Suziki, Mizue et al.: Physical and Psychological Effects of 6-Week Tactile Massage on Elderly Patients With Severe Dementia

Massage

Behandlungsmethode

Taktile Massage ist eine Weichteilmassage, die sowohl Berührung als auch Massagegriffe beinhaltet und 2006 vom Japan Swedish Care Institute in Japan eingeführt wurde.1Taktile Massage ist eine Behandlungstechnik des Japan Sweden Care Institute’s Tactile Care Course I. Das Japan Care Institute registrierte die Technik der taktilen Massage allerdings als „Tactile Care“, um einen geschützten Markennamen zu erhalten. Sie soll dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern bei älteren Menschen mit schwerer Demenz sowie bei Patient*innen mit Sprachstörungen, die nur schwer in der Lage sind verbal zu kommunizieren.

Die Anwendung beginnt damit, dass der*die Krankenpfleger*in dem*der Patient*in mitteilt, dass es nun Zeit für ihre Massage sei und sie eine bequeme Körperhaltung einnehmen soll. Dann wickelt er*sie beide Hände des*der Patient*in in ein Handtuch, und beginnt – Hand für Hand (bei jeweils entferntem Handtuch) – mit der Behandlung. Dabei trägt er*sie gleich zu Beginn ein auf Körpertemperatur erwärmtes Olivenöl auf und beginnt (einem festgelegten Protokoll folgend) an den Fingern mit sanften Streichungen (Effleurage), um danach zu Hand und Handgelenk überzugehen.2Durchgeführt wurden die Massagen abseits von anderen Patient*innen, in einem ruhigen Raum oder in einem privaten Raum auf einer anderen Station, jeweils in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr.

Studienteilnehmer*innen

In die Studie aufgenommen wurden ältere Patient*innen, bei denen eine Demenz diagnostiziert wurde und die in einer spezialisierten Demenzstation stationär behandelt wurden. Die Diagnose wurde von einem*einer auf geriatrische Patient*innen spezialisierten Psychiater*in gemäß dem DSM-IV gestellt. Das Durchschnittsalter der Interventionsgruppe betrug 88,71 Jahre, das Durchschnittsalter der Kontrollgruppe 88,00 Jahre.

24 Studienteilnehmer*innen litten an einer Alzheimer-Erkrankung (12 in der Interventions- und 12 in der Kontrollgruppe) und 4 an einer zerebrovaskuläre Demenz (2 in der Interventions- und 2 in der Kontrollgruppe).

Die Teilnehmer*innen wurden einer Interventionsgruppe mit taktiler Massage oder einer Kontrollgruppe mit normaler Pflege ohne taktile Massage zugeteilt: 20 Personen in jeder Gruppe, die in Hinblick auf Geschlecht, Alter, Demenztypus, kognitive Funktionen und der Fähigkeit die täglichen Verrichtungen (activities of daily living, ADLs) vergleichbar waren. Um die Vergleichbarkeit zwischen den Gruppen zu erleichtern, wurde, fiel ein*e Teilnehmer*in einer Gruppe aus, auch der*die korrespondierende Patient*in der jeweils anderen Gruppe aus der Untersuchung herausgenommen.3Gründe für das Ausfallen wurden z.B. ein Krankenhauswechsel, die Entlassung, ein schlechter Geundheitszustand oder einfach nur der Umstand, dass der*die Patient*in nicht mehr teilnehmen wollte. Durch Ausfälle verringerte sich die Zahl der Teilnehmer*innen bis zum Ende der Studie auf 14 Teilnehmer*innen, 4 Männer und 10 Frauen.

Die Studienteilnehmer*innen in der Interventionsgruppe sollten fünfmal wöchentlich über sechs Wochen hinweg eine taktile Massagebehandlung erhalten (insgesamt 30 Behandlungen). In der Kontrollgruppe erhielten die Patient*innen keine Massagen, nahmen aber (genauso) an regelmäßigen Akativiäten, wie Musiktherapie oder Ergotherapie, teil. Letztlich aber wurde aus unterschiedlichen Gründen nur bei zwei Patient*innen das geplante Ziel von 30 Behandlungen erreicht. Die durchschnittliche Behandlungszahl beträgt 24,64.

