Was Berührung bewirkt. Eine Metaanalyse
Einfluss von Häufigkeit und Dauer
Bei Erwachsenen lag die durchschnittliche Dauer der Berührungen in allen Studien bei 20 Minuten und die durchschnittliche Anzahl der Berührungen bei vier Sitzungen mit einem durchschnittlichen Zeitabstand von 2,3 Tagen zwischen den einzelnen Sitzungen. Bei Neugeborenen betrug die durchschnittliche Dauer der Berührungen in allen Studien 17,5 Minuten, und die durchschnittliche Anzahl der Berührungen lag bei sieben Sitzungen mit einem durchschnittlichen Zeitabstand von 1,3 Tagen zwischen den einzelnen Sitzungen.
Die Durchführung von mehr Berührungssitzungen erhöhte die Wirksamkeit bei Erwachsenen, unabhängig davon, ob der Gesamtnutzen1p < 0,001, Hedges‘ g = 0,02., der körperliche2p = 0,003, Hedges‘ g = 0,02. oder der psychisch/mentale Nutzen3p < 0,001, Hedges‘ g: 0,02. berücksichtigt wurde. Die genauere Analyse zeigte positive Assoziationen zwischen der Anzahl der Behandlungen und den Ergebnissen für Angst, Depression und Schmerzen4p jeweils < 0,001 und Hedges‘ g jeweils 0,03., was darauf hindeutet, dass wiederholte Sitzungen notwendig sind, um diese Zustände zu verbessern.
Weder eine Erhöhung der Anzahl der Sitzungen bei Neugeborenen noch eine Erhöhung der Dauer der Berührung pro Sitzung bei Erwachsenen oder Neugeborenen führte zu einer Verbesserung der körperlichen oder geistigen Gesundheit. Überraschenderweise aber fanden sich signifikante negative Assoziationen zwischen der Dauer der Berührung und der Verringerung von Cortisol und Herzfrequenzparametern.
Einfluss von Geschlecht und Alter
Obwohl das Geschlechterverhältnis in den Studien deutlich zugunsten von Frauen ausfällt (Median: 83 Prozent Frauen), findet sich kein genereller Zusammenhang zwischen dem Geschlechterverhältnis und körperlichen wie auch psychisch/mentalen Gesundheitsvorteilen, wohl aber – im spezifischen Vergleich – zwischen dem Geschlechterhältnis und der Verringerung der Cortisolsekretion, was auf einen größeren Nutzen bei Frauen hindeutet.5p = 0,033, Hedges‘ g: 0,01. Im Gegensatz zu den Erwachsenen war das Geschlechterverhältnis in den Stichproben von Neugeborenen ausgeglichen (im Median 53 % Mädchen) und es gab keinen signifikanten Zusammenhang mit dem allgemeinen und dem körperlichen Gesundheitsnutzen von Berührung.6Für die Analyse psychisch/mentaler Gesundheit lagen nicht genügend Daten für die weitere Analyse vor.
Das mittlere Alter für Erwachsene betrug 42,6 Jahre. Zusammenhänge zwischen dem Alter der Personen und dem allgemeinen, dem physischen und dem psychisch/mentalen Benefit von Berührung findet sich nicht, wohl aber ein signifikanter positiver Zusammenhang zwischen dem Durchschnittsalter und dem positiven Affekt sowie dem systolischen Blutdruck.
Die Analyse der vorliegenden Studien nach berührtem Körperteil brachte einen signifikant höheren gesundheitlichen Nutzen für die Berührung des Kopfes im Vergleich zur Berührung des Arms, aber auch im Vergleich zur Berührung des Rumpfes für die körperliche Gesundheit.7Zudem konnte festgestellt werden, dass die Berührung des Armes einen geringeren Nutzen für die psychisch/mentale Gesundheit mit sich brachte als für die körperliche Gesundheit.
Weitere Ergebnisse der Analyse
Im Vergleich von uni- und bidirektionalen Berührungen zeigte sich ein höherer gesundheitlicher Nutzen bei unidirektionalen Berührungsinterventionen, deutlicher sogar noch für die psychisch/mentale Gesundheit.
Aber auch der Studienort scheint von Bedeutung für die Gesamt-Wirksamkeit von Berührung, denn diese war in Südamerika signifikant effektiver als in Noramerika und in Europa, bei Neugeborenen hingegen in Nordamerika schwächer als in Asien und Europa. Für die differenzierte Betrachtung von physischer und psychisch/mentaler Gesundheit fanden sich allerdings keine Auswirkungen des Studienortes.
Gesundheitliche Auswirkungen von Berührungen bei Tieren
Im Rahmen der Studie wurden auch die gesundheitlichen Auswirkungen von Berührungen bei Tieren in 19 Studien mit insgesamt 911 Tieren untersucht, wobei die meisten Tiere Nagetiere waren.810 Studien mit Ratten, 4 Studien mit Mäusen, 2 Studien mit Makaken, eine Studie mit Katzen, eine Studie mit Lämmern und 1 Studie mit Korallenriff-Fischen. Die Studien zeigen 71,4 Prozent positive Auswirkungen auf „mental health-like parameters“9Parameter, die mit psychisch/mentaler Gesundheit assoziiert werden können. und 81,8 Prozent positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheitheit der Versuchstiere, die vor allem von Menschen berührt wurden (16 Studien), was die Bedeutung von Berührung zusätzlich unterstreicht.
Anmerkungen/Fußnoten
- 1p < 0,001, Hedges‘ g = 0,02.
- 2p = 0,003, Hedges‘ g = 0,02.
- 3p < 0,001, Hedges‘ g: 0,02.
- 4p jeweils < 0,001 und Hedges‘ g jeweils 0,03.
- 5p = 0,033, Hedges‘ g: 0,01.
- 6Für die Analyse psychisch/mentaler Gesundheit lagen nicht genügend Daten für die weitere Analyse vor.
- 7Zudem konnte festgestellt werden, dass die Berührung des Armes einen geringeren Nutzen für die psychisch/mentale Gesundheit mit sich brachte als für die körperliche Gesundheit.
- 810 Studien mit Ratten, 4 Studien mit Mäusen, 2 Studien mit Makaken, eine Studie mit Katzen, eine Studie mit Lämmern und 1 Studie mit Korallenriff-Fischen.
- 9Parameter, die mit psychisch/mentaler Gesundheit assoziiert werden können.