Ultrahochverarbeitete Lebensmittel wirken sich negativ auf Gesundheit und Lebenserwartung aus – eine Metaanalyse
Ergebnisse
71 Prozent der gepoolten Analysen (32 Studien) zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen einem höheren Verzehr ultrahochverarbeiteter Lebensmittel und einem höheren Risiko für negative gesundheitliche Folgen (p≤0,051Bei p≤0,01 zeigt sich statistische Signifikanz bei 11 (34 %) der Studien.). Im Detail betrachtet wurde der Einfluss hochverarbeiteter Lebensmittel auf Sterblichkeit, Krebs, psychische Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen, gastrointestinale Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen:
- Sterblichkeit: Die Analyse der vorliegenden Studie2Gepoolte Effektschätzungen. zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen einer „stärkeren Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln“ (d.h. dem Verzehr einer größeren Menge an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln) und einem höheren Risiko für alle Todesursachen.3Insbesondere höhere kardiovaskuläre und carzinogene Sterblichkeit.
- Krebs: Neben einem direkten Zusammenhang zwischen einer „stärkeren Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln“ und einem höheren generellen Risiko für Krebserkrankungen, zeigen sich zusätzlich direkte Assoziationen zu einem Darmkrebsrisiko und (mit begrenzter Evidenz) zu einem Brustkrebs-, ZNS-Krebs- und Prostatakrebsrisiko sowie zu chronischer lymphatischer Leukämie.
- Psychische Erkrankungen: Die Analyse zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen einer „stärkeren Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln“ und einem höheren Risiko für Schlafstörungen sowie für Angst- und depressive Störungen.
- Atemwegserkrankungen: Es gibt begrenzte Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer „stärkeren Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln“ und einem höheren Risiko, an Asthma zu erkranken und Atemnebengeräusche (Keuchen, Pfeifen) zu entwickeln.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Die Analyse zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen einer „stärkeren Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln“ und einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Todesfälle. Zudem zeigt sich ein höheres Risiko für Bluthochdruck. Für einen Zusammenhang mit Hypertriglyceridämie4Hypertriglyceridämie ist eine Fettstoffwechselstörung bei der es zu erhöhten Trigylceridwerten im Blut kommt. und eine niedrige High-Density-Lipoprotein-Konzentrationen5Die Konzentration von HDL ist invers mit dem kardiovaskulären Risiko assoziiert. hingegen finden sich nur schwache bis keine Hinweise.
- Magen-Darm-Erkrankungen: Die Analyse zeigt nur schwache bis keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer „stärkeren Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln“ und einem höheren Risiko für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
- Stoffwechselerkrankungen: Die Analyse zeigt nur schwache bis keine Zusammenhänge zwischen einer „stärkeren Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln“ und einem höheren Risiko für Hyperglykämie, metabolischem Syndrom, nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung sowie Übergewicht und Adipositas. Gepoolte Analysen allerdings zeigen eine direkte Assoziation zwischen einer stärkeren Exposition von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln und einer höheren Prävalenz von Übergewicht. Darüberhinaus zeigt sich ein höheres Risiko für das Auftreten von Typ-2-Diabetes.
Bewertung der Studienqualität
Die von den Autor*innen in die Analyse aufgenommenen Meta-Studien wurden wurden in Hinblick auf ihre Qualität mit AMSTAR 2 bewertet. Dabei zeigten sich, so die Studienautor*innen, zufriedenstellende Literaturrecherche-Techniken und die Berücksichtigung des potenziellen Risikos von Verzerrungen in den zugrundeliegenden Studien, allerdings ließe sich nicht klar feststellen, ob die Überprüfungsmethoden vor der Durchführung der Überprüfung festgelegt wurden, weshalb das Vertrauen in die Ergebnisse aller Meta-Studien als mäßig bewertet wurde. Die größten Einschränkungen betrafen das Versäumnis der Review-Autoren, eine Erklärung für die Auswahl der Studiendesigns für den Einschluss in den Review zu liefern und das Fehlen von Informationen über die Finanzierungsquellen der in den Review einbezogenen Studien.
Diskussion der Ergebnisse
Die vorliegende Analyse von Lane et al. erlaubt einen umfassenden Überblick und eine Bewertung der bisher vorliegenden Studienergebnisse (insgesamt 45 gepoolte Analysen mit 9 888.373 einbezogenen Personen) für Zusammenhänge zwischen der ernährungsbedingten Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln und nachteiligen Gesundheitsfolgen, die Sterblichkeit, Krebs sowie psychische, respiratorische, kardiovaskuläre, gastrointestinale und metabolische Erkrankungen erfassen.
- In den gepoolten Analysen war eine höhere Exposition gegenüber ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln durchweg mit einem höheren Risiko für negative Gesundheitsfolgen verbunden (71 % der Folgen), unabhängig davon, ob die stärkere Exposition als höherer oder niedrigerer Konsum, zusätzliche Portionen pro Tag oder als 10%ige Steigerung gemessen wurde.
- 9 % der gepoolten Analysen wurden als überzeugend eingestuft (Klasse 1), u.a. jene, die das Risiko für kardiovaskulär bedingte Mortalität, häufige psychische Störungen und Typ-2-Diabetes (Dosis-Wirkungsbeziehung) messen.
- 16 % der gepoolten Analysen (alle ohne Dosis-Wirkungs-Beziehung) wurden als sehr wahrscheinlich (highly suggestive evidence, Klasse II) eingestuft, u.a., jene, die das Risiko für die Gesamtmortalität, die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Herzkrankheiten, ungünstige schlafbezogene Ergebnisse, Atemwegsbeschwerden (Keuchen), Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes messen.
- 29 % der gepoolten Analysen wurden als wahrscheinlich (suggestive evidence, Klasse III) eingestuft, u.a., jene, die das Risiko für für abdominale Adipositas bis hin zu Übergewicht messen.
- 18 % der gepoolten Analysen wurden als schwache Evidenz (Klasse IV) eingestuft, u.a.. jene, die das Risiko für kolorektales Karzinom sowie Übergewicht und Adipositas (zusammen als Einzelergebnis bewertet) messen.
- Die verbleibenden 29 % der gepoolten Analysen wurden als unzureichend belegt (Klasse V) eingestuft, u.a. jene, die das Risiko für Asthma und Colitis ulcerosa messen.
Zusammenfassend führen die Autor*innen aus, dass auf Grund von Heterogenität und Ungenauigkeiten, die in mehreren der gepoolten Analysen festgestellt wurden, weitere Originalforschungen und anschließende Metaanalyse erforderlich sind – und fassen ihre Ergebnisse wie folgt graphisch zusammen:
Anmerkungen/Fußnoten
- 1Bei p≤0,01 zeigt sich statistische Signifikanz bei 11 (34 %) der Studien.
- 2Gepoolte Effektschätzungen.
- 3Insbesondere höhere kardiovaskuläre und carzinogene Sterblichkeit.
- 4Hypertriglyceridämie ist eine Fettstoffwechselstörung bei der es zu erhöhten Trigylceridwerten im Blut kommt.
- 5Die Konzentration von HDL ist invers mit dem kardiovaskulären Risiko assoziiert.