Suziki, Mizue et al.: Physical and Psychological Effects of 6-Week Tactile Massage on Elderly Patients With Severe Dementia

Massage

Diskussion

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eine signifikante Abnahme im GBS für die intellektuellen und emotionalen Funktionen in der unbehandelten Gruppe (Kontrollgruppe), veränderten sich jedoch nicht in der Versuchsgruppe (Interventionsgruppe). Diese Werte stabil zu halten ist bedeutsam, da das fortschreitende Alter sogar innerhalb der beobachteten sechs Wochen zu funktionellen Rückgängen führen kann.

Hall und Buckwalter1Hall G, Buckwalter KC. Progressively lowered stress threshould. A conceptual model for care of adults with Alzheimer’s disease. Arch Psychiatr Nurs. 1987;1(6):399-406. konnten zeigen, dass es für ältere Patient*innen mit schwerer Demenz aufgrund der Beeinträchtigung ihrer kognitiven Funktionen schwerer ist, sensorische Stimulationen zu bewältigen, was zu ängstlichem Verhalten aufgrund einer Absenkung der Stressschwelle führt. In der vorliegenden Studie zeigen sich nach der Studienintervention bei allen vier Studienteilnehmer*innen, von denen alle Proben genommen werden konnten2Es erwies sich als schwierig, von den älteren Patient*innen mit schwerer Demenz alle notwendigen Speichelproben zu erhalten., signifikante Veränderungen (Reduktionen) in den Speichel-CgA-Werten, die als Stressindex gesehen werden können. Die Autor*innen gehen deshalb davon aus, dass die Reduktion des psychischen Stresses mit einer Verbesserung der Verhaltens- und psychologischen Symptome (BPSD) sowie der Aggressivität verbunden ist.

Die intellektuellen und emotionalenen Funktionen verringerten sich in der Kontrollgruppe, deren Teilnehmer*innen keine taktile Massage erhielten, konnten in der Interventionsgruppe jedoch aufrechterhalten werden.

Die Durchführung der taktilen Massage wurde über den relativ langen Zeitraum von sechs Wochen durchgeführt – von der Annahme ausgehend, dass die Behandlungen kaum/keine Auswirkungen auf das tägliche Verhalten und die bestehenden Symptome (BPSD) haben, wenn sich kein gutes Vertrauensverhältnis zwischen dem*der Behandler*in und dem*der Patient*in mit schwerer Demenz herstellen lässt. Gelingt die Herstellung eines Vertauensverhältnisses nicht, so wurde befürchtet, könnte die Massage als Verletzung des persönlichen Raums erlebt werden und Angst auslösen.

Dass die taktile Massage als nonverbale Kommunikation wirksam ist, könnte dazu beitragen, dass sich das Verständnis zwischen Patient*in und Krankenpfleger*in vertieft und die Pflege erleichtert. Dazu tragen auf Patient*innenseite Verbesserungen in den BPSD-Symptomen ebenso bei wie ein besserer Schlaf und auf Pfleger*innenseite möglicherweise ein größeres Verständnis von Demenz und demenzkranken PatientInnen.

Kitwood[ mfn]Kitwood T. Dementia Reconsidered: The Person Comes First. Berkshire, UK: Open University Press; 1997.[/mfn] geht davon aus, dass bei Menschen mit Demenz Liebe als wichtigstes psychologisches Bedürfniss im Mittelpunkt steht und fünf weitere, sich überschneidenden Bedürfnisse, die dazu beitragen, nämlich Zuspruch (Trost), Zuneigung (Verbundenheit), Zugehörigkeit (Einbezogensein), Beschäftigung (Tätigkeit) und Identität.3Comfort, attachment, inclusion, occupation, and identity.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass taktile Massage das Potenzial zu haben scheint, die Verhaltens- und psychologische Symptomatik (BPSD) bei älteren Patient*innen mit schwerer Demenz durch die fundamentale Verbindung von warmem Hand-zu-Hand-Kontakt mit Krankenpfleger*innen zu verbessern. Damit könnte es sich bei taktiler Massae um eine Methode der nonverbalen Kommunikation handeln, die angewendet werden kann, um bei älteren Patient*innen mit schwerer Demenz ein Gefühl von Menschlichkeit (wieder) herzustellen bzw. zu verstärken und (so) die Qualität der Demenzpflege insgesamt zu verbessern.

Einschränkend ist auszuführen, dass die Anzahl der Teilnehmer*innen der vorliegenden Studie gering war und dass der Umstand, dass es sich um ältere Patient*innen mit schwerer Demenz handelte, dazu führt, dass sich einige Teilnehmer*innen wegen Verschlechterung ihrer Symptomatik und anderen Gründen aus der Studie zurückziehen mussten. Auch war es nicht möglich, von einigen Teilnehmer*innen Speichelproben zu sammeln. Es ist deshalb notwendig, weitere Untersuchungen an einer größeren Anzahl von Teilnehmer*innen durchzuführen, um die Auswirkungen von taktiler Massage und der damit verringerten psychischen Belastung auf Aggressivität und andere Symptome im Zusammenhang mit Demenz näher aufzuklären.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Hall G, Buckwalter KC. Progressively lowered stress threshould. A conceptual model for care of adults with Alzheimer’s disease. Arch Psychiatr Nurs. 1987;1(6):399-406.
  • 2
    Es erwies sich als schwierig, von den älteren Patient*innen mit schwerer Demenz alle notwendigen Speichelproben zu erhalten.
  • 3
    Comfort, attachment, inclusion, occupation, and identity.

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