Qualifikationen gewinnen zunehmend an Bedeutung: Jobvermittlung am AMS nach Kompetenzen statt Berufen

Bewerbung

Kompetenzen, Kenntnisse und Fertigkeiten (Qualifikationen) werden mit dem europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) erfasst, dessen Ziel Vergleichbarkeit, Übersetzbarkeit und Transparenz von Qualifikationen zwischen den Mitgliedsstaaten der EU ist.1Vorbild dieser europaweiten Vergleichbarkeit von Ausbildungen ist der Bologna-Prozess, der auf eine Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen und die Schaffung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums abzielt. Zu diesem Zweck wurde in Österreich (wie auch in den anderen Mitgliedsstaaten) auf Empfehlung der Europäischen Kommission ein nationales Qualifikationsregister (NQR) geschaffen, das Berufsqualifikationen abbildet.2NQR-Niveau 6 gilt seit Oktober 2018 für alle Meister- und seit Oktober 2023 auch für 31 Befähigungsprüfungen. Das bedeutet zugleich, dass für alle diese Handwerks- und Dienstleistungsberufe Qualifikationsprofile erstellt wurden. D.h. es wurden die Kompetenzen, Kenntnisse und Fähigkeiten (und deren Umfang) erfasst, die die jeweiligen Berufe ausmachen und die für die Anmeldung eines bestimmten Gewerbes (und damit Ausübung dieses Berufs) erforderlich sind.

Die zunehmende Komplexität am Arbeitsmarkt, die ständig neue Berufsbilder hervorbringt und zunehmende Spezialisierung erfordert, führt dazu, so AMS-Chef Johannes Kopf in einer Aussendung der Austria Presse Agentur (APA), dass selbst „immer mehr Firmen suchen etwas, wo sie nicht mehr wissen, wie man es nennt.“ Dazu kommt, dass die Zahl ausländischer Arbeitskräfte gestiegen ist, die vielleicht formal die erforderlichen Kriterien für einen Job nicht erfüllen, wie einen Lehrabschluss, aber wohl nötige Qualifikationen anderweitig erworben haben. Außerdem sind die Lebensläufe bunter geworden sind, es gibt häufigere Jobwechsel und auch Lebensläufe mit mehreren Umbrüchen.

Das Arbeitsmarktservice (AMS) versucht dieser Situation mit einem sogenannten Kompetenzmatching Herr zu werden. Berufsbezeichnungen rücken dabei in den Hintergrund, wohingegen die Fähigkeiten von Arbeitssuchenden verstärkt in den Fokus gelangen. Mehr als 25.000 einzelne Kompetenzen kennt das AMS mittlerweile, diese reichen von EDV-Kenntnissen, über technische Fähigkeiten bis hin zu sozialem Know-how. Denn „je mehr bekannt ist über die Kompetenzen, die jemand mitbringt, desto besser kann eine Vermittlung gelingen“, so Arbeitsminister Martin Kocher.

Ziel ist es, die zusammenzubringen, die gut zusammenpassen, auch wenn Jobtitel und Berufsbezeichnung vordergründig nicht übereinstimmen („matchen“). Im Kompetenzmatching geht es deshalb um den Abgleich von beruflichen und fachlichen Kompetenzen, Zertifikaten und Sprachen, die Arbeitsuchende mitbringen, und jenen, die Unternehmen nachfragen. Und sollten einzelne (bestimmte) Kompetenzen fehlen, ist es Ziel und Aufgabe des AMS, Arbeitssuchende darin zu unterstützen, sich diese anzueignen.

Quellen

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Vorbild dieser europaweiten Vergleichbarkeit von Ausbildungen ist der Bologna-Prozess, der auf eine Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen und die Schaffung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums abzielt.
  • 2
    NQR-Niveau 6 gilt seit Oktober 2018 für alle Meister- und seit Oktober 2023 auch für 31 Befähigungsprüfungen. Das bedeutet zugleich, dass für alle diese Handwerks- und Dienstleistungsberufe Qualifikationsprofile erstellt wurden. D.h. es wurden die Kompetenzen, Kenntnisse und Fähigkeiten (und deren Umfang) erfasst, die die jeweiligen Berufe ausmachen und die für die Anmeldung eines bestimmten Gewerbes (und damit Ausübung dieses Berufs) erforderlich sind.