Shiatsu im Wandel: Von den Ursprüngen zu einem europäischen Verständnis
Shiatsu in der Tradition von Shitsuto Masunaga
Shitsuto Masunaga (1925 – 1981) studierte in Kyoto Psychologie. Nach dem Abschluss seines Studiums, 1949, wandte er sich dem Shiatsu zu und unterrichtete an der Japanese Academy of Shiatsu klinische Psychologie. Seine Suche nach einer (alternativen) Shiatsu-Theorie führte schließlich dazu, dass er das Iokai Shiatsu entwickelte, das heute im Westen vor allem als Zen Shiatsu bekannt ist.1In Japan spricht man nur von Iokai Shiatsu, weil das Wort Zen religiöse Bedeutung hat. Iokai bedeutet „Association of the King of Medicine“.
Masunaga war Mitglied der „Japanese Society of Psychology“ und der „Japanese Society of Oriental Medicine“, beides Einflüsse, die in dem von ihm entwickelten Shiatsu von Bedeutung sind, stellt er doch dem sehr westlich aufgebauten und betont somatischen Konzept des Shiatsu von Namikoshi die Verwandtschaft von Shiatsu und Zen entgegen.2Im Vorwort zu “Zen Shiatsu”, erschienen 1977. Die deutsche Übersetzung (Shitsuto Masunaga & Wataru Ohashi: “Das große Buch der Heilung durch Shiatsu”) erschien 1985. So wie sich im Zen Antworten nicht durch den Verstand finden, vielmehr nur durch die Meditation begreifen lassen, so handle es sich auch bei Shiatsu um eine Methode, die wir nicht verstandesmäßig erfassen können. Nicht das Drücken von Tsubos offenbart das Wesen des Shiatsu, vielmehr sei das Grundprinzip des Shiatsu, so Masunaga, einen „Kommunikationsstrom mit dem Empfänger des Shiatsu“ herzustellen. Dem*der Behandler*in kommt damit, zusammen mit der Methode, eine große Bedeutung zu.
Misst man dem kommunikativen Aspekt keine ausreichende Bedeutung bei, so warnt Masunaga, reduziere man Shiatsu zu einer mechanischen Technik – anstatt Shiatsu zu einem umfassenden Heilmittel für die Lebenskräfte in unserem Körper werden zu lassen. Und was im Zen der Wahl eines*einer guten Lehrer*in entspricht, diese Funktion erfüllt im Shiatsu der*die Klient*in.
So wie Namikoshi betont auch Masunaga die Diagnostik, die mit der Berührung einhergeht („Diagnose und Behandlung zugleich“). Wesentlich ist dabei jedoch, dass nicht nach einer Krankheit gesucht wird, man sich vielmehr bemüht – und hier unterscheidet er sich von Namikoshi –, den*die Klient*in psychisch und körperlich auf der Basis der östlichen Philosophie und Medizin zu verstehen und zu erfassen.
Wesentliche, vom Namikoshi-Stil abweichende Elemente des Shiatsu nach Masunaga
- Behandelt werden Meridiane, vor allem die „Masunaga-Meridiane“ und nicht Punkte.
- Die Meridiane werden nicht nur mit Händen und Fingern bearbeitet, sondern durchaus auch mit Ellbogen, Knie oder Füßen3Auch wegen der Verwendung auch von Ellbogen, Knien, Füßen in der Behandlung, die nach der Namikoshi als nicht adäquat für Shiatsu gilt, stellen Vertreter der Namikoshi-Tradition in Frage, ob es sich bei Zen Shiatsu (Iokai Shiatsu) noch um Shiatsu handelt., und auch erweiternde Arbeitstechniken wie die Verwendung der „Mutter-Hand-Technik“ kennzeichnen den Ansatz Masunagas.
- Grundlegend sind die östliche Philosophie und Medizin wie auch ein psychologisches Verständnis des Menschen.
- Für die Diagnostik werden vor allem die Hara-Diagnostik, aber auch andere traditionell begründete Diagnostikverfahren herangezogen, um besser zu erkennen, bei welchen Meridianen eine Behandlung angebracht ist.
Anmerkungen/Fußnoten
- 1In Japan spricht man nur von Iokai Shiatsu, weil das Wort Zen religiöse Bedeutung hat. Iokai bedeutet „Association of the King of Medicine“.
- 2Im Vorwort zu “Zen Shiatsu”, erschienen 1977. Die deutsche Übersetzung (Shitsuto Masunaga & Wataru Ohashi: “Das große Buch der Heilung durch Shiatsu”) erschien 1985.
- 3Auch wegen der Verwendung auch von Ellbogen, Knien, Füßen in der Behandlung, die nach der Namikoshi als nicht adäquat für Shiatsu gilt, stellen Vertreter der Namikoshi-Tradition in Frage, ob es sich bei Zen Shiatsu (Iokai Shiatsu) noch um Shiatsu handelt.