Southerst, Danielle et al.: The effectiveness of manual therapy for the management of musculoskeletal disorders of the upper and lower extremities

Die Studie „The effectiveness of manual therapy for the management of musculoskeletal disorders of the upper and lower extremities: a systematic review by the Ontario Protocol for Traffic Injury Management (OPTIMa) Collaboration” von D. Southerst¹ wurde 2015 in Chiropractic & Manual Therapies veröffentlicht.²

Inhalt

Hintergrund

„Musculoskeletal disorders“ (MSDs, Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparats) der oberen und unteren Extremität sind weit verbreitet. In den USA machen Verstauchungen und Zerrungen 36% der Verletzungen der unteren und 16% der oberen Extremität aus. In Kanada berichten über 75% aller in Verkehrsunfälle verwickelten Personen von Schmerzen in der oberen Extremität und mehr als 27% über Schmerzen in der unteren Extremität. In den Niederlanden wird die Punktprävalenz (oder „Stichtagsprävalenz“) mit 41% für Schmerzen in der oberen Extremität und 20% für Schmerzen in der unteren Extremität angegeben.

Verletzungen in den Extremitäten stellen eine signifikante Belastung des Gesundheitssystems dar und belasten auch die Wirtschaft, da Schulterverletzungen in den USA mit durchschnittlichen 10 und Knieverletzungen mit durchschnittlichen12 Krankenstandstagen zu Buche schlagen.

Patient*innen mit MSDs suchen häufig ManualtherapeutInnen auf, um ihre Beschwerden in Griff zu bekommen. Und Manualtherapie wird auch häufig als Teil von Rehabilitationsmaßnahmen empfohlen, z.B. empfiehlt das Workplace Safety and Insurance Board (WSIB) von Ontario den Einsatz von „manipulation and/or mobilization“ bei MSDs der unteren oder oberen Extremität.

Vorausgegangene Reviews, so die Autor*innen, haben widersprüchliche Ergebnisse erbracht in Bezug auf die Effektivität von Manualtherapie bei Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparats. Das kann ihrer Meinung nach die Folge von neuen Forschungsergebnissen sein oder aber auch eine Auswirkung methodischer Abweichungen (z.B. mit der Einbeziehung von Studien mit kleinen Patient*innenzahlen).

Zielsetzung

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist ein Review der verfügbaren Studien, um die Effektivität von Manualtherapie in der Behandlung von MSDs der Extremitäten zu evaluieren – im Vergleich zu anderen Methoden, Placebo-/Sham-Behandlungen und/oder keiner Behandlung.³

Durchführung

Die Datenbanken MEDLINE, EMBASE, CINAHL, PsycINFO und das Cochrane Central Register of Controlled Trials wurden auf entsprechende Studien zwischen dem 1. Jänner 1990 und dem 8. April 2015 (betreffend obere Extremität) und auf entsprechende Studien zwischen dem 1. Jänner 1990 und dem 14. April 2015 (betreffend untere Extremität).

MSD wurde dabei auf Basis der „Centers for Disease Control and Prevention (CDC)”⁴ als „grade I-II sprain/strains, tendinitis, tendinosis, tendinopathy, nonspecific pain of the upper extremity (i.e., shoulder, elbow, forearm, wrist, hand) or lower extremity (i.e., hip, thigh, knee, leg, ankle, foot), or other MSDs (including neuropathies)” definiert.⁵

Eingeschränkt wurde die Suche auf die Behandlung von Erwachsenen (Alter über 18 Jahre) und/oder Kindern mit MSD. Die Behandlung muss mit Manualtherapie efolgen, d.h. Techniken „that involve the application of hands-on and/or mechanically assisted treatments to the spine or joints of the upper and lower extremities including manipulation, mobilization and traction but excluding soft tissue therapy”.⁶

Um in die Review aufgenommen zu werden, mussten die Studien zumindest eines der folgenden Bewertungskriterien aufweisen: 1) „self-rated recovery“ (z.B. Likert-Skala), 2) „functional recovery“ (z.B. Foot and Ankle Abilty Measure FAAM, Lower Extremity Functional Scale LEFS, Quick Disabilities of the Arm, Hand, and Shoulder QuickDASH, 3) „pain intensity” (z.B. Numerical Rating Scale NRS), 4) health-related quality of life (z.B. EuroQol). 6) „adverse events”.

