faktoren wie der Stichprobengröße) von besonderer Bedeutung für die Aussagekraft der Studie. Überblicksmäßig können die verschiedenen Studientypen, so Iris Hinneburg (2015), mit nachfolgenden Fragen unterschieden werden: Interventionsstudie versus Beobachtungsstudie Randomisierte Interventionsstudie versus kontrollierte Interventionsstudie Interventionsstudien unterscheiden sich in der Art und Weise, wie die Zuordnung zu Behandlungs- (Versuchs-) und Kontroll(Vergleichs)gruppe erfolgt. Durch die Randomisierung (zufällige Zuordnung) wird Strukturgleichheit (dass sich die Versuchsgruppen ausschließlich in der Art der Behandlung unterscheiden) zwischen den Studien gewährleistet. Da bei CCTs die Randomisierung fehlt, werden sie in Bezug auf die…

  • Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie. Der Standard der konservativen Behandlung des Lymphödems (S2k-Leitlinie)

    Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) ist gemäß der im Mai 2017 veröffentlichten eine S2k-Leitlinie der Standard der konservativen Behandlung der Lymphödeme und besteht aus fünf aufeinander abgestimmten Komponenten: Die KPE wird dabei als eine Zweiphasen-Therapie verstanden: Indikationen, Kontraindikationen und die Anwendung der einzelnen Therapiemaßnahmen hängen von mehreren Faktoren ab: In Phase 1 der Therapie werden alle Komponenten der KPE möglichst täglich 1 – 2 x angewandt. In Phase 2 kommen die Komponenten der KPE befundadaptiert zur Anwendung, und je nach Krankheitsverlauf kann eine Wiederholung der Phase 1 erforderlich sein, insbesondere beim Auftreten interkurrenter Erkrankungen. Die isolierte Anwendung der Einzelkomponenten ist, so die Leitlinie, nicht empfehlenswert, der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie ist in…

  • Die Auswirkungen von Stressbelastung auf Faszien – angepasste Behandlungstechniken (Andreas Haas)

    Um die Auswirkungen von Stress auf Faszien zu verstehen, müssen wir uns zuerst einmal fragen, was Stress eigentlich ist. Laut Wikipedia bezeichnet Stress zum einen eine durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Reaktionen bei Lebewesen, die sie zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung. Gibt es „gesunden“ und “ungesunden“ Stress? Häufig wird bei Thema Stress zwischen „positiven“ und „negativen“ Stress unterschieden. Hierbei wird davon ausgegangen, dass positiver Stress den Organismus zwar beansprucht, sich aber positiv auswirkt. Positiver Stress erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die Leistungsfähigkeit des Körpers, ohne ihm zu schaden.  Dagegen wird Stress als negativ empfunden, wenn er häufig oder dauerhaft auftritt und…

  • Does Shiatsu need Research? If so, what kind of Research does Shiatsu need? (Dr. Eduard Tripp, Karin Koers, Achim Schrievers)

    A Report on the Panel Discussion from the ÖDS Days, Vienna, 13 June 2019Dr. Eduard Tripp, Karin Koers and Achim Schrievers.Translation: Chris McAlister (Braucht Shiatsu Forschung? Und wenn ja, welche Forschung braucht Shiatsu?Shiatsu Journal 98, Autumn 2019) In answering the first question, the panel participants agreed spontaneously: Yes, Shiatsu does need research! But what do we mean when we talk about research and what do we hope to achieve through it? We do research in order to expand and deepen our knowledge. The most natural way to gain knowledge is experience. As children, we learn to sit, stand and walk and thus learn about gravity and how to deal with…

  • Braucht Shiatsu Forschung? Und wenn ja, welche Forschung braucht Shiatsu? (Dr. Eduard Tripp, Karin Koers, Achim Schrievers)

    Ein Bericht zur Podiumsdiskussion anlässlich der ÖDS-Tage in Wien am 13. Juni 2019 von Dr. Eduard Tripp, Karin Koers und Achim SchrieversErschienen in Shiatsu Journal Nr. 98, Herbst 2019 Bei der Beantwortung der ersten Frage waren sich alle Teilnehmenden einig, ohne erst viel darüber nachdenken zu müssen: Ja, Shiatsu braucht Forschung. Wovon aber sprechen wir, wenn wir von Forschung sprechen? Und was wollen wir mit ihr erreichen? Wir forschen, um unser Wissen zu erweitern und zu vertiefen. Die natürlichste Art, an Wissen zu gelangen, ist die Erfahrung. Als Kinder lernen wir zu sitzen, zu stehen und zu gehen und wissen damit um die Schwerkraft und wie wir ihr begegnen. Aber wir…

  • Wie gefährlich ist Shiatsu? Wissenschaft und Polemik (Dr. Eduard Tripp)

    Unter dem Titel „Shiatsu: do the benefits outweigh the risks?“ kommt der in Großbritannien bekannte ehemalige Lehrstuhlinhaber für Alternativmedizin Edzard Ernst (University of Exeter) zu einem vernichtenden Schluss: „… the proven benefits do not outweigh the potential harm“. Von Shiatsu kann seiner Ansicht nach deshalb nur abgeraten werden. Überprüft man seinen Beitrag im Detail, zeigt sich allerdings eine tendenziöse, teilweise inhaltlich explizit falsche Berichterstattung, die unter dem Mantel der Wissenschaftlichkeit erscheint, dieser aber in wesentlichen Punkten nicht entspricht. Präambel Evidenz ist aktuell wohl einer der wichtigsten Begriffe im Gesundheitsbereich: Nachweisbare Wirksamkeit und nachgewiesene PatientInnensicherheit sind das „Um und Auf“ in der Methodenbewertung. Natürlich ergeben sich dabei Ungleichheiten zwischen Methoden, hinter…

  • How dangerous is Shiatsu? Science and polemics (Dr. Eduard Tripp)

    The original article was published on July 9, 2019 („Wie gefährlich ist Shiatsu? Wissenschaft und Polemik“; /wie-gefaehrlich-ist-shiatsu-wissenschaft-und-polemik)Translation by Dr. Eduard Tripp and Chris McAlister. Under the title „Shiatsu: do the benefits outweigh the risks?“ Edzard Ernst, the former Chair of Alternative Medicine (University of Exeter) and well known in Great Britain, comes to a devastating conclusion: „… the proven benefits do not outweigh the potential harm“. In his opinion therefore, Shiatsu can only be advised against. If one examines his contribution in detail, however, one sees a wholly tendentious and partly falacious account – his report appears under the cloak of science, but does not correspond with it in certain essential…