Durchführung

Das Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen einer sechswöchigen taktilen Massage bei älteren Patient*innen mit Demenz auf körperliche und geistige Funktionen, Symptome von BPSD und Stress zu erforschen.4Die Studie wurde zwischen dem 28. September und dem 6. November 2009 durchgeführt. Gemessen wurden:

  • der Mini Mental State Examination (MMSE), der aus 30 Punkten auf 6 Subskalen (orientation, registration, attention and calculation, recall, language, and visual constriction) besteht. Die Gesamtpunktezahl liegt zwischen 0 und 30, wobei höhere MMSE-Werte einer besseren Funktionsfähigkeit entsprechen5Die MMSE-Interviews wurden von einem*einer Ergotherapeut*in durchgeführt, der*die Erfahrung mit der psychologischen Bewertung von älteren Menschen mit schwerer Demenz hat.;
  • die Gottfries-Brane-Steen-Skala (GBS), die sich auf qualitative Unterschiede in der Demenz konzentriert und eine 0- bis 6-Punkte-Skala benützt, um motorische Funktion, intellektuelle Funktion, emotionale Funktion und verschiedene Symptome zu bewerten, die bei Demenz häufig auftreten. Höhere Werte bedeuten schlechtere Funktionen6Krankenpfleger*innen, die für die Teilnehmer*innen der Interventions- und Kontrollgruppen verantwortlich waren, führten die Evaluationen durch.;
  • die Behavior Pathology in Alzheimer’s Disease, Rating Scale (BEHAVE-AD), die die medizinische Wirkung der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Krankheit anhand von paranoider und wahnhafter Vorstellungen, Halluzinationen, Aktivitätsstörungen, Tagesrhythmusstörungen, affektiven Störungen, Ängsten und Phobien sowie einem globalen Wert bewertet. Auch hier bedeuten höhere Werte eine schlechtere Funktionsweise7Krankenpfleger*innen, die für die Teilnehmer*innen der Interventions- und Kontrollgruppen verantwortlich waren, führten die Bewertungen durch.; und
  • das Speichelchromogranin8 Chromogranin A (CgA) hat unter anderem Auswirkungen auf die Funktion von Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Nebenschilddrüsen, Immunsystem und Herzkreislaufsystem. Zudem wird CgA als Stressmarker eingesetzt, siehe z.B. Kanamaru Y, Kikukawa A und Shimamura K: Salivary chromogranin-A as a marker of psychological stress during a cognitive test battery in humans. Stress. 2006 Sep;9(3):127-31. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17060047 (Zugriff 23.02.2018). Um zirkadiane Schwankungen zu vermeiden, wurden die Messungen des Speichels CgA sowohl von der taktilen Massagetherapie als auch von der Kontrollgruppe zu festen Zeiten durchgeführt. A (CgA) als Indikator für Stress. Diese Werte wurden vor und nach den Behandlungen jeweils um 16 und um 17 Uhr bestimmt.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Taktile Massage ist eine Behandlungstechnik des Japan Sweden Care Institute’s Tactile Care Course I. Das Japan Care Institute registrierte die Technik der taktilen Massage allerdings als „Tactile Care“, um einen geschützten Markennamen zu erhalten.
  • 2
    Durchgeführt wurden die Massagen abseits von anderen Patient*innen, in einem ruhigen Raum oder in einem privaten Raum auf einer anderen Station, jeweils in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr.
  • 3
    Gründe für das Ausfallen wurden z.B. ein Krankenhauswechsel, die Entlassung, ein schlechter Geundheitszustand oder einfach nur der Umstand, dass der*die Patient*in nicht mehr teilnehmen wollte.
  • 4
    Die Studie wurde zwischen dem 28. September und dem 6. November 2009 durchgeführt.
  • 5
    Die MMSE-Interviews wurden von einem*einer Ergotherapeut*in durchgeführt, der*die Erfahrung mit der psychologischen Bewertung von älteren Menschen mit schwerer Demenz hat.
  • 6
    Krankenpfleger*innen, die für die Teilnehmer*innen der Interventions- und Kontrollgruppen verantwortlich waren, führten die Evaluationen durch.
  • 7
    Krankenpfleger*innen, die für die Teilnehmer*innen der Interventions- und Kontrollgruppen verantwortlich waren, führten die Bewertungen durch.
  • 8
    Chromogranin A (CgA) hat unter anderem Auswirkungen auf die Funktion von Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Nebenschilddrüsen, Immunsystem und Herzkreislaufsystem. Zudem wird CgA als Stressmarker eingesetzt, siehe z.B. Kanamaru Y, Kikukawa A und Shimamura K: Salivary chromogranin-A as a marker of psychological stress during a cognitive test battery in humans. Stress. 2006 Sep;9(3):127-31. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17060047 (Zugriff 23.02.2018). Um zirkadiane Schwankungen zu vermeiden, wurden die Messungen des Speichels CgA sowohl von der taktilen Massagetherapie als auch von der Kontrollgruppe zu festen Zeiten durchgeführt.

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