Massagen erweisen sich als wirksam in der Primärversorgung von Patient*innen mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken
Unterstützende deskriptive Ergebnisse
Von den 85 Teilnehmer*innen, die bei der ersten Nachuntersuchung klinisch bedeutsame Verbesserungen zeigten, bewerteten 46 die Massagebehandlungen als hilfreich, während 39 sie nicht als nützlich empfanden. Bei der zweiten Nachuntersuchung, zu der insgesamt weniger Teilnehmer*innen klinisch relevante Verbesserungen berichteten, stieg die Zahl derjenigen, die die Massage als hilfreich wahrnahmen, dennoch auf 44 von 76 Personen an.176 Personen zeigten bei der zweiten Nachuntersuchung klinische Verbesserungen. 44 von ihnen bewerteten die Massage als hilfreich, 32 nicht.
Eine dichotome Analyse2Zusammenfassung von z.B. starker und sehr starker Zustimmung zu einer Variablen. von Behandlungszufriedenheit und wahrgenommenen Effekten zeigt, dass die Mehrheit der Teilnehmer*innen die Massagebehandlung positiv bewertete und (nach eigenen Angaben) von ihr profitierte.361%: Overall, massage helped my back, 59%: My low back pain improved because of massage,74%: I would want massage again if my back pain returns or gets worse, 80%: Overall, I am satisfied with the therapy I received und 54%: This therapy relieved my pain.
Bei klinisch bedeutungsvollen Verbesserungen bei der ersten Nachuntersuchung stimmte allerdings ein höherer Anteil der Teilnehmer*innen zu diesem Zeitpunkt diesen Aussagen zu.
Diskussion der Ergebnisse
Es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten für chronische lumbale Rückenschmerzen, wobei die Behandlung oft nicht den klinischen Leitlinien entspricht.4Die Autor*innen verweisen auf Mafi JN , McCarthy EP, Davis RB, Landon BE (2013): Worsening trends in the management and treatment of back pain. JAMA Intern Med2013;17317:1573–81. Während konkurrierende Anforderungen, Patientenpräferenzen und Kosten die Behandlungsentscheidungen beeinflussen, spielt die Wahrnehmung des*der Ärzt*in, ob eine Behandlung für die Patient*innen in seiner*ihrer Praxis geeignet ist, wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der Behandlungen.5Die Autor*innen verweisen auf Hsu C , Cherkin DC, Hoffmeyer S, Sherman KJ, Phillips WR (2011): Patient and clinician openness to including a broader range of healing options in primary care. Ann Fam Med2011;95:447–53; und Patient-Centered Outcomes Research Institute (2013): Treatment options for back pain. http://www.pcori.org/treatment-options-back-pain.
Die Studienautor*innen wollten Bedenken ausräumen und haben deshalb einen pragmatischen Ansatz gewählt, in dem Hausärzt*innen entschieden, welchen Patient*innen sie eine Massage empfehlen, und Patient*innen wurden auch nicht aufgrund von Begleiterkrankungen ausgeschlossen. Die dadurch breiten Einschlusskriterien ermöglichten eine größere Bandbreite an Patientenmerkmalen, einschließlich Alter und Adipositas, die sich als signifikante Faktoren erwiesen.
Die Fähigkeit der an der Studie beteiligten Massagetherapeut*innen, individuelle spezifische Behandlungspläne zu entwickeln und anzuwenden, die auf ihren Aus- und Weiterbildungserfahrungen basieren, stärkt das Vertrauen, dass spezifische Massageinterventionen nicht vom*von der Hausärzt*in ausgewählt werden müssen, sondern der klinischen Entscheidungsfindung der Massagetherapeut*innen überlassen werden können. Dies sind deutliche Unterschiede zu den Methoden kontrollierter Studien und spiegeln wider, wie eine Massagetherapie in den Vereinigten Staaten typischerweise angewendet und in Anspruch genommen wird.
Patient*innenbezogene Faktoren
Die fehlende Altersbeschränkung ermöglichte eine breite Altersspanne, die von 23 bis 82 Jahre reichte und zur Erkenntnis beitrug, dass Kreuzschmerz-Patient*innen ab 50 Jahren mit größerer Wahrscheinlichkeit einen klinisch bedeutsamen Nutzen aus Massagebehandlungen ziehen können.
Auch konnten in der Studie Patient*innen einbezogen werden, die verschreibungspflichtige Medikamente zur Schmerzlinderung einnahmen. Während die Anzahl der verschreibungspflichtigen Medikamente negativ mit klinisch relevanten Verbesserungen korrelierte, stand die Tatsache, dass die Teilnehmer*innen überhaupt verschreibungspflichtige Medikamente einnahmen, nicht im Widerspruch zur Wahrscheinlichkeit eines klinisch bedeutsamen Nutzens in Bezug auf Schmerzen und Einschränkungen. Möglicherweise ist es die Menge solcher Medikamente, die den Nutzen der Massage beeinflusst, und nicht die grundsätzliche Tatsache, dass der Patient verschreibungspflichtige Medikamente einnimmt.6Die Autor*innen geben aber zu bedenken, dass ihre Studienstichprobe nicht hinreichend repräsentativ für Personen ist, die regelmäßig Medikamente gegen chronische Kreuzschmerzen einnehmen. Es ist, den Autor*innen zufolge, aber wichtig zu verstehen, inwieweit Massagen für Patient*innen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten von Nutzen sind, insbesondere im Hinblick auf die Bemühungen, den Einsatz von Opioiden und anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten bei Schmerzpatient*innen zu reduzieren.
