Massagebehandlungen wirken signifikant schmerzlindernd nach Operationen

Ergebnisse

Durch die Datenbanksuche wurden insgesamt 12.470 Artikel ermittelt. Nach dem Entfernen von Duplikaten (5.341) und der Prüfung der Artikeldetails (Titel und Zusammenfassung, 6.887) blieben 242 Studien übrig. Weitere Überprüfungen führten zum Ausschluss von 209 Studien1Wegen nicht verfügbarer Daten (20), unzulässiger Interventionen (wie Reiki, Shiatsu, 88), Nicht-RCTs (14), unzulässigem Forschungsdesign (wie z. B. nur Zufallsstichproben, 3), nicht englischsprachigen Artikeln (21), nur Abstracts von Tagungen (2) und klinischen Registrierungsstudien ohne Daten (61). womit nur noch 33 Studien berücksichtigt wurden. Erfasst wurden damit 3.243 Patient*innen mit postoperativen Schmerzen in mehreren Ländern, wobei es sich hauptsächlich um Herzoperationen handelte, aber auch um totale Hüft- oder Kniearthroplastik, Beschneidungsoperationen, laparoskopische Cholezystektomie2Cholezystektomie: Gallenblasentfernung. und Kaiserschnitt.

Die meisten Massagen wurden von Massagetherapeut*innen oder Physiotherapeut*innen sowie geschulte Krankenschwestern oder Forscher*innen durchgeführt3Weitere Massagen wurden von Partner*innen der Patient*innen durchgeführt oder aber duch Massagegeräte. Massiert wurden der Rücken, die Hände, die Füße, der ganze Körper oder vom*von der Teilnehmer*in ausgewählte Körperteile. Die Dauer der Massagebehandlungen reichte von 5 bis 30 Minuten und erfolgte ein-, zwei- oder mehrmalig. Die Teilnehmer*innen der meisten Studien waren Erwachsene, deutlich seltener Kinder.430 Studien erfassten Erwachsene, 3 Studien Kinder..

In den untersuchten Studien wurden zur Bewertung der Ergebnisse verschiedene Maßstäbe verwendet, die am häufigsten verwendeten waren die visuelle Analogskala und die numerische Bewertungsskala. In keiner der Studien wurden unerwünschte Wirkungen berichtet.

Die Metaanalyse der Daten aus allen 33 Studien zeigte, dass der Effekt der Massagebehandlungen bei Patient*innen mit postoperativen Schmerzen signifikant ist, wobei sich ähnlich signifikante Ergebnisse sowohl in der unmittelbaren Bewertung als auch in der nachträglichen Bewertung (4 bis 6 Wochen nach der Intervention) fanden.5Generell zeigten alle Ergebnisse eine erhebliche Heterogenität.

Subgruppenanalysen zeigen

  • Eine signifikante postorperative Schmerzlinderung sowohl in der einmaligen als auch in der wiederholten Anwendung der Massagebehandlung6Eineldosis versus Mehrfachdosis..
  • Eine signifikante postorperative Schmerzlinderung sowohl in den 5 bis 20-minütigen als auch in den mehr als 20-minütigen Behandlungen.
  • Keine Unterschiede in der Signifikant der Schmerzreduktion fanden sich auch in Hinblick auf die Art der Massagebehandlung.
  • In Hinblick auf die Art der Operation fanden sich signifikante schmerzreduzierende Wirkungen nach Herz- und Kaiserschnittoperationen, nicht aber nach orthopädischen Eingriffen.
  • Während die schmerzlindernden Effekte der Massagebehandlungen bei Erwachsenen signifikant sind, findet sich in den Studien mit Kindern keine Signifikanz.

