Systematischer Review der Evidenz von Body-Mind-Therapien aus der Traditionellen Chinesischen Medizin – Studie von Lissandra Zanovelo Fogaça (et al.)

Im Kontext der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es mehrere Methoden mit unterschiedlichen Arten von Interventionen, die zugleich körperliche Haltungen, bewusste Entspannungen und Atemtechniken kombinieren. Brasilianische Forscher*innen um Lissandra Zanovelo Fogaça1Fogaça, Lissandra Zanovelo,  Portella, Caio Fabio Schlechta,  Ghelman, Ricardo,  Abdala, Carmen Verônica Mendes &  Schveitzer, Mariana Cabral: Mind-Body Therapies From Traditional Chinese Medicine: Evidence Map. Front. Public Health, Volume 9/2021. https://doi.org/10.3389/fpubh.2021.659075. gehen in einem 2021 veröffentlichten Review der Frage nach, ob und welche gesundheitlichen Benefits die Anwendung dieser Methoden mit sich bringt.

Hintergrund

Die WHO fördert die Anwendung traditioneller komplementärer und integrativer Arzneimittel und Techniken (siehe WHO traditional medicine strategy: 2014-2023) und seit 2006 gehören die Mind-Body-Therapien der Traditionellen Chinesischen Medizin zu den 29 komplementären Therapien, die in das brasilianische Gesundheitssystem aufgenommen wurden.2Mind-Body-Therapien beruhen auf der Erfahrung, dass Körper und Geist eine Einheit bilden. Sie berücksichtigen die Wechselwirkungen zwischen Gehirn, Geist, Körper und Verhalten und gehen davon aus, dass emotionale, mentale, soziale und spirituelle Faktoren die Gesundheit direkt beeinflussen können. Manche Mind-Body-Therapien gehen mehr von der körperlichen Seite aus, z.B. Taichi, (dynamisches) Qigong oder auch Jacobson Training, andere mehr von der geistigen Seite, z.B. Meditation, Achtsamkeitsübungen, (inneres) Qigong.

Qigong beispielsweise umfasst eine dynamische Form mit Bewegungen des ganzen Körpers oder auch nur einzelner Gliedmaßen sowie eine innere Form, bei der nur subtile Körperbewegungen stattfinden. In beiden Formen allerdings werden die Atmung und der Geist einbezogen. Akupressur, Tuina und Shiatsu wiederum beruhen weitgehend auf denselben Grundsätzen wie die Akupunktur, sind jedoch nicht invasiv und werden vor allem mit den Fingern und Händen ausgeübt, um die körpereigenen Energien zu aktivieren und dazu beizutragen, das innere Gleichgewicht wieder herzustellen.

Alle diese Methoden und Übungen verbinden kontrollierte Atmung, Körperhaltung sowie sanfte und zusammenwirkende (synergetische) Bewegungen mit geistigen Anpassungen. Ihnen wird nachgesagt, dass sie die Lebensqualität erhöhen, zur Selbstpflege und zur Verbesserung von Gleichgewichtssinn (z.B. Sturzprävention), Muskelkraft und kognitiver Leistungsfähigkeit beitragen, sowie unterstützend sind bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, Bluthochdruck und Schmerzen.

Zugrundeliegende Daten

In den Review aufgenommen wurden Studien bis November 2019, die Englisch, Spanisch oder Portugiesisch verfasst sind und sich auf Mind-Body-Therapien aus dem Hintergrund der Traditionellen Chinesischen Medizin bezogen, nämlich Taichi, Qigong, Baduanjin3Baduanjin sind die acht Brokatübungen oder „Acht Edlen Übungen“, die in Österreich meist unter Qigong subsummiert werden., traditionelle chinesische Übungen, Shiatsu und Tuina. Von den ursprünglichen 299 Fundstellen erfüllten letztlich 160 Studien die erforderlichen Forschungskriterien, wobei die meisten Arbeiten aus den Jahren 2017 bis 2019 stammten.4Die meisten dieser Arbeiten erforschten Taichi und Qigong.

