Stecco, Carla et al.: Hyaluronan within fascia in the etiology of myofascial pain
Durchführung der klinischen Untersuchung
Ergänzend zu den histochemischen Befunden wurden Ultraschalluntersuchungen an 22 Probanden (7 Männer und 15 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 37,5 Jahren) durchgeführt, die keine Vorgeschichte pathologischer Erkrankungen oder Verletzungen an Rumpf und Oberschenkel hatten.
An den gleichen Stellen, wie die histochemischen Proben entnommen wurden (2 cm seitlich vom Nabel für den M. rectus abdominis, am proximalen Viertel des M. rectus femoris und am distalen Viertel des M. sternocleidomastoideus) wurde mit einem Ultraschallgerät die Dicke der gesamten Faszie wie auch ihrer Unterschichten (sowohl faseriges als auch loses Bindegewebe) erfasst.
Ergebnisse der histologischen Untersuchung
- Die mikroskopische Auswertung bestätigt frühere Studien, dass die tiefe Faszie aus zwei bis drei Schichten paralleler Kollagenfaserbündel gebildet wird, die dicht gepackt sind und durch eine dünne Schicht aus losem Bindegewebe getrennt.
- Es konnte eine Hyaluronsäure-Schicht zwischen Faszie und Muskel dokumentiert werden.
- Hyaluronsäure-Bänder konnten in der tiefen Faszie nachgewiesen werden, insbesondere im losen Bindegewebe, das die faserige Unterschicht der Faszie trennt.
- Hyaluronsäure-Bänder fanden sich auch zwischen den Muskelfasern, was in Einklang mit der Hyaluronsäure-Verteilung steht, die Muskelbündel umschließt, sowohl im Perimysium1Das Perimysium ist eine Bindegewebshülle, die von parallel verlaufenden Kollagenfasern geprägt wird und Muskelfasern zu funktionellen Bündeln zusammenfasst. als auch im Endomysium2Das Endomysium besteht überwiegend aus retikulären (netzartigen) Fasern, umgibt Muskelfasern und trägt zusammen mit den anderen Muskelhäuten wesentlich zur Reißfestigkeit eines Muskels bei. der Muskeln.
- In einigen Proben der an den Muskel angrenzende Faszie (und daran anlagernd) wurde eine Schicht von fibroblastenartigen Zellen und darin markante Kerne gefunden, von denen angenommen wird, dass es sich um spezialisierte Zellen handelt („Fasziacyten“), die die biosynthetische Quelle der beobachteten Hyaluronsäure-reichen Struktur sind.
Ergebnisse der klinischen Untersuchung
Die tiefe Faszie war mit dem Ultraschall in allen analysierten Bereichen leicht auswertbar, auch die faszialen Unterschichten.3Im Bereich des M. sternocleidomastoideus konnten die Teilschichten des dichten und des losen Bindegewebes nicht konsequent, nämlich nur bei zwei der 22 StudienteilnehmerInnen, dargestellt werden. Im Ultraschall stellen sich die dichten Kollagenschichten weiß dar, die Schichten aus lockerem Bindegewebe hingegen schwarz. Die Ultraschallstudie ergab eine mittlere Dicke von 1,88 mm der Fascia lata, 1,68 mm der Rektusscheide und 1,73 mm der Sternokleidomastoidfaszie.
Diskussion der Ergebnisse
Die vorliegende Studie zeigt eine deutlich sichtbare Schicht aus lockerem Bindegewebezwischen der tiefen Faszie und dem darunterliegenden Muskel sowie weniger auffällige Schichten innerhalb der tiefen Faszie, die reich an Hyaluronsäure sind. Diese Schichten sind sowohl histologisch als auch im Ultraschall gut erkennbar, ausgenommen die Hyaluronsäure-Schicht unter der tiefen Faszie, die mit dem Ultraschall schwer auszumachen ist, da es wenig Unterschiede in der Echogenität4Echogenität bezeichnet die Reflexions- bzw. Streuungseigenschaften einer Struktur gegenüber Schallwellen. zwischen dem losem Bindegewebe und den Muskelfasern gibt.5Dies steht im deutlichen Gegensatz zu den Hyaluronsäure-Schichten in der tiefen Faszien, die mit dem Ultraschall eher einfach zu analysieren sind, da es einen großen Unterschied in der Echogenität zwischen dem dichten und dem losen Bindegewebe gibt.
Die Daten deuten darauf hin, dass sich die faszialen Schichten sowohl in ihrer Dicke als auch histologisch kaum unterscheiden.6Das unterstützt die Annahme, dass Ultraschall eine geeignete Methode sein könnte, um tiefe Faszien und ihre Ausformung zu untersuchen. Die gesamte Dicke der Faszie dürfte damit vor allem von der Anzahl ihrer Unterschichten abhängig sein.7Die tiefe Faszie über dem M. sternocleidomastoideus ist aus diesem Grund nur etwa halb so dick wie die bei den anderen Muskeln. Bei ihr fanden sich nämlich keine Unterschichten von lockerem und dichtem Bindegewebe (eine Ausnahme fand sich bei zwei der 22 StudienteilnehmerInnen). Ob eine Erhöhung oder Verringerung der Dicke der losen Bindegewebssschichten mit einer Dysfunktion des normalen Gleitens der tiefen Faszie über den darunter liegenden Muskel zusammenhängt, ist zum Zeitpunkt der Studie noch ungeklärt.
