Über die Notwendigkeit ganzheitlicher Behandlungsansätze
Wesentlich für das Verständnis des biopsychosozialen Ansatzes ist, dass Sprache und emotionales Verhalten wirksame Kommunikationssignale sind und auf der interpersonalen Ebene dieselben Funktionen wie Hormone oder Neurotransmitter auf den darunter liegenden biochemischen oder neuralen Ebenen des Organismus erfüllen. Jedes Ereignis, jeder Lebensprozess ist immer sowohl biologisch als auch psychologisch. Und jeder Gedanke, jedes Gefühl und jeder Impuls immer zugleich auch ein körperlicher Vorgang.
Damit ist, dem biopsychosozialen Modell folgend, der Übergang vom Gesund- zum Kranksein nicht strukturell begründet, sondern vollzieht sich in Änderungen der dynamischen Funktionen des Organismus: Gesund sind wir in diesem systemischen interaktiven Verständnis nicht, wenn keine Bakterien da sind, sondern wenn wir eine bakterielle Bedrohung autoregulativ bewältigen können. Ist diese Kompetenz unzureichend, werden wir krank. Und dies ist dann kein Zustand, sondern ein dynamisches Geschehen, welches in jeder Sekunde neu entschieden wird.1Quelle: UGBforum, Februar 2024.
Im biopsychosozialen Ansatz werden alle Detailbefunde, also auch psychische und soziale, zu einem größeren Bild zusammengefügt, das nicht rein medizinisch ausgerichtet ist, vielmehr quasi ein philosophischer Akt, womit auch Gesundheit und Krankheit in einem neuen Licht erscheinen.
Vielleicht, so schreibt das UGBforum, ist es so etwas wie das Innerste, das Wesentlichste im biopsychosozialen Paradigma, dass eine solcherart praktizierte Medizin und damit jede Therapie, jede Beratung den Menschen dort aufsucht, wo der Austausch mit der Welt gestört ist – ob biochemisch oder psychisch oder sozial. Wo heute Technik, Machbarkeit und Verfügbarkeit bestimmen, könnte wieder Anerkennung auftauchen für das spontane Werden.
Und der Autor schließt den Artikel mit: Es könnte Platz sein für eine Wahrnehmung dessen, was ist und dafür, was Heilkraft in sich trägt: der Atem, der Schlaf, das Essen und Trinken, das Baden, das Wandern, das Warten, das Schweigen … Bereiche, die durch die vielfältige Methoden der Körperarbeit gefördert und unterstützt werden.
Anmerkungen/Fußnoten
- 1Quelle: UGBforum, Februar 2024.