Mediterrane Ernährung wirkt generell lebensverlängernd (verringert nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

mediterane Diät

Ergebnisse

Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 24,7 Jahren traten insgesamt 3.879 Todesfälle auf, darunter 935 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 1.531 Todesfälle durch Krebs, wobei ein höherer Wert für die mediterrane Ernährung mit einem geringeren Risiko für alle Todesursachen, für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für Krebserkrankungen verbunden war. Nach Anpassung für potenzielle Störfaktoren (Confounder: Rauchen, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum und menopausale Faktoren) blieb der Zusammenhang mit der generellen Sterblichkeit bestehen (auch der Zusammenhang zwischen Sterblichkeit und Anstieg des „Alternate Mediterranean Diet Score, aMed)“, die Zusammenhänge mit der Krebs- und kardiovaskulären Sterblichkeit hingegen waren etwas abgeschwächt.

Den größten Beitrag zu dem mit der mediterranen Ernährung assoziierten niedrigeren Sterberisiko zeigen niedermolekulare Metaboliten (insbesondere Homocystein und Alanin; 14,8 %) und Entzündungen (13 %), gefolgt von triglyceridreichen Lipoproteinen (TRL1Lipoproteine, die dem Transport von mit der Nahrung aufgenommenen Triglyceriden, Phospholipiden und Cholesterin vom Darm zur Leber dienen.; 10,2 %), Bodi Mass Index (BMI; 10,2 %) und Insulinresistenz2Die Zellen reagieren weniger empfindlich (resistent) auf Insulin. Das führt dazu, dass sie weniger Zucker aufnehmen und dieser stattdessen in der Blutzirkulation verbleibt. (7,4 %). Nur geringen Einfluss (bis zu 3 %) hingegen zeigen die Colesterinwerte (HDL und LDL), Bluthochdruck, verzweigtkettige Aminosäuren (BCAA3Verzweigtkettige Aminosäuren (BCAAs) sind die aliphatischen proteinogenen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin, die zur Gruppe der essentiellen Aminosäuren gehören und vom Körper nicht selbst synthetisiert werden können.) und Hämoglobinwerte4Der Hämoglobinwert ist beispielsweise relevant für die Diagnose Anämie (Blutarmut): unter 12 g/dl bei Frauen bzw. 13 g/dl bei Männern.. Werden alle Risikofaktoren und Biomarker gemeinsam berücksichtigt, zeigt sich ein Einfluss von insgesamt 21,3 %.

Diskussion

Das Ergebnis der vorliegenden Studie einer relativen Reduktion der Gesamtmortalität um 23 Prozent bei einer stärkeren Einhaltung der mediterranen Ernährung stimmt mit früheren Studien überein, die eine signifikante Reduktion von Gesamtmortalität und Herz-Kreislauferkrankungen festgestellt haben.5Die Autor*innen zitieren Sotos-Prieto M, Bhupathiraju SN, Mattei J, et al.: Association of changes in diet quality with total and cause-specific mortality. N Engl J Med. 2017;377(2):143-153. doi:10.1056/NEJMoa1613502;
Trichopoulou A, Costacou T, Bamia C, Trichopoulos D.: Adherence to a Mediterranean diet and survival in a Greek population. N Engl J Med. 2003;348(26):2599-2608. doi:10.1056/NEJMoa025039;
Fung TT, Rexrode KM, Mantzoros CS, Manson JE, Willett WC, Hu FB.: Mediterranean diet and incidence of and mortality from coronary heart disease and stroke in women. Circulation. 2009;119(8):1093-1100. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.108.816736;
Mitrou PN, Kipnis V, Thiébaut AC, et al.: Mediterranean dietary pattern and prediction of all-cause mortality in a US population: results from the NIH-AARP Diet and Health Study. Arch Intern Med. 2007;167(22):2461-2468. doi:10.1001/archinte.167.22.2461;
George SM, Ballard-Barbash R, Manson JE, et al.: Comparing indices of diet quality with chronic disease mortality risk in postmenopausal women in the Women’s Health Initiative Observational Study: evidence to inform national dietary guidance. Am J Epidemiol. 2014;180(6):616-625. doi:10.1093/aje/kwu173;
Becerra-Tomás N, Blanco Mejía S, Viguiliouk E, et al.: Mediterranean diet, cardiovascular disease and mortality in diabetes: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies and randomized clinical trials. Crit Rev Food Sci Nutr. 2020;60(7):1207-1227; und
Maroto-Rodriguez J, Delgado-Velandia M, Ortola R, et al.: Association of a Mediterranean Lifestyle with all-cause and cause-specific mortality: a prospective study from the UK Biobank. Mayo Clin Proc. 2024;99(4):551-563.
Allerdings ist die Einhaltung mediterraner Diät, wie die Studie zeigt, stärker mit einer niedirgeren Krebssterblichkeit verbunden als mit der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.6Ein ähnliches Ergebnis, so die Autor*innen, zeigt auch die Studie von Maroto-Rodriguez et al. (Maroto-Rodriguez J, Delgado-Velandia M, Ortola R, et al.: Association of a Mediterranean Lifestyle with all-cause and cause-specific mortality: a prospective study from the UK Biobank. Mayo Clin Proc. 2024;99(4):551-563).

