WHO-Gipfel zu traditioneller Medizin
Für den 17. und 18. August 2023 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), parallel zum G20-Gesundheitsminister*innentreffen, zu einem Summit in Indien eingeladen, dessen Fokus die traditionelle Medizin war. Ausgerichtet von der WHO gemeinsam mit der indischen Regierung waren die Teilnehmer*innen sowohl Praktizierende traditioneller Medizin als auch politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler*innen u.a.m.
Während die WHO betonte, dass der Summit einen evidenzbasierten Ansatz verfolgt, befürchteten Kritiker, dass damit ineffektive Methoden propagiert werden und – neben Geldverschwendung – auch die Behandlung vieler Patient*innen damit suboptimal wird. Denn während Ayurveda-Behandlungen im Westen vor allem als Wellness-Behandlungen bekannt wurden, ist das traditionelle Medizinsystem für viele Menschen in Indien die einzige verfügbare medizinische Behandlung – allerdings, wie kritisiert wird, ohne Nachweis von Evidenz. Und schon 2022 hat die Integration von „traditional medicine conditions“ in den ICD-11, die 11. Revision des „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems” Kritiker*innen auf den Plan gerufen.
„Milliarden von Menschen“, so wird Shyama Kuruvilla, der WHO-Leiter des Global Centre for Traditional Medicine und WHO-Cheforganisator des Summits zitiert, „verwenden bereits traditionelle Arzneimittel, deshalb müsse die Organisation erforschen, wie sie diese in die konventionelle Gesundheitsversorgung integrieren kann“. Die wissenschaftliche Untersuchung sei nötig, um ihre Verwendung gründlicher zu verstehen. Aber, so wenden Kritiker*innen ein, müsse man diese Medizinen den gleichen rigorosen Qualitätskriterien unterwerfen wie die evidenzbasierte Medizin, um zu entscheiden, welche Methoden sich bewähren und welche nicht.
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