Ergänzende Ergebnisse
Im Unterschied zu klinischen Studien wurde zwar jedem*jeder Teilnehmer*in ein*e Massage-Therapeut*in zugewiesen, doch die gesamte Kommunikation und der Kontakt zwischen Therapeut*innen und Teilnehmer*innen wurde von den Studientherapeut*innen und den Teilnehmer*innen sowohl initiiert als auch aufrechterhalten. Letztlich haben 90% der Patient*innen zumindest eine Massagebehandlung in Anspruch genommen, 60% alle zehn Behandlungen.
Es zeigte sich, dass eher Personen unter 50 Jahren aus der Studie ausstiegen. Die Autor*innen vermuten, dass jüngere Menschen möglicherweise mehr Verpflichtungen haben, was die Wahrung der Termine erschwert. Eine mögliche Konsequenz daraus wäre, für jüngere Patient*innen eine bessere Zugänglichkeit für erforderliche Behandlungen zu schaffen.
Bei ähnlichen klinischen Studien bei Patient*innen mit unteren Rückenschmerzen sieht das Protokoll im Allgemeinen 10 Behandlungen in einem Zeitraum über 10 bis 12 Wochen vor, wobei der Abschluss von acht Sitzungen als Einhaltung des Protokolls angesehen wird, was bei durchschnittlich 88 bis 93 Prozent der Teilnehmer*innen der Fall ist. Im Vergleich dazu ergab die vorliegende Studie, dass etwa 78 Prozent der 85 Studienteilnehmer*innen, die die Datenerhebung nach 12 Wochen abgeschlossen hatten, mindestens acht Sitzungen in Anspruch nahmen und somit als „therapietreu“ angesehen werden können.7Bei diesen Zahlen, die etwas niedriger liegen als die vergleichbarer klinischer Studien, ist aber zu bedenken, dass das Forschungspersonal in keiner Weise für die Planung und Nachverfolgung der Behandlungen verantwortlich war. Die Verantwortung für die Terminplanung und den Zugang lag ausschließlich bei den Studienteilnehmer*innen und den Massagetherapeut*innen, was, wie die Autor*innen ausführen, wiederum den realen Zugang zu Massagen bzw. deren Nutzung für die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten widerspiegelt.
Einschränkungen der Studie
Um zu klären, inwieweit die von den Teilnehmer*innen erlebten Verbesserungen speziell auf die Massage zurückzuführen sind, ist eine Kontrollgruppe ohne Behandlung oder eine Placebo-Vergleichsgruppe erforderlich. Um klinisch relevant zu sein, sind die berichteten Veränderungen jedoch ausreichend. Die Ergebnisse sind jedoch ein Signal für die tatsächliche Wirkung von Massagen bei chronischen Kreuzschmerzen. Eine breiter angelegte Studie würde zudem die weitergehende Untersuchung über die Rolle von Alter, Medikamenten und Fettleibigkeit für den klinisch bedeutsamen Nutzen ermöglichen.
Anmerkungen/Fußnoten
- 176 Personen zeigten bei der zweiten Nachuntersuchung klinische Verbesserungen. 44 von ihnen bewerteten die Massage als hilfreich, 32 nicht.
- 2Zusammenfassung von z.B. starker und sehr starker Zustimmung zu einer Variablen.
- 361%: Overall, massage helped my back, 59%: My low back pain improved because of massage,74%: I would want massage again if my back pain returns or gets worse, 80%: Overall, I am satisfied with the therapy I received und 54%: This therapy relieved my pain.
Bei klinisch bedeutungsvollen Verbesserungen bei der ersten Nachuntersuchung stimmte allerdings ein höherer Anteil der Teilnehmer*innen zu diesem Zeitpunkt diesen Aussagen zu. - 4Die Autor*innen verweisen auf Mafi JN , McCarthy EP, Davis RB, Landon BE (2013): Worsening trends in the management and treatment of back pain. JAMA Intern Med2013;17317:1573–81.
- 5Die Autor*innen verweisen auf Hsu C , Cherkin DC, Hoffmeyer S, Sherman KJ, Phillips WR (2011): Patient and clinician openness to including a broader range of healing options in primary care. Ann Fam Med2011;95:447–53; und Patient-Centered Outcomes Research Institute (2013): Treatment options for back pain. http://www.pcori.org/treatment-options-back-pain.
- 6Die Autor*innen geben aber zu bedenken, dass ihre Studienstichprobe nicht hinreichend repräsentativ für Personen ist, die regelmäßig Medikamente gegen chronische Kreuzschmerzen einnehmen. Es ist, den Autor*innen zufolge, aber wichtig zu verstehen, inwieweit Massagen für Patient*innen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten von Nutzen sind, insbesondere im Hinblick auf die Bemühungen, den Einsatz von Opioiden und anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten bei Schmerzpatient*innen zu reduzieren.
- 7Bei diesen Zahlen, die etwas niedriger liegen als die vergleichbarer klinischer Studien, ist aber zu bedenken, dass das Forschungspersonal in keiner Weise für die Planung und Nachverfolgung der Behandlungen verantwortlich war. Die Verantwortung für die Terminplanung und den Zugang lag ausschließlich bei den Studienteilnehmer*innen und den Massagetherapeut*innen, was, wie die Autor*innen ausführen, wiederum den realen Zugang zu Massagen bzw. deren Nutzung für die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten widerspiegelt.