Massagen erweisen sich als wirksam in der Primärversorgung von Patient*innen mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken
Massage-Therapeut*innen
Überwiesene Teilnehmer*innen wurden jeweils einem*einer Massagetherapeut*in zugeordnet, wobei das Studienprotokoll vorsah, dass in den 12 Wochen zwischen Erstuntersuchung und erster Nachuntersuchung 10 Massagebehandlungen erfolgen. Die Patient*innen mussten für die Behandlungen nicht bezahlen, die Behandler*innen bekamen eine Vergütung von 25 $ pro Massagesitzung.
Die Massagetherapeut*innen mussten über mindestens fünf Jahre Berufserfahrung verfügen, Behandlungsräume und -materialien bereitstellen, eine Schulung für Studienpersonal absolvieren und spezifische Behandlungsdokumentationsformulare ausfüllen und einreichen. Sie planten die Behandlungen selbständig, führten sie in ihrer gewohnten Umgebung durch und wandten alle Massagetechniken an, die in ihren Ausbildungsbereich fielen.1Dazu gehörten beispielsweise Schwedische Massage, aktive isolierte Dehnung, myofasziale Techniken, Lymphdrainage, Triggerpunktbehandlungen, neuromuskuläre Therapie, kraniosakrale Therapie, Reflexzonenmassage, Reiki und Akupressur.
Patientenbeschreibungen
Patientenbeschreibungen wurden sowohl von Hausärzt*innen als auch von Patient*innen (über Selbstauskünfte) gesammelt und reichten von Alter2Um altersbedingte Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Studienteilnehmer*innen besser berücksichtigen zu können, wurde eine dichotome Altersvariable erstellt, die definitionsgemäß nur zwei Werte annehmen kann und deren Grenzwert bei 50 Jahren lag., Geschlecht, Body-Mass-Index, Bildung bis vom*von der Hausärzt*in gemeldete/wahrgenommene Gesundheit, Schmerzstärke, Funktionsfähigkeit und schmerzbezogene Medikamente (kategorisiert als schmerzspezifisch, muskelentspannend und stimmungsspezifisch), Dauer der chronischen Kreuzschmerzen.
Aus den Medikamentenlisten wurden drei medikamentenbezogene Variablen erstellt: die Gesamtzahl der gemeldeten schmerzbezogenen Medikamente (kontinuierlich), die Verwendung von verschreibungspflichtigen Medikamenten, wie Opioide, Benzodiazepine und Tramadol, und die Gesamtzahl der gemeldeten verschreibungspflichtigen Medikamente (kontinuierlich).
Ergebnisse
67 Hausärzt*innen an 18 Anbieterstandorten, vier davon im ländlichen Bereich, erklärten sich zur Teilnahme an der Studie bereit. An jedem Standort nahmen ein bis 25 Hausärzt*innen teil (Median: 2). 48 von ihnen gaben 177 Empfehlungen für Massagen (und den Studienleiter*innen entsprechende Unterlagen). 151 der zugewiesenen Patient*innen (81 %) zeigten sich an der Studie interessiert, 104 von ihnen (69 %) nahmen an der Studie teil und führten die Basismaßnahmen durch, 60 % blieben bis zum Ende in der Studie.3Es gab keine unerwünschten Ereignisse, lediglich drei Beschwerden über Massage-Therapeut*innen aus Persönlichkeits-/Glaubenskonflikten. In zwei Fällen kam es zur Zuweisung zu einem*einer anderen Massage-Therapeut*in, im dritten Fall genügte es, den*die Massage-Therapeut*in über die Bedenken zu informieren.
Von den 104 Teilnehmer*innen, die die Basiserhebungen absolvierten, schlossen 85 die erste Nachuntersuchung nach 12 Wochen (18 % Abgänge) ab und 76 die zweite Nachuntersuchung 12 Wochen später (27 % Abgänge).4Dabei zeigte sich, dass diejenigen Teilnehmer*innen, die nicht mehr an den ersten Nachuntersuchung teilnahmen, eine durchschnittlich höhere Anzahl an schmerzbezogenen Verschreibungen hatten, ein niedrigeres Durchschnittsalter, eher unter 50 Jahre alt waren und eher Raucher. Und auch die Studienteilnehmer*innen, die die zweite Nachuntersuchung nicht mehr absolvierten, hatten ein niedrigeres Durchschnittsalter und waren mit größerer Wahrscheinlichkeit jünger als 50 Jahre.
Klinisch bedeutsame Verbesserungen
Bei mehr als der Hälfte der Teilnehmer*innen (54,1 %) zeigte sich nach der 12-wöchigen Interventionsphase (erste Nachuntersuchung) eine klinisch relevante Schmerzreduktion. Drei Monate später (zweite Nachuntersuchung) berichteten 42,1 % weiterhin von einer signifikanten Verbesserung.
Von den 46 Teilnehmer*innen, die bei der ersten Nachuntersuchung eine klinisch relevante Verbesserung im Oswestry Disability Index (ODI) aufwiesen, hielt bei 75 % diese Verbesserung auch bei der zweiten Nachuntersuchung an (P<0,01).
