Hartvigsen, Jan et al.: What low back pain is and why we need to pay attention

Rückenbehandlung

Multivariable Vorhersagemodelle

Schmerzintensität, psychische Belastung und begleitende Schmerzen im Bein oder an mehreren Körperstellen wurden als Prädiktoren1Ein Prädiktor ist eine Vorhersagevariable, d.h. ein Wert, der eine Vorhersage über ein bestimmtes Ereignis, wie das Eintreten einer Erkrankung, ermöglicht. identifiziert. In einer systematischen Übersicht (50 Studien; 33.089 Teilnehmer2Kent PM, Keating JL: Can we predict poor recovery from recent-onset nonspecific low back pain? A systematic review. Man Ther 2008; 13: 12-28) betrug die durchschnittliche Varianz 43%, was darauf hindeutet, dass der größte Teil der Varianz auf unbekannte oder nicht gemessene Faktoren zurückzuführen ist.

Einschränkungen

Trotz der Fortschritte des Verständnisses von unteren Rückenschmerzen in vielen Aspekten, einschließlich der Belastung, des Verlaufs, der Risikofaktoren und der Ursachen, gibt es, so die Autor*innen, einige wichtige Einschränkungen. So stammen die meisten Studien aus Ländern mit hohem Einkommen und es ist noch ungeklärt, ob sich ihre Ergebnisse auch auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen verallgemeinern lassen. Und trotz der hohen Belastung durch Rückenschmerzen in einkommensschwachen und einkommensschwachen Ländern ist die Forschung in diesen Ländern nicht vorrangig, so dass die „wahren“ Folgen von Rückenschmerzen in diesen Gegenden noch immer weitgehend unbekannt sind.

Obwohl die Forschung bislang viele Faktoren kennt, die mit der Entwicklung von Schmerzen im unteren Rücken wie auch mit der Chronifizierung derselben verbunden sind, weiß man noch wenig von den zugrunde liegenden Mechanismen, die Auswirklungen von nicht übertragbaren Krankheiten eingeschlossen.

Und auch hinsichtlich der Folgeabschätzung sind die wahren Kosten bislang noch nicht umfassend erhoben, da „breitere“ Aspekte des Lebens wie Partizipation, Wohlbefinden, soziale Identität, Pflegebelastung, Nutzung von Gesundheitsressourcen und Kosten für Arbeitsunfähigkeit bislang nicht oder nur unzureichend berücksichtigt wurden. In den vorliegenden Kostenstudien wird am häufigsten ein Top-Down-Ansatz verwendet, der unter Umständen nicht alle Kosten aus individueller Sicht erfasst.

Zusammenfassung und Ausblick

Rückenschmerzen sind heute weltweit die häufigste Ursache für Behinderungen. Die Belastung durch Rückenschmerzen nimmt zu, und betrifft insbesondere in einkommensschwachen und mäßig einkommensstarken Ländern die bereits überlasteten Gesundheits- und Sozialsysteme. Schmerzen im unteren Rückenbereich sind in der arbeitenden Bevölkerung am häufigsten und haben hier die weitreichendsten Folgen. Bei älteren Menschen sind Schmerzen im unteren Rückenbereich mit einer erhöhten Bewegungseinschränkung verbunden.

Die meisten Fälle von Rückenschmerzen sind kurzlebig und eine spezifische (nozizeptive) Ursache kann nicht identifiziert werden. Rezidive sind jedoch häufig und einige Betroffene enden mit anhaltenden Schmerzen, die durch eine Reihe von biophysikalischen, psychologischen und sozialen Faktoren beeinflusst werden. Die Kosten im Zusammenhang mit Gesundheitsfürsorge und Arbeitsunfähigkeit, die auf Rückenschmerzen zurückzuführen sind, sind enorm, variieren aber von Land zu Land erheblich und hängen mit sozialen Normen, Gesundheitsvorsorgeansätzen und Gesetzen zusammen.

Obwohl es mehrere weltweite Initiativen gibt, um die globale Belastung durch Rückenschmerzen als ein Problem der öffentlichen Gesundheit anzugehen, ist es notwendig, so die Autor*innen, kosteneffiziente und kontextspezifische Strategien für die Behandlung von Rückenschmerzen zu entwickeln, um die Folgen der gegenwärtigen und zukünftigen Belastung abzumildern.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Ein Prädiktor ist eine Vorhersagevariable, d.h. ein Wert, der eine Vorhersage über ein bestimmtes Ereignis, wie das Eintreten einer Erkrankung, ermöglicht.
  • 2
    Kent PM, Keating JL: Can we predict poor recovery from recent-onset nonspecific low back pain? A systematic review. Man Ther 2008; 13: 12-28

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