Grundlegend wurden die Methoden in eine Gruppe der chinesischen Körperübungen (Taichi, Qigong, Baduanjin, traditionelle chinesische Übungen) und in eine Gruppe manueller Stimulation von Akupunkturpunkten unterteilt (Shiatsu, Tuina). Am häufigsten fanden sich Studien zu chinesischen Körperübungen, hier am häufigsten zu Taichi und Qigong.

Die in den systematischen Übersichten gefundenen Ergebnisse wurden in acht große Bereiche unterteilt: Krebs, akute Erkrankungen, chronische Erkrankungen, physiologische und metabolische Indikatoren sowie Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen, Schmerzen, Patient*innensicherheit, psychische Indikatoren und psychische Störungen sowie Vitalität, Wohlbefinden und Lebensqualität.5Die Daten stammten aus den USA (50.3%), Großbritannien (23.7%), China (5.9%), Schweiz (5.1%), Singapur (2%), Deutschland (1.6%), Australien (1.4%) und England (1.25%).
Einschränkungen der Studie sind, so die Autor*innen, insbesondere, dass die einbezogenen systematischen Übersichten keine klaren Angaben zum Zeitpunkt der Übungen, zur Häufigkeit, zu weiteren Einzelheiten der einzelnen Übungen und zur Dauer der Interventionen enthielten. Daher kann die Heterogenität der Studien in Bezug auf die eingeschlossenen Teilnehmer*innen, Interventionscharakteristika, Dauer und Kontrollgruppen die Aussagekraft der Ergebnisse ebenfalls einschränken. Außerdem gab es keine Studien mit schwangeren Frauen.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Fogaça, Lissandra Zanovelo,  Portella, Caio Fabio Schlechta,  Ghelman, Ricardo,  Abdala, Carmen Verônica Mendes &  Schveitzer, Mariana Cabral: Mind-Body Therapies From Traditional Chinese Medicine: Evidence Map. Front. Public Health, Volume 9/2021. https://doi.org/10.3389/fpubh.2021.659075.
  • 2
    Mind-Body-Therapien beruhen auf der Erfahrung, dass Körper und Geist eine Einheit bilden. Sie berücksichtigen die Wechselwirkungen zwischen Gehirn, Geist, Körper und Verhalten und gehen davon aus, dass emotionale, mentale, soziale und spirituelle Faktoren die Gesundheit direkt beeinflussen können. Manche Mind-Body-Therapien gehen mehr von der körperlichen Seite aus, z.B. Taichi, (dynamisches) Qigong oder auch Jacobson Training, andere mehr von der geistigen Seite, z.B. Meditation, Achtsamkeitsübungen, (inneres) Qigong.
  • 3
    Baduanjin sind die acht Brokatübungen oder „Acht Edlen Übungen“, die in Österreich meist unter Qigong subsummiert werden.
  • 4
    Die meisten dieser Arbeiten erforschten Taichi und Qigong.
  • 5
    Die Daten stammten aus den USA (50.3%), Großbritannien (23.7%), China (5.9%), Schweiz (5.1%), Singapur (2%), Deutschland (1.6%), Australien (1.4%) und England (1.25%).
    Einschränkungen der Studie sind, so die Autor*innen, insbesondere, dass die einbezogenen systematischen Übersichten keine klaren Angaben zum Zeitpunkt der Übungen, zur Häufigkeit, zu weiteren Einzelheiten der einzelnen Übungen und zur Dauer der Interventionen enthielten. Daher kann die Heterogenität der Studien in Bezug auf die eingeschlossenen Teilnehmer*innen, Interventionscharakteristika, Dauer und Kontrollgruppen die Aussagekraft der Ergebnisse ebenfalls einschränken. Außerdem gab es keine Studien mit schwangeren Frauen.

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