Newsletter 29 der Grünen Masseur*innen — Die kritische Alternative
Liebe/r …
willkommen bei der 29. Ausgabe des Newsletters der Grünen Masseur*innen!
(9. Mai 2024)
~ Die Ausbildung zum*zur Qualified Shiatsu Practitioner (QSP) ist NQR-Stufe 6
Während die Gewerbliche Massage (korrekter: der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung mit Befähigungsprüfung) schon im Oktober des Vorjahres – gemeinsam mit anderen gewerblichen Tätigkeiten mit Befähigungsprüfung – auf Stufe 6 des Nationalen Qualifikationsregister NQR zugeordnet wurde, waren die ganzheitlich in sich geschlossenen Systeme (Shiatsu, Tuina, Ayurveda, Jamche Kunye) davon ausgenommen. In den Genuss der pauschalen Zuordnung kamen sie nicht, weil sie keine formale (d.h. staatlich geregelte) Abschlussprüfung aufweisen, auch kein kompetenzorientiertes Curriculum. Nur ihr Ausbildungsprofil ist gesetzlich geregelt.
Diese Lücke für Shiatsu zu schließen, bemühte sich der Österreichische Dachverband für Shiatsu (ÖDS) seit 2019, indem er sich für „seine“, nicht-formale Ausbildung (mit Abschlussprüfung) ebenfalls um eine adäquate NQR-Zuordnung bemühte. Im dritten Anlauf wurde die Shiatsu-Ausbildung nun am 9. April der NQR-Stufe 6 zugeordnet.
Was bedeutet die NQR-Zuordnung?
Für Shiatsu-Praktiker*innen und -Schüler*innen führt die NQR-Zuordnung zu keinen unmittelbaren Auswirkungen auf ihren Berufs- oder Ausbildungsalltag, da die NQR-Zuordnung weder Einfluss auf die Gewerbeberechtigung hat, noch auf die Ausbildung gemäß den ÖDS-Kriterien, da das Curriculum 2019 die Basis für die Qualifikation QSP (Qualified Shiatsu Practitioner) bildet.
Eine mittelbare Auswirkung des NQR aber ist, dass mit ihm (europaweit) transparent nach außen (für Kund*innen ebenso wie für Entscheidungsträger*innen) kommuniziert wird, dass Shiatsu-Praktiker*innen eine hochwertige, mit einem Bachelor-Studium vergleichbare Ausbildung absolviert haben und weist öffentlich aus, welche Fähigkeiten und Kenntnisse sie dabei erworben haben (siehe nachfolgenden Beitrag).
Und selbst, wenn es auf gewerblicher Ebene Veränderungen geben sollte, die Qualifikation QSP hat nun einen europaweiten, gesetzlichen Status. Darüber hinaus bedeutet die Anerkennung im österreichischen NQR auch die Erfüllung EU-weiter Kriterien, wie sie für alle EU-Länder mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) vorgegeben wurden – und damit öffnet sich auf europäischer Ebene zugleich die Chance auf die Etablierung eines europaweit anerkannten Berufs.
Die Qualifikation Shiatsu-Praktitioner
~ Was die Shiatsu-Qualifikation ausmacht. Die kompetenzorientierte Beschreibung im NQR
Neun Kernkompetenzen, die die inhaltliche Tätigkeit von Shiatsu-Praktiker*innen erfassen, und vier weiterführende Kompetenzen beschreiben die Qualifikation(en) von Shiatsu-Praktiker*innen. Festgehalten sind diese im Überblick im nationalen Qualifikationsregister NQR und hier nachzulesen.
Details zu den neun Kernkompetenzen finden sich hier: LE 1, LE2, LE 3, LE 4, LE 5, LE 6, LE 7, LE 8 und LE 9.
~ Berührung wirkt
Speziell alle, die wir mit körperlicher Berührung arbeiten, wissen um die Wirksamkeit von Berührung auf vielen Ebenen. Aber nicht nur das Erfahrungswissen aus unserer Arbeit oder auch die weitreichenden Folgen der Isolation in der Zeit der Pandemie machen uns sicher, sondern auch zahlreiche Studien belegen, dass Berührung das körperliche ebenso wie das psychische Wohlbefinden fördert.
Der Frage, welche Faktoren die Wirksamkeit von Berührungsinterventionen ausmachen bzw. maßgeblich beeinflussen, sind aktuell der Neurowissenschaftler und Psychologe Julian Packheiser (Ruhr-Universität Bochum) und Mitarbeiter*innen in einer Metastudie nachgegangen: Dabei zeigen sich bei Erwachsenen die stärksten Wirkungen bei Angst, Depression, Müdigkeit und Schmerzen sowie mäßige Auswirkungen auf die Stimmung, den Blutdruck und das Stresshormon Cortison.
Während die Analyse der Wissenschaftler*innen keine bedeutsamen Unterschiede in Bezug auf die Art der Berührungsintervention nachweisen konnte, war die Anzahl der Behandlungen hingegen von Bedeutung für die Wirksamkeit der Berührung, nicht jedoch die Dauer der einzelnen Sitzungen … mehr dazu
~ Wie die evidenzbasierte Medizin die TCM sieht und bewertet
Alternative und komplementäre Medizin wird von der evidenzbasierten Medizin geradezu grundsätzlich kritisch betrachtet (siehe z.B. die Bewertung von Akupressur durch Natural Medicine), so auch die Tradtionelle Chinesische Medizin (TCM), zumal diese mit der Aufnahme des Kapitels „„traditional medicine conditions“ in der 11. Revision des ICD Eingang in den WHO-Diagnoseschlüssel gefunden hat (Link).
Das war auch der Anlass für den Review von Michael Eigenschink (et al.: A critical examination of the main premises of Traditional Chinese Medicine) sich kritisch mit der TCM und ihren Grundlagen auseinanderzusetzen, wobei die Autoren insbesondere die „fehlende Studienlage“ kritisieren … mehr dazu
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