Einschränkungen

  • Bei den Studienteilnehmern handelte es sich um gut ausgebildete weibliche Angehörige der Gesundheitsberufe mittleren Alters (und älter), die überwiegend nicht-hispanische Weiße waren, was die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse einschränken könnte.
  • Die Einhaltung der Ernährungsgewohnheiten wurde anhand von Fragebögen zur Häufigkeit der Nahrungsaufnahme bewertet, weshalb die Möglichkeit einer falschen Klassifizierung nicht ausschließen ist.
  • Die Bewertung der Ernährung und die Untersuchung der Biomarker im Blut wurden zu Beginn der Studie durchgeführt, da keine weiteren Blutproben entnommen wurden. Eine mögliche Verfälschung durch nicht gemessene Variablen kann deshalb nicht ausgeschlossen werden.
  • Es ist durchaus plausibel, dass bestimmte Kovariaten, wie Bluthochdruck und BMI, als Störfaktoren und/oder potenzielle Einflussfaktoren wirken könnten.
  • Obwohl die Einhaltung der mediterranen Diät bestimmte Ernährungskomponenten wie Transfette, glykämische Last und mehrfach ungesättigte Fettsäuren nicht spezifisch einschloss, ist es wahrscheinlich, dass diese Komponenten mit den in den Score einbezogenen Lebensmitteln korreliert sind.
  • Die anthropometrischen Maße, einschließlich Größe, Gewicht und Blutdruck, wurden von den Teilnehmerinnen selbst erhoben, was durchaus verfälschte Angaben mit sich bringen könnte (die verwendeten Fragebögen wurden allerdings zuvor bei weiblichen Fachkräften im Gesundheitswesen validiert).

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Lipoproteine, die dem Transport von mit der Nahrung aufgenommenen Triglyceriden, Phospholipiden und Cholesterin vom Darm zur Leber dienen.
  • 2
    Die Zellen reagieren weniger empfindlich (resistent) auf Insulin. Das führt dazu, dass sie weniger Zucker aufnehmen und dieser stattdessen in der Blutzirkulation verbleibt.
  • 3
    Verzweigtkettige Aminosäuren (BCAAs) sind die aliphatischen proteinogenen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin, die zur Gruppe der essentiellen Aminosäuren gehören und vom Körper nicht selbst synthetisiert werden können.
  • 4
    Der Hämoglobinwert ist beispielsweise relevant für die Diagnose Anämie (Blutarmut): unter 12 g/dl bei Frauen bzw. 13 g/dl bei Männern.
  • 5
    Die Autor*innen zitieren Sotos-Prieto M, Bhupathiraju SN, Mattei J, et al.: Association of changes in diet quality with total and cause-specific mortality. N Engl J Med. 2017;377(2):143-153. doi:10.1056/NEJMoa1613502;
    Trichopoulou A, Costacou T, Bamia C, Trichopoulos D.: Adherence to a Mediterranean diet and survival in a Greek population. N Engl J Med. 2003;348(26):2599-2608. doi:10.1056/NEJMoa025039;
    Fung TT, Rexrode KM, Mantzoros CS, Manson JE, Willett WC, Hu FB.: Mediterranean diet and incidence of and mortality from coronary heart disease and stroke in women. Circulation. 2009;119(8):1093-1100. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.108.816736;
    Mitrou PN, Kipnis V, Thiébaut AC, et al.: Mediterranean dietary pattern and prediction of all-cause mortality in a US population: results from the NIH-AARP Diet and Health Study. Arch Intern Med. 2007;167(22):2461-2468. doi:10.1001/archinte.167.22.2461;
    George SM, Ballard-Barbash R, Manson JE, et al.: Comparing indices of diet quality with chronic disease mortality risk in postmenopausal women in the Women’s Health Initiative Observational Study: evidence to inform national dietary guidance. Am J Epidemiol. 2014;180(6):616-625. doi:10.1093/aje/kwu173;
    Becerra-Tomás N, Blanco Mejía S, Viguiliouk E, et al.: Mediterranean diet, cardiovascular disease and mortality in diabetes: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies and randomized clinical trials. Crit Rev Food Sci Nutr. 2020;60(7):1207-1227; und
    Maroto-Rodriguez J, Delgado-Velandia M, Ortola R, et al.: Association of a Mediterranean Lifestyle with all-cause and cause-specific mortality: a prospective study from the UK Biobank. Mayo Clin Proc. 2024;99(4):551-563.
  • 6
    Ein ähnliches Ergebnis, so die Autor*innen, zeigt auch die Studie von Maroto-Rodriguez et al. (Maroto-Rodriguez J, Delgado-Velandia M, Ortola R, et al.: Association of a Mediterranean Lifestyle with all-cause and cause-specific mortality: a prospective study from the UK Biobank. Mayo Clin Proc. 2024;99(4):551-563).

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