Foster, Nadine E. et al.: Prevention and treatment of low back pain: evidence, challenges, and promising directions

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Ein wesentliches Hindernis für die Veränderung der klinischen Pfade stellen die aktuellen Modelle der Kostenerstattung im Gesundheitswesen dar, die eher Volumen als Qualität belohnen und eine Vergütung nicht für die Wirksamkeit der Behandlung von Patient*innen, sondern für den Umfang ihrer Behandlung bieten.1Fuhrmans V: Withdrawal treatment: a novel plan helps hospital wean itself off pricey tests. The Wall Street Journal (New York). Jan 12, 2007.

Mit der Besserung der Schmerzen im unteren Rücken wird eine Rückkehr zur Arbeit erwartet. Der Zusammenhang zwischen Schmerz, Funktion und Rückkehr an den Arbeitsplatz ist jedoch schwach. Reviews deuten darauf hin, dass sich der Zusammenhang mit der Dauer der Rückenschmerzen verändert. Es gibt einen positiven Zusammenhang in der akuten Phase, keinen Zusammenhang in der subakuten Phase und einen negativen Zusammenhang in der chronischen Phase.

Betroffene können ihre Funktion verbessern und zur Arbeit zurückkehren, auch wenn die Schmerzen noch bestehen. Die Rückkehr zur Arbeit erfolgt, so zeigen die Forschungsergebnisse, vor der völligen Genesung. Rückenschmerzen und Arbeits(un)fähigkeit sollten deshalb immer zusammen betrachtet werden. Aus den USA und Schweden liegen dazu Beispiele (2011 und 2016) für frühzeitige Interventionen vor, die den Schwerpunkt auf die Problemlösung am Arbeitsplatz verlagern und zu weniger Behindertentagen, einer früheren Rückkehr an den Arbeitsplatz und einer geringeren Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung führen.2Wickizer TM, Franklin G, Fulton-Kehoe D, et al.: Improving quality, preventing disability and reducing costs in workers’ compensation healthcare: a population-based intervention study. Med Care 2011; 49: 1105-11.
Linton SJ, Boersma K, Traczyk M, Shaw W, Nicholas M.: Early workplace communication and problem solving to prevent back disability: results of a randomized controlled trial among high-risk workers and their supervisors. J Occup Rehabil 2016; 26: 150-59.

Betroffene mit höheren Jahreseinkommen scheinen eher zu glauben, dass man während einer Episode von unteren Rückenschmerzen aktiv bleiben sollte.3Suman A, Bostick GP, Schaafsma FG, Anema JR, Gross DP: Associations between measures of socio-economic status, beliefs about back pain, and exposure to a mass media campaign to improve back beliefs. BMC Public Health 2017; 17: 504. Für Personen aus niedrigeren sozioökonomischen Gruppen sollten deshalb spezifische und gezielte Interventionen entwickelt werden, um gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern, Hindernisse für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu beseitigen und den Weg aus der Armut zu erleichtern.

Schlussfolgerungen

Trotz weltweit ähnlichen Richtlinienempfehlungen für die Behandlung von unteren Rückenschmerzen ist die Lücke zwischen Evidenz und Praxis allgegenwärtig. Die nächsten Schritte könnten die Konzentration auf Schlüsselprinzipien sein, wie die Notwendigkeit unnötige (ineffektive) Gesundheitsversorgung bei Rückenschmerzen zu reduzieren, Menschen dabei zu unterstützen, aktiv zu sein und am Arbeitsplatz zu bleiben, und nicht hilfreiche „klinische Pfade“ und Erstattungsmodelle für Patient*innen zu reformieren.

Individuelle Strategien sind dazu in den unterschiedlichen Ländern erforderlich, um Behinderungen zu vermeiden bzw. zu minimieren und die Teilnahme an körperlichen und sozialen Aktivitäten zu fördern. Die Ausgangssituation in Ländern mit hohen Einkommen unterscheidet sich dabei von der in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen ebenso wie deren Prioritäten. Keine einheitliche Lösung wird überall effektiv sein, und eine gemeinsame, globale Anstrengung, so die Studienautor*innen, wird Zeit, Entschlossenheit und Organisation erfordern. Ohne die gemeinsamen Anstrengungen von Betroffenen, Politiker*innen, Kliniker*innen und Forscher*innen, die für die Entwicklung und Umsetzung wirksamer Lösungen notwendig sind, werden die Kosten und andere negative Auswirkungen noch weiter zunehmen.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Fuhrmans V: Withdrawal treatment: a novel plan helps hospital wean itself off pricey tests. The Wall Street Journal (New York). Jan 12, 2007.
  • 2
    Wickizer TM, Franklin G, Fulton-Kehoe D, et al.: Improving quality, preventing disability and reducing costs in workers’ compensation healthcare: a population-based intervention study. Med Care 2011; 49: 1105-11.
    Linton SJ, Boersma K, Traczyk M, Shaw W, Nicholas M.: Early workplace communication and problem solving to prevent back disability: results of a randomized controlled trial among high-risk workers and their supervisors. J Occup Rehabil 2016; 26: 150-59.
  • 3
    Suman A, Bostick GP, Schaafsma FG, Anema JR, Gross DP: Associations between measures of socio-economic status, beliefs about back pain, and exposure to a mass media campaign to improve back beliefs. BMC Public Health 2017; 17: 504.

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