Qualifizierte Studien mussten zudem die nachfolgenden Bedingungen erfüllen: 1) englische Sprache, 2) RCTs (randomized controlled trials, randomisierte kontrollierte Studien)⁷, 3) Mindestens 30 Teilnehmer*innen pro Versuchs-/Kontrollgruppe.

In der Datenbanksuche wurden – nach Ausschluss von Duplikaten – insgesamt 6047 Titel und Abstracts („Citations“) gefunden, 50 davon wurden einem Full-text Screening unterzogen, bei dem weitere 42 Studien wegen zu kleiner Versuchsgruppen, ungeeignetem Studiendesign etc. ausgeschlossen wurden. Von den verbleibenden 8 Studien mussten weitere 5 als „unzulässig“ ausgeschieden werden, so dass letztlich nur 3 verwertbare Studien übrig blieben, die sich allesamt ausschließlich auf erwachsene Patient*innen bezogen.

Eine der Studien untersucht „spinal manual therapy“ in der Behandlung von unspezifischen Schulterschmerzen, eine die Anwendung von „posterior-anterior mobilization“ der Halswirbelsäule bei subakromialem Impingementsyndrom und die dritte „lower extremity mobilization“ bei Knöchelverstauchung.⁸ Allen Studien ist gemeinsam, dass die Beschwerden schon unterschiedlich lange bestehen.

Anmerkungen/Fußnoten

1
Southerst Danielle, Hainan Yu, Kristi Randhawa, Pierre Côté, Kevin D’Angelo, Heather M. Shearer, Jessica J. Wong, Deborah Sutton, Sharanya Varatharajan, Rachel Goldgrub, Sarah Dion, Jocelyn Cox, Roger Menta, Courtney K. Brown, Paula J. Stern, Maja Stupar, Linda J. Carroll und Anne Taylor-Vaisey.
2
Chiropr Man Therap. 2015; 23: 30; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4623271 oder auch https://chiromt.biomedcentral.com/track/pdf/10.1186/s12998-015-0075-6?site=chiromt.biomedcentral.com (Zugriff 05.01.2018).
3
Kriterien sind (selbst bewertete) Besserung, funktionale Besserung (z.B. Wiederaufnahme von Aktivitäten, Arbeit oder Schule) oder klinische Parameter (z.B. Schmerz, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Depression).
4
https://www.cdc.gov („Working with states and other partners, CDC provides a system of health surveillance to monitor and prevent disease outbreaks (including bioterrorism), implement disease prevention strategies, and maintain national health statistics”, https://www.cdc.gov/other/about_cdcgov.html). Zugriff 05.01.2018.
5
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4623271. Zugriff 05.01.2018.
6
„Specifically, mobilization includes techniques incorporating a low velocity and small or large amplitude oscillatory movement, within a joint’s passive range of motion. Manipulation includes techniques incorporating a high velocity, low amplitude impulse or thrust applied at or near the end of a joint’s passive range of motion. Manual or mechanically assisted traction is defined as a manual or mechanically assisted application of an intermittent or continuous distractive force.” Zitiert nach https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4623271. Zugriff 05.01.2018.
7
Case reports unc case series wurden nicht in die Review aufgenommen.
8
Brantingham JW, Cassa TK, Bonnefin D, Jensen M, Globe G, Hicks M, et al. Manipulative therapy for shoulder pain and disorders: expansion of a systematic review. J Manipulative Physiol Ther. 2011;34(5):314–46. doi: 10.1016/j.jmpt.2011.04.002. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21640255. Zugriff 05.01.2018.
Brudvig TJ, Kulkarni H, Shah S. The effect of therapeutic exercise and mobilization on patients with shoulder dysfunction : a systematic review with meta-analysis. J Orthop Sports Phys Ther. 2011;41(10):734–48. doi: 10.2519/jospt.2011.3440. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21891875. Zugriff 05.01.2018.
Ho CY, Sole G, Munn J. The effectiveness of manual therapy in the management of musculoskeletal disorders of the shoulder: a systematic review. Man Ther. 2009;14(5):463–74. doi: 10.1016/j.math.2009.03.008. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19467911. Zugriff 05.01.2018.
Zitiert nach https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4623271. Zugriff 05.01.2018.

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