Der Einfluss von Shiatsu auf die Lebensqualität bei Multipler Sklerose. Eine Studie von Stergios Tsiormpatzis

Mann in Rollstuhl

In „Effects of shiatsu on the health-related quality of life of a person with secondary progressive multiple sclerosis” zeigt Stergios Tsiormpatzis1Stergios Tsiormpatzis: Effects of shiatsu on the health-related quality of life of a person with secondary progressive multiple sclerosis: A mixed methods N-of-1 trial within a whole systems research case study. European Journal of Integrative Medicine, Volume 32, 2019. https://doi.org/10.1016/j.eujim.2019.101006. in einem “N-of-1”-Studiendesign, dass die Anwendung von Shiatsu die Lebensqualität von Menschen mit sekundär progredienter Multipler Sklerose (SPMS) verbessern kann.

Multiple Sklerose und gesundheitsbezogene Lebensqualität

Bei weltweit 2,2 Millionen an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Menschen sind Frauen etwa doppelt so häufig davon betroffen als Männer. Signifikant ist auch der Zusammenhang zwischen Breitengrad und der Prävalenz von MS, wodurch Finnland, wo diese Studie durchgeführt wurde, zu den Hochrisikoregionen gehört.

Bei den meisten Menschen nimmt Multiple Sklerose (MS) bei einen schubhaften Verlauf, der in ein chronisch progredientes2Progredient bedeutet fortschreitend Stadium mit einem irreversiblen Fortschreiten der Erkrankung übergehen kann, wohingegen nur 10 bis 15 Prozent aller diagnostizierten Menschen von einer primär progredienten Form betroffenen sind (PPMS), die durch eine langsam fortschreitende Behinderung gekennzeichnet ist, bei der keine Schübe auftreten. Wenn bei der schubhaften Verlaufsform die Häufigkeit der Schübe abnimmt und die Erkrankung in eine langsame klinische Verschlechterung übergeht, spricht man von sekundär progredienter MS (SPMS).3Man spricht von SPMS nabhängig davon, ob zusätzlich noch Schübe auftreten oder nicht. Bis zum Übergang in das chronisch progrediente Stadium vergehen im Durchschnitt 15 bis 20 Jahre, und manche MS-Betroffene verbleiben in einem schubhaften Verlauf.

Menschen mit MS haben eine geringere gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health-Related Quality of Life, HRQoL)4Gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health-Related Quality of Life, HRQoL) ist ein multidimensionales Konstrukt aus physischen, psychischen und sozialen Dimensionen und geht deutlich über Aussagen zum individuellen Gesundheitszustand hinaus, wobei die wesentliche Orientierung die subjektive Wahrnehmung durch den*die Proband*in ist. Erfasst werden dabei z.B. auch Faktoren wie Physiologie, Funktion, gesellschaftliches Leben, Wahrnehmung, Gefühle, Schlaf und Ruhe, Energie und Vitalität, Gesundheitsbewusstsein und allgemeine Lebenszufriedenheit. als die „Normalbevölkerung“, aber auch viele andere chronisch kranke Menschen. Die mit MS verbundene geringere Lebensqualität steht in Verbindung mit der Funktion des Nervensystems, psychischen und sozialen Komplikationen, Müdigkeit, Schmerzen, Schlafstörungen, emotionalen Problemen, körperlicher Behinderung, dem Krankheitsverlauf und dem Fortschreiten der Erkrankungen. Dazu kommen noch Komorbiditäten.5Komorbidität bezeichnet das gleichzeitige Vorkommen von zwei oder mehr verschiedenen Erkrankungen bei einem*einer Patient*in.

Zur Wirkung der allgemein verwendeten krankheitsmodifizierenden Behandlungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität gibt es widersprüchliche Belege, wobei belegt ist, dass manche der verwendeten Medikamente nachteilige Auswirkungen haben, wie z.B. medikamentenbedingte Schlafstörungen.6Siehe G. Lanza, R. Ferri, R. Bella, L. Ferini-Strambi, The impact of drugs for multiple
sclerosis on sleep, Multiple Sclerosis Journal. 23 (2017) 5–13. doi:10.1177/1352458516664034.
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität ist aber, wie Stergios Tsiormpatzis ausführt, wahrscheinlich das wichtigste Versorgungsergebnis für Menschen mit Behinderung und seine Verbesserung für viele Betroffene ein unerfülltes Bedürfnis. In spezialisierten Rehabilitationszentren werden deshalb multidisziplinäre Ansätze verfolgt, die eine medizinische Behandlung mit Rehabilitation nach individualisierten, patientenzentrierten Prinzipien verbinden. Patient*innen nutzen zudem häufig komplementäre und alternative Medizin (CAM), um die Auswirkungen ihrer Erkrankung zu minimieren. 7Im Laufe eines Jahres greifen 50 Prozent der Betroffenen auf CAM-Methoden zurück. Vgl. L. Skovgaard, P.H. Nicolajsen, E. Pedersen, M. Kant, S. Fredrikson, M. Verhoef, D.W. Meyrowitsch, Use of Complementary and Alternative Medicine among People with Multiple Sclerosis in the Nordic Countries, Autoimmune Diseases. 2012 (2012). doi:10.1155/2012/841085.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Stergios Tsiormpatzis: Effects of shiatsu on the health-related quality of life of a person with secondary progressive multiple sclerosis: A mixed methods N-of-1 trial within a whole systems research case study. European Journal of Integrative Medicine, Volume 32, 2019. https://doi.org/10.1016/j.eujim.2019.101006.
  • 2
    Progredient bedeutet fortschreitend
  • 3
    Man spricht von SPMS nabhängig davon, ob zusätzlich noch Schübe auftreten oder nicht. Bis zum Übergang in das chronisch progrediente Stadium vergehen im Durchschnitt 15 bis 20 Jahre, und manche MS-Betroffene verbleiben in einem schubhaften Verlauf.
  • 4
    Gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health-Related Quality of Life, HRQoL) ist ein multidimensionales Konstrukt aus physischen, psychischen und sozialen Dimensionen und geht deutlich über Aussagen zum individuellen Gesundheitszustand hinaus, wobei die wesentliche Orientierung die subjektive Wahrnehmung durch den*die Proband*in ist. Erfasst werden dabei z.B. auch Faktoren wie Physiologie, Funktion, gesellschaftliches Leben, Wahrnehmung, Gefühle, Schlaf und Ruhe, Energie und Vitalität, Gesundheitsbewusstsein und allgemeine Lebenszufriedenheit.
  • 5
    Komorbidität bezeichnet das gleichzeitige Vorkommen von zwei oder mehr verschiedenen Erkrankungen bei einem*einer Patient*in.
  • 6
    Siehe G. Lanza, R. Ferri, R. Bella, L. Ferini-Strambi, The impact of drugs for multiple
    sclerosis on sleep, Multiple Sclerosis Journal. 23 (2017) 5–13. doi:10.1177/1352458516664034.
  • 7
    Im Laufe eines Jahres greifen 50 Prozent der Betroffenen auf CAM-Methoden zurück. Vgl. L. Skovgaard, P.H. Nicolajsen, E. Pedersen, M. Kant, S. Fredrikson, M. Verhoef, D.W. Meyrowitsch, Use of Complementary and Alternative Medicine among People with Multiple Sclerosis in the Nordic Countries, Autoimmune Diseases. 2012 (2012). doi:10.1155/2012/841085.

Pages: 1 2 3 4 5 6 7 8 9