Erweiterung des Konzepts der Salutogenese mit psychotherapeutischen Gesichtspunkten
Die Nutzung innerer Lebenskräfte (personale Ressourcen)
Biologisch verwurzelte Triebkräfte sind die Grundlage unseres Lebens. Wenn sie sich entfalten können und gut integriert sind, ist unser Leben reich und erfüllt. Wir können es genießen und verfügen über ein starkes Potential, der Welt konstruktiv zu begegnen.
Aus psychotherapeutischer Sicht brauchen wir ein starkes Ich, dass den unbewussten, vitalen und drängenden Triebkräften auch nachgeben und sich ihnen (letztlich kontrolliert) unterwerfen kann. Ein starkes Ich kann gleichsam auf dem Trieb reiten und mit unseren Wünschen so umgehen, dass wir sie zu realistischen Befriedigungserlebnissen nutzen können. Das Ich muss dabei sowohl passiv als auch aktiv sein können: Passiv in der Hingabe, in der zulassenden Haltung gegenüber den Triebwünschen und aktiv im Nutzen und Gestalten dieser Wünsche.
Die Nutzung äußerer Kraftquellen (soziale Ressourcen)
Für die Erhaltung der Gesundheit von großer Bedeutung sind die sozialen Ressourcen, die wir uns nutzbar machen können: also herzliche und verlässliche Beziehungen, die uns Unterstützung, Anerkennung und Befriedigung verschaffen – letztlich das ganze soziale Netz, das uns unterstützt und trägt, vor allem aber Liebespartner*innen, Familie, Freund*innen und Bekannte.
Die Bändigung und Überwindung innerer destruktiver Kräfte
Gleichgültig ob dem Menschen eine innere Destruktivität angeboren ist, oder ob die Destruktivität ihre Ursachen in Frustration und Fehlerziehung hat, ist es auf alle Fälle wichtig, sie zu fassen, zu begreifen und eventuell in Schach zu halten. Dazu gehören auch „innere Saboteure“ – unbewusste Kräfte, Verdichtungen negativer, vor allem frühkindlicher Erfahrungen -, die uns innerlich blockieren und verhindern wollen, dass wir zufrieden sind und an unsere Ziele gelangen.
Die Bewältigung äußerer Belastungen
Das Leben jedes Menschen ist voller Anforderungen und Herausforderungen, die von alltäglichen Belastungen über erhöhten Lebensstress bis hin zu seelischen Traumata reichen. Der gesundheitsfördernde und realistische Umgang mit den Belastungen des Lebens hat zwei Schwerpunkte:
- Die Menge der Belastungen an unsere Kräfte anpassen.
- Unvermeidbare Belastungen auf gesunde Weise bewältigen, indem wir unsere Verarbeitungs- und Bewältigungskräfte optimal einsetzen.
Wichtig ist, dass dem Stress auch Gegengewichte in Form von Befriedigung, Freude und Entspannung gesetzt werden und dass uns angemessene positive Überzeugungen gegen die negativen Auswirkungen des Belastungsstresses wappnen.
Psychische Bedingungen für langfristige Gesundheit
Seelisches Funktionieren – und damit langfristige Gesundheit – beruht vorrangig auf drei Faktoren:
- Systemziel der erfolgreich immer wieder hergestellten positiven Balance
- Positive Werte von Systemkomponenten
- Flexible, Widersprüche ertragende und erfolgreiche Systemsteuerung