Bei allen Wirbeltieren hat das lose Bindegewebe eine abfedernde (dämpfende) Funktion und trennt Strukturen voneinander. Es ist zugleich ein wichtiges Reservoir für Wasser und Ionen für die umgebenden Gewebe und kann auch als Reservoir dienen, um verschiedene Abbauprodukte und toxische Substanzen zu sammeln und zu beseitigen. Schwankungen der Konzentration von Wasser, Ionen und anderen Stoffen verändern möglicherweise seine biomechanischen Eigenschaften und in der Folge die Gleitfähigkeit der verschiedenen Faszienschichten.
Ein wesentliches Element des losen Bindegewebes ist die Hyaluronsäure, deren Konzentration gemeinsam mit der Temperatur und anderen physikalischen Parametern die Dichte der Faszie bestimmt. Und Hyaluronsäure wird durch die Bereitstellung einer Substanz für das reibungslose Gleiten als herausragend bedeutsam für die Gleitfunktion zwischen Faszie und Muskel betrachtet.8Die Rolle von Hyaluronsäure für das reibungslose Gleiten zwischen den Oberflächen der verschiedenen Bewegungseinheiten im Muskel wurde von McCombe et al. beschrieben: McCombe D, Brown T, Slavin J, and Morrison WA (2001): The histochemical structure of the deep fascia and its structural response to surgery. J Hand Surg Br 26:89–97. doi:10.1054/ jhsb.2000.0546. All das, so die AutorInnen, deutet darauf hin, dass die Hyaluronsäure-Schichten zwischen Faszie und Muskelfaserbündeln und ihre weit verbreitete Präsenz in Perimysium und Endomysium Flächen für potentielle Bewegung bieten und als Gleitmittel fungieren.9Die Studie von K. Piehl-Aulin et al., die auch die Auswirkung von Bewegung auf die Konzentration von Hyaluronsäure untersucht, unterstützt die Annahme, dass Hyaluronsäure nicht nur schmiert, sondern auch Bewegungen zwischen Muskelfasern erleichtert: Piehl-Aulin K, Laurent C, Engström-Laurent A, and Hellström S, Henriksson J (1991): Hyaluronan in human skeletal muscle of lower extremity: concentration, distribution, and effect of exercise. J Appl Physiol 71:2493–2498.
Anmerkungen/Fußnoten
- 1Das Perimysium ist eine Bindegewebshülle, die von parallel verlaufenden Kollagenfasern geprägt wird und Muskelfasern zu funktionellen Bündeln zusammenfasst.
- 2Das Endomysium besteht überwiegend aus retikulären (netzartigen) Fasern, umgibt Muskelfasern und trägt zusammen mit den anderen Muskelhäuten wesentlich zur Reißfestigkeit eines Muskels bei.
- 3Im Bereich des M. sternocleidomastoideus konnten die Teilschichten des dichten und des losen Bindegewebes nicht konsequent, nämlich nur bei zwei der 22 StudienteilnehmerInnen, dargestellt werden. Im Ultraschall stellen sich die dichten Kollagenschichten weiß dar, die Schichten aus lockerem Bindegewebe hingegen schwarz.
- 4Echogenität bezeichnet die Reflexions- bzw. Streuungseigenschaften einer Struktur gegenüber Schallwellen.
- 5Dies steht im deutlichen Gegensatz zu den Hyaluronsäure-Schichten in der tiefen Faszien, die mit dem Ultraschall eher einfach zu analysieren sind, da es einen großen Unterschied in der Echogenität zwischen dem dichten und dem losen Bindegewebe gibt.
- 6Das unterstützt die Annahme, dass Ultraschall eine geeignete Methode sein könnte, um tiefe Faszien und ihre Ausformung zu untersuchen.
- 7Die tiefe Faszie über dem M. sternocleidomastoideus ist aus diesem Grund nur etwa halb so dick wie die bei den anderen Muskeln. Bei ihr fanden sich nämlich keine Unterschichten von lockerem und dichtem Bindegewebe (eine Ausnahme fand sich bei zwei der 22 StudienteilnehmerInnen).
- 8Die Rolle von Hyaluronsäure für das reibungslose Gleiten zwischen den Oberflächen der verschiedenen Bewegungseinheiten im Muskel wurde von McCombe et al. beschrieben: McCombe D, Brown T, Slavin J, and Morrison WA (2001): The histochemical structure of the deep fascia and its structural response to surgery. J Hand Surg Br 26:89–97. doi:10.1054/ jhsb.2000.0546.
- 9Die Studie von K. Piehl-Aulin et al., die auch die Auswirkung von Bewegung auf die Konzentration von Hyaluronsäure untersucht, unterstützt die Annahme, dass Hyaluronsäure nicht nur schmiert, sondern auch Bewegungen zwischen Muskelfasern erleichtert: Piehl-Aulin K, Laurent C, Engström-Laurent A, and Hellström S, Henriksson J (1991): Hyaluronan in human skeletal muscle of lower extremity: concentration, distribution, and effect of exercise. J Appl Physiol 71:2493–2498.