Tierversuche von Bo Ri Seo (et al.) belegen, dass mechanische Druckanwendung die Muskelregeneration fördert, und erklären damit wesentliche Aspekte der Heilwirkung von Massage

Landschaft mit Bäumen

Druckanwendung fördert die funktionelle Regeneration schwer verletzter Muskeln

Zunächst untersuchten die Autor*innen, welche Kraftanwendung (Belastungskraft) bei schwerer Verletzung des M. tibialis anterior1Der M. tibialis anterior (vorderer Schienbeinmuskel) ist der wichtigste Extensor des Fußes, der vor allem auf die Sprunggelenke wirkt. Er liegt lateral an der Tibia. die Fibrose (im Vergleich zu einer unbehandelten Gruppe) reduziert. Während Kräfte von mehr als 0,6 N zu sichtbaren physischen Schäden der Haut führten, zeigten sich bei Kräften unter 0,15 N keine Verbesserungen. In den folgenen Versuchen beschränkten sich die Studienautor*innen deshalb auf einen Kraftbereich zwischen 0,15 und 0,6 N, was Muskeldehnungen von 10 bis 40 Prozent entspricht.

Die automatisierte Druckbelastung wurde nun ab dem ersten Tag der Verletzung (und bis zu 14 Tage) durchgeführt, wobei drei verschiedene Druckbelastungen angewendet wurden: 0,15, 0,30 und 0,6 N (die Mäuse der Kontrollgruppe blieben hingegen unbehandelt). Jeder der angewandten Drücke führte zu signifikanten Verbesserungen der interstitiellen2Das Interstitium bezeichnet in der Medizin den Raum zwischen Gewebe, Organen oder Zellen. Fibrose3Eine Fibrose bezeichnet die krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in Geweben und Organen bezeichnet, dessen Hauptbestandteil Kollagenfasern sind. Dabei wird das Gewebe des betroffenen Organes verhärtet. und der geschädigten Muskelfasern (gegenüber der Kontrollgruppe). Zwischen den drei verschiedenen Druckbedingen konnte hingegen kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.

Die Druckanwendung zeigte in allen Anwendungen durchgehend größere Myofasern, wobei die Querschnittsfläche der Muskelfasern als Indikator für Muskelwachstum und kontraktile Stärke gilt. Um zu überprüfen, ob die festgestellten histologischen Merkmale des verletzten Muskels auch wirklich mit der angenommenen höheren kontraktilen Stärke korrelieren, wurde zudem die tetanische Kraft4Als tetanisch bezeichnet man die andauernde Verkürzung (Kontraktion) einer Muskelzelle oder eines Muskelgewebes. des Muskels gemessen. Dabei zeigte sich, dass die behandelten Muskeln – in allen drei Druckbedingungen – eine stärkere Kontraktionskraft aufwiesen als die unbehandelten Muskeln, ja sogar als der unverletzte M. tibialis anterior.5Das Gewicht der Muskeln unterschied sich hingegen nicht signifikant.

In den weiteren Untersuchungen, die jetzt nur noch mit der 0,3N-Gruppe durchgeführt wurden, da alle Versuchsgruppen gleichwertige Verbesserungen aufwiesen, zeigte sich in der mit Druckanwendung behandelten Versuchsgruppe eine kontinuierlich steigende tetanische Kraft, was darauf hinweist, dass die Druckbehandlung die Regenerationsgeschwindigkeit beschleunigt.6Weitere Analysen zeigten, dass die Expression von embryonalen (Myh3) und perinatalen (Myh8) Myosin-Schwere-Ketten (MyHCs), die normalerweise nach einer Verletzung aktiviert werden, bis zum siebten Tag herunterreguliert wurde, während die Expression von adulten MyHCs (Myh4 und Myh7) mit der Zeit oder/und der Druck-Behandlung hochreguliert wurde. Im Gegensatz dazu zeigte die Druckanwendung aber keinen nennenswerten Einfluss auf die Gefäßdurchblutung, die sich generell nur langsam erholte.

Zusammengefasst zeigt die Studie (im Tierversuch), dass die Anwendung von Druck (innerhalb eines bestimmten Kraftbereichs) und die damit verbundene Dehnung die funktionelle Erholung eines schwer geschädigten Muskels fördert.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Der M. tibialis anterior (vorderer Schienbeinmuskel) ist der wichtigste Extensor des Fußes, der vor allem auf die Sprunggelenke wirkt. Er liegt lateral an der Tibia.
  • 2
    Das Interstitium bezeichnet in der Medizin den Raum zwischen Gewebe, Organen oder Zellen.
  • 3
    Eine Fibrose bezeichnet die krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in Geweben und Organen bezeichnet, dessen Hauptbestandteil Kollagenfasern sind. Dabei wird das Gewebe des betroffenen Organes verhärtet.
  • 4
    Als tetanisch bezeichnet man die andauernde Verkürzung (Kontraktion) einer Muskelzelle oder eines Muskelgewebes.
  • 5
    Das Gewicht der Muskeln unterschied sich hingegen nicht signifikant.
  • 6
    Weitere Analysen zeigten, dass die Expression von embryonalen (Myh3) und perinatalen (Myh8) Myosin-Schwere-Ketten (MyHCs), die normalerweise nach einer Verletzung aktiviert werden, bis zum siebten Tag herunterreguliert wurde, während die Expression von adulten MyHCs (Myh4 und Myh7) mit der Zeit oder/und der Druck-Behandlung hochreguliert wurde.

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