Chou, Roger et al.: Nonpharmacologic Therapies for Low Back Pain

Massage

Auswirkungen auf die klinische Praxis

Aktuelle Richtlinien beinhalten keine Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, die sich bei chronischen unteren Rückenbeschwerden gleich effektiv zeigt wie die kognitive Verhaltenstherapie. Aktuelle Leitlinien empfehlen eine Nichtopioid-über-Opioid-Therapie bei chronischen Schmerzen, der Zugang zu und die Kostenerstattung für bestimmte nicht-pharmakologische Therapien sind jedoch weiterhin begrenzt.

Bei akuten unteren Rückenschmerzen werden die meisten Patient*innen mit oder ohne Therapie beschwerdefrei. Aus diesem Grund erachten die Autor*innen Strategien, die auf wirksame Therapien für Patient*innen mit erhöhtem Chronizitätsrisiko abzielen, als die am sinnvollsten und effizientesten.1Hill JC, Whitehurst DG, Lewis M, Bryan S, Dunn KM, Foster NE, et al. Comparison of stratified primary care management for low  back pain with current best practice (STarT Back): a randomised controlled trial. Lancet. 2011; 378:1560-71. [PMID: 21963002] doi:10 .1016/S0140-6736(11)60937-9.

Begrenzungen

Aufgrund der großen Anzahl von Interventionen war es nicht möglich, die gesamte Primärliteratur zu überprüfen. In die Studie einbezogen wurden qualitativ hochwertige, neuere systematische Übersichtsarbeiten, die für den Prüfungsumfang am relevantesten waren2Whitlock EP, Lin JS, Chou R, Shekelle P, Robinson KA: Using existing systematic reviews in complex systematic reviews. Ann Intern Med. 2008; 148:776-82. [PMID: 18490690]., ergänzt durch zusätzliche Primärstudien.

Die in systematischen Übersichtsarbeiten berichteten Meta-Analysen wurden nicht aktualisiert, sondern die Konsistenz der Ergebnisse neuer Studien gegen gepoolte Schätzungen qualitativ bewertet. Nicht-englischsprachige Artikel wurden ausgeschlossen und auch nach rein abstrakten Publikationen wurde nicht gesucht.

Aufgrund der geringen Anzahl von Studien für die meisten Vergleiche, der methodischen Einschränkungen und der Heterogenität der Studien waren die AutorInnen nur eingeschränkt in der Lage, eine abschließende Bewertung vorzunehmen. Einige nicht-pharmakologische Interventionen wurden nicht behandelt, wie z.B. Aufklärung, Ratschläge aktiv zu bleiben, Matratzen und Schuheinlagen, ebenso der Vergleich nicht-pharmakologischer Therapien mit chirurgischen oder interventionellen Eingriffen.

Einschränkungen gibt es auch in der Evidenzbasis. Die Auswirkungen auf Schmerz und Funktion wurden typischerweise als mittlere Unterschiede bei oder kurz nach der Intervention berichtet, so dass es schwierig ist, festzustellen, ob der Nutzen nachhaltig war. Und nur wenige Studien berichten über die Wahrscheinlichkeit klinisch signifikanter Verbesserungen.3Moore RA, Derry S, Wiffen PJ: Challenges in design and interpretation of chronic pain trials. BrJAnaesth.2013; 111:38-45.[PMID: 23794643] doi:10.1093/bja/aet126.

Hinsichtlich der verwendeten Techniken, der Anzahl der Behandlungssitzungen und der Dauer oder Intensität der Sitzungen waren die Studien sehr heterogen. Akupunktur-Studien zum Beispiel variieren in der Körperseite der Nadelung, der Nadellänge, der Anzahl und der Dauer der Akupunktur-Sitzungen ebenso wie der Art der Scheinbehandlung (zum Beispiel nicht durchdringende Nadeln an richtigen Akupunktur-Stellen oder aber durchdringende Nadeln an Nicht-Akupunktur-Stellen).

Für viele nicht-pharmakologische Interventionen ist es zudem schwierig, Patient*innen oder Leistungserbringer effektiv zu verblinden, so dass einige beobachtete Effekte das Ergebnis von unspezifischen Effekten im Zusammenhang mit Nadelung, Massage, Manipulation oder andere behandlungstechnische Aspekte (wie Aufmerksamkeits- oder Placeboeffekte) gewesen sein könnten.4Kalauokalani D, Cherkin DC, Sherman KJ, Koepsell TD, Deyo RA: Lessons from a trial of acupuncture and massage for low back pain: patient expectations and treatment effects. Spine (Phila Pa 1976). 2001; 26:1418-24. [PMID: 11458142].
Linde K, Witt CM, Streng A, Weidenhammer W, Wagenpfeil S, Brinkhaus B, et al.; The impact of patient expectations on outcomes in four randomized controlled trials of acupuncture in patients with chronic pain. Pain. 2007; 128:264-71. [PMID: 17257756].

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mehrere nichtmedikamentöse Therapien bei Schmerzen im unteren Rückenbereich mit kleinen bis mittleren, vor allem kurzfristigen Auswirkungen auf den Schmerz verbunden sind. Die Auswirkungen auf die Funktion sind im Allgemeinen geringer als die auf die Schmerzen, und die meisten Wirkhinweise finden sich für chronische Rückenschmerzen.

Neue Erkenntnisse unterstützen zudem die Wirksamkeit von Geist-Körper-Interventionen. Weitere Forschungsarbeiten sind aber, so die AutorInnen, erforderlich, um wirksame nichtmedikamentöse Behandlungen für radikuläre und akute Schmerzen im unteren Rückenbereich zu identifizieren und die zusätzlichen Vorteile der Kombination von Interventionen sowie die effektivsten Behandlungskombinationen und -sequenzen zu verstehen.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Hill JC, Whitehurst DG, Lewis M, Bryan S, Dunn KM, Foster NE, et al. Comparison of stratified primary care management for low  back pain with current best practice (STarT Back): a randomised controlled trial. Lancet. 2011; 378:1560-71. [PMID: 21963002] doi:10 .1016/S0140-6736(11)60937-9.
  • 2
    Whitlock EP, Lin JS, Chou R, Shekelle P, Robinson KA: Using existing systematic reviews in complex systematic reviews. Ann Intern Med. 2008; 148:776-82. [PMID: 18490690].
  • 3
    Moore RA, Derry S, Wiffen PJ: Challenges in design and interpretation of chronic pain trials. BrJAnaesth.2013; 111:38-45.[PMID: 23794643] doi:10.1093/bja/aet126.
  • 4
    Kalauokalani D, Cherkin DC, Sherman KJ, Koepsell TD, Deyo RA: Lessons from a trial of acupuncture and massage for low back pain: patient expectations and treatment effects. Spine (Phila Pa 1976). 2001; 26:1418-24. [PMID: 11458142].
    Linde K, Witt CM, Streng A, Weidenhammer W, Wagenpfeil S, Brinkhaus B, et al.; The impact of patient expectations on outcomes in four randomized controlled trials of acupuncture in patients with chronic pain. Pain. 2007; 128:264-71. [PMID: 17257756].

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