Diskussion der Ergebnisse

Im Unterschied zur Studie von C.A. Moyer et al. (20047C.A. Moyer, J. Rounds, J.W. Hannum: A meta-analysis of massage therapy research. Psychol Bull, 130 (2004), S. 3-18.) wurden in der vorliegenden Studie positive Auswirkungen von Massagebehandluungen sowohl bei der sofortigen als auch bei späteren Bewertungen aufgezeigt. Ähnlich zeigte auch Adams et al. (20108R. Adams, B. White, C. Beckett: The effects of massage therapy on pain management in the acute care setting. Int J Ther Massage Bodyw, 3 (2010), S. 4-11.) bzgl. Schmerzmanagement in der Akutversorgung, dass die meisten Patient*innen 1 bis 4 Stunden nach der Operation von den Massagebehandlungen profitierten. Ähnlich auch Lee et al. (20159S.H. Lee, J.Y. Kim, S. Yeo, S.H. Kim, S. Lim: Meta-analysis of massage therapy on cancer pain. Integr Cancer Ther, 14 (2015), S. 297-304.), der aufzeigte, dass Krebsschmerzen durch Massage vor allem kurzfristig deutlich gelindert werden. D.C. Cherkin et al. (201110D.C. Cherkin, K.J. Sherman, J. Kahn et al.: A comparison of the effects of 2 types of massage and usual care on chronic low back pain: a randomized, controlled trial. Ann Intern Med, 155 (2011), S. 1-9) wiederum zeigen eine langfristige Schmerzlinderung durch Massagebehandlungen auf, indem sie die Durchblutung und das Aufbrechen von Verwachsungen fördern und den Schlaf verbessern.11Um die langfristige postoperativ schmerzlindernde Wirkung von Massagebehandlungen „vollständig“ zu verstehen, sind den Autor*innen zufolge weitere, gut konzipierte Langzeitstudien erforderlich. Dass die Wirkung der Massagebehandlungen weder von der Dosis der Behandlung (ein- oder mehrmalige Anwendung, Dauer der Anwendung) noch von der Art der Massage abhängt, stimmt, so die Autor*innen, mit der Gate-Control-Theorie der Schmerzreduktion (Melzack & Wall, 198312Vgl. https://www.sciencedirect.com/topics/medicine-and-dentistry/gate-control-theory) überein.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Wegen nicht verfügbarer Daten (20), unzulässiger Interventionen (wie Reiki, Shiatsu, 88), Nicht-RCTs (14), unzulässigem Forschungsdesign (wie z. B. nur Zufallsstichproben, 3), nicht englischsprachigen Artikeln (21), nur Abstracts von Tagungen (2) und klinischen Registrierungsstudien ohne Daten (61).
  • 2
    Cholezystektomie: Gallenblasentfernung.
  • 3
    Weitere Massagen wurden von Partner*innen der Patient*innen durchgeführt oder aber duch Massagegeräte.
  • 4
    30 Studien erfassten Erwachsene, 3 Studien Kinder.
  • 5
    Generell zeigten alle Ergebnisse eine erhebliche Heterogenität.
  • 6
    Eineldosis versus Mehrfachdosis.
  • 7
    C.A. Moyer, J. Rounds, J.W. Hannum: A meta-analysis of massage therapy research. Psychol Bull, 130 (2004), S. 3-18.
  • 8
    R. Adams, B. White, C. Beckett: The effects of massage therapy on pain management in the acute care setting. Int J Ther Massage Bodyw, 3 (2010), S. 4-11.
  • 9
    S.H. Lee, J.Y. Kim, S. Yeo, S.H. Kim, S. Lim: Meta-analysis of massage therapy on cancer pain. Integr Cancer Ther, 14 (2015), S. 297-304.
  • 10
    D.C. Cherkin, K.J. Sherman, J. Kahn et al.: A comparison of the effects of 2 types of massage and usual care on chronic low back pain: a randomized, controlled trial. Ann Intern Med, 155 (2011), S. 1-9
  • 11
    Um die langfristige postoperativ schmerzlindernde Wirkung von Massagebehandlungen „vollständig“ zu verstehen, sind den Autor*innen zufolge weitere, gut konzipierte Langzeitstudien erforderlich.
  • 12

Pages: 1 2 3