Der Medical Outcomes Study 36-Item Short Form, Version 2 (SF36v2) dokumentierte in Bezug auf körperliche Komponenten klinisch bedeutsame Verbesserungen bei 55,4 % der Teilnehmer*innen nach der Interventionsphase (erste Nachuntersuchung). Drei Monate später waren diese Verbesserungen bei 46,1 % der Teilnehmer*innen noch nachweisbar. Hinsichtlich der psychischen Komponenten zeigte der SF36v2 bei 43,4 % der Teilnehmer*innen nach der ersten Nachuntersuchung klinische Verbesserungen, die bei der zweiten Nachuntersuchung noch bei 30,3 % vorlagen. Bei körperlichen Schmerzen erfasste der SF36v2 klinisch signifikante Verbesserungen bei 49,4 % der Teilnehmer*innen bei der ersten Nachuntersuchung, wobei diese bei 40 % auch bei der zweiten Nachuntersuchung Bestand hatten.
Faktoren, die die Ergebnisse der Massage beeinflussen
Im SF-36v2-Bereich „Körperliche Schmerzen“ wurden drei Variablen mit positiven Veränderungen in Verbindung gebracht: eine positive Korrelation mit der Gesundheitswahrnehmung der Patient*innen (P = 0,04) sowie negative Korrelationen mit der Schmerzwahrnehmung (P < 0,01) und der Anzahl der schmerzbezogenen Medikamente (P = 0,05).5Der negative Einfluss der Anzahl der geplanten Medikamente auf die ODI-Änderungswerte blieb bestehen, wenn der ODI-Ausgangswert, das Geschlecht und die Dauer der chronischen Kreuzschmerzen kontrolliert wurden.
Bei Teilnehmer*innen, denen mindestens ein geplantes Medikament verschrieben wurde, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie keine klinisch signifikante Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit nach SF-36v2 erreichten, 2,46-mal höher.
Die Regressionsanalyse ergab, dass Teilnehmer*innen ab 50 Jahren eine stärkere Verbesserung im Oswestry Disability Index (ODI) zwischen Basislinie und der 12. Woche zeigten (P = 0,01). Zudem nahmen die ODI-Verbesserungen mit einer geringeren Anzahl geplanter Medikationen zu (P = 0,02). Erwachsene ab 50 hatten eine 3,75-mal höhere Wahrscheinlichkeit als jüngere Erwachsene, eine klinisch signifikante Verbesserung im ODI zu erreichen: 70 % der Teilnehmerinnen ab 50 Jahren zeigten klinisch signifikante Verbesserungen, verglichen mit 38 % in der jüngeren Gruppe (P ≤ 0,01).
Lediglich ein Ausgangswert stand mit dem Erhalt klinisch bedeutsamer Verbesserungen in Zusammenhang: Nicht-adipöse Teilnehmer*innen, die bei der ersten Nachuntersuchung klinisch signifikante Veränderungen im ODI aufwiesen, behielten diese bis zur zweiten Nachuntersuchung bei. Dies galt jedoch nicht für adipöse Teilnehmer*innen.6Bei adipösen Teilnehmer*innen zeigten sich in der ersten Nachuntersuchung größere Verbesserungen, die jedoch nicht beibehalten werden konnten (zweite Nachuntersuchung).
Anmerkungen/Fußnoten
- 1Dazu gehörten beispielsweise Schwedische Massage, aktive isolierte Dehnung, myofasziale Techniken, Lymphdrainage, Triggerpunktbehandlungen, neuromuskuläre Therapie, kraniosakrale Therapie, Reflexzonenmassage, Reiki und Akupressur.
- 2Um altersbedingte Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Studienteilnehmer*innen besser berücksichtigen zu können, wurde eine dichotome Altersvariable erstellt, die definitionsgemäß nur zwei Werte annehmen kann und deren Grenzwert bei 50 Jahren lag.
- 3Es gab keine unerwünschten Ereignisse, lediglich drei Beschwerden über Massage-Therapeut*innen aus Persönlichkeits-/Glaubenskonflikten. In zwei Fällen kam es zur Zuweisung zu einem*einer anderen Massage-Therapeut*in, im dritten Fall genügte es, den*die Massage-Therapeut*in über die Bedenken zu informieren.
- 4Dabei zeigte sich, dass diejenigen Teilnehmer*innen, die nicht mehr an den ersten Nachuntersuchung teilnahmen, eine durchschnittlich höhere Anzahl an schmerzbezogenen Verschreibungen hatten, ein niedrigeres Durchschnittsalter, eher unter 50 Jahre alt waren und eher Raucher. Und auch die Studienteilnehmer*innen, die die zweite Nachuntersuchung nicht mehr absolvierten, hatten ein niedrigeres Durchschnittsalter und waren mit größerer Wahrscheinlichkeit jünger als 50 Jahre.
- 5Der negative Einfluss der Anzahl der geplanten Medikamente auf die ODI-Änderungswerte blieb bestehen, wenn der ODI-Ausgangswert, das Geschlecht und die Dauer der chronischen Kreuzschmerzen kontrolliert wurden.
Bei Teilnehmer*innen, denen mindestens ein geplantes Medikament verschrieben wurde, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie keine klinisch signifikante Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit nach SF-36v2 erreichten, 2,46-mal höher. - 6Bei adipösen Teilnehmer*innen zeigten sich in der ersten Nachuntersuchung größere Verbesserungen, die jedoch nicht beibehalten werden konnten (zweite Nachuntersuchung).