Definitionen von Gesundheit und Krankheit

Gesundheit/Feude

Krankheitsmodelle

  • Biomedizinisches Krankheitsmodell
    Das biomedizinische Krankheitsmodell entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss naturwissenschaftlichen Denkens, das davon ausgeht, dass der Körper mit einer Maschine vergleichbar ist, deren Funktionen und Funktionsstörungen verstanden werden können, indem die Organsysteme und -strukturen sowie die physiologischen Prozesse möglichst genau analysiert werden. Krankheitssymptome (körperliche Beschwerden, körperliche Veränderungen, psychische Auffälligkeiten) werden so durch organische (anatomische oder physiologische) Defekte erklärt, die die eigentliche Krankheit bilden. Entscheidend ist das Erkennen des Defekts und die Suche nach Möglichkeiten, ihn zu beheben. Der kranke Mensch als Subjekt und Handelnder wird in diesem Konzept allerdings weitgehend ausgeklammert. Er ist passives Objekt physikalischer Prozesse, auf die seine psychische und soziale Wirklichkeit und sein Verhalten keinen Einfluss haben. 
  • Biopsychosoziales Krankheitsmodell
    Im erweiterten, biopsychosozialen Krankheitsmodell werden sowohl somatische (körperliche) als auch psychosoziale Faktoren zur Erklärung von Erkrankungen herangezogen, denn für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten sind psychische und soziale Faktoren nachweislich von Bedeutung und selbst die Diagnoseerstellung und die Krankheitsbehandlung werden davon beeinflusst.
    Mit der Erweiterung des biomedizinischen Modells um psychische (und auch soziale) Bedingungsfaktoren ist allerdings nicht immer eine grundsätzliche Neuorientierung in der Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit verbunden. Statt das Vulnerabilitätskonzept  durch z.B. die Einbeziehung von protektiven Ressourcen  zu erweitern und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Systemen des Körpers zu berücksichtigen (wie z.B. in der Psychoneuroimmunologie), bestimmt nach wie vor das biomedizinische Krankheitsmodell (mit einem gewissen Maß an Integration von psychologischem Wissen) die heutige Schulmedizin und Prävention.          

Primäre Quelle

  • Jürgen Bengel, Regine Strittmatter & Hildegard Willmann: „Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert“. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung Band 6, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln 2001

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