Der Einfluss körperlicher Aktivität in der Freizeit auf das Krebsrisiko – Studie von Charles E. Matthews (et al.)

Kitesurfen

Als wesentliches Ziel der Studie von Charles E. Matthews et al. (20191Charles E. Matthews, Steven C. Moore, Hannah Arem, Michael B. Cook, Britton Trabert, Niclas Håkansson, Susanna C. Larsson, Alicja Wolk, Susan M. Gapstur,Brigid M. Lynch, Roger L. Milne, Neal D. Freedman, Wen-Yi Huang, Amy Berrington de Gonzalez, Cari M. Kitahara, Martha S. Linet, Eric J. Shiroma, Sven Sandin, Alpa V. Patel & I-Min Lee: Amount and Intensity of Leisure-Time Physical Activity and Lower Cancer Risk. Journal of Clinical Oncology. Volume 38, Number 7. https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.19.02407.) soll erforscht werden, um das von Expert*innen empfohlene Ausmaß an körperlicher Aktivität (7,5 bis 15 MET, d.h. metabolic equivalent task2Das metabolische Äquivalent einer Aufgabe (MET) ist das objektive Maß für das Verhältnis zwischen der Rate, mit der eine Person bei der Ausübung einer bestimmten körperlichen Aktivität Energie verbraucht, und der Masse dieser Person im Vergleich zu einem Referenzwert, der auf 3,5 ml Sauerstoff pro kg und Minute für Männer und 3,15 ml Sauerstoff pro kg und Minute für Frauen festgelegt ist, d. h. der Energie, die eine Referenzperson (70 kg, 40 Jahre alt) beim ruhigen Sitzen verbraucht.
1 MET entspricht dem Energieverbrauch von 1kcal pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde. Spazierengehen verbraucht 3 MET, Radfahren 4 MET, Einkaufen 3 MET, Staubwischen 3 MET, Gartenarbeit 5 MET, Walken 4 MET, Fußballspielen 7 MET, Skifahren 7 MET, Joggen 7 MET und Schwimmen 8 MET.
) in der Freizeit mit einem geringeren Krebsrisiko verbunden ist und wie sich moderate und intensive körperliche Aktivität auswirken.3Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt idealerweise 18 bis 25 MET sportlicher Betätigung pro Woche.

Studiendesign

Ingesamt wurden 755.459 Personen im Alter zwischen 32 und 91 Jahren (mittleres Alter: 62 Jahre, 53 % Frauen) in 9 Kohorten45 US-Kohorten, 3 europäische Kohorten und 1 australische Kohorte. erfasst. Voraussetzung für die zugrundeliegenden Studien war eine detaillierte Bewertung der körperlichen Aktivität, so dass die „Energiekosten“ (MET-Stunden/Woche) geschätzt werden konnten.

Um den Zusammenhang zwischen intensiver und moderater körperlicher Aktivität zu klären, konzentrierten sich die Autor*innen auf jene 15 Krebsformen, bei denen sich in der Arbeit von Moore et al. (20165Moore SC, Lee IM, Weiderpass E, et al: Association of leisure-time physical activity with risk of 26 types of cancer in 1.44 million adults. JAMA Intern Med 176:816-825, 2016. https:https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2521826.) ein starker inverser Zusammenhang mit mehr als 20 Prozent Risikoreduktion (Adenokarzinom der Speiseröhre, Leberkrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs, Magenkardiakarzinom, Endometriumkarzinom und myeloische Leukämie), ein mäßiger inversiver Zusammenhang mit 10 bis 20 Prozent Risikoreduktion (Myelom6Krebserkrankung des Knochenmarks., Dickdarmkrebs, Kopf- und Halskrebs, Rektumkarzinom, Blasenkrebs und Brustkrebs) und ein wahrscheinlicher inversiver Zusammenhang (Gallenblasenkrebs, Dünndarmkrebs und Non-Hodgkin-Lymphome7Krebserkrankung des Lymphgewebes.) zeigt.8Lungenkrebs wurde in der vorliegenden Untersuchung allerdings nicht berücksichtigt, da Rauchen in der Arbeit von Moore et al. den Zusammenhang bei Lungenkrebs – nicht aber bei anderen Krebsarten – veränderte und die Autor*innen deshalb befürchteten, dass die Ergebnisse bei Lungenkrebs durch Rauchen verdeckt werden könnten.

Als körperliche Aktivitäten in der Freizeit wurden freiwillige Bewegung, Sport und Freizeitbeschäftigungen aufgenommen, die typischerweise von mäßiger bis starker Intensität sind und der Erhaltung der Fitness oder der Gesundheit dienen.9Die Einschränkung auf Freizeitaktivitäten wurde vorgenommen, um die Heterogenität zwischen den Studien zu minimieren und die Übertragbarkeit der Ergebnisse zu erhöhen. Gemessen wurden die Energiekosten oder das Gesamtvolumen der körperlichen Aktivität in der Freizeit (MET-Stunden/Woche) und das Volumen der Aktivitäten mit mäßiger Intensität (3 bis 5,9 METs) und starker Intensität (6 METs und mehr). Daraus wurden 5 Kategorien körperlicher Aktivität gebildet:10Die Berechnung/Abschätzung der Aktivitätsniveaus: z.B. mäßig intensive Aktivität [3 METs] × 2,5 Stunden/Woche = 7,5 MET-Stunden/Woche.

  • weniger als 7,5 MET-Stunden/Woche
  • 7,5 bis 14,9 MET-Stunden/Woche
  • 15,0 bis 29,9 MET-Stunden/Woche
  • 30 MET-Stunden/Woche und mehr

Von den 755.459 Teilnehmer*innen der Studie, die zu Beginn der Nachbeobachtung keine Krebserkrankung hatten, gaben 104.841 (Durchschnittsalter 60,8 Jahre, 50 % Frauen) an, überhaupt keine körperlichen Aktivitäten in der Freizeit zu haben. 157.713 Teilnehmer*innen (Durchschnittsalter 59,8 Jahre, 60 % Frauen) hatten körperliche Aktivitäten mit weniger als 7,5 MET-Stunden/Woche, 200.518 Teilnehmer*innen (Durchschnittsalter 60,8 Jahre, 54 % Frauen) körperliche Aktivitäten mit 7,5 bis 14,9 MET-Stunden/Woche, 179.631 Teilnehmer*innen (Durchschnittsalter 61,2 Jahre, 51 % Frauen) körperliche Aktivitäten mit 15 bis 29,9 MET-Stunden/Woche und 112.756 Teilnehmer*innen (Durchschnittsalter 61,1 Jahre, 50 % Frauen) mit körperlichen Akativitäten mit 30 MET-Stunden/Woche und mehr. Der Medianwert von 7 der 9 Kohorten lag zwischen 7,6 und 8,0 MET-Stunden/Wochen.

Kovariaten

Als Kovariaten11Kovariaten (Kovariablen) sind Variable, die in einem statistischen Analyseverfahren mit berücksichtigt werden, um mögliche verzerrende Einflüsse auf die Analyseergebnisse (Konfundierung) abzuschätzen oder zu verringern bzw. bestmöglich zu korrigieren. Sie werden miterhoben, um prüfen zu können, ob sie einen Einfluss auf das Untersuchungsergebnis hatten., wichtige Prädiktoren für ein Krebsrisiko, wurden auf Grundlage früherer Studien einbezogen:12Vgl. Moore SC, Lee IM, Weiderpass E, et al: Association of leisure-time physical activity with risk of 26 types of cancer in 1.44 million adults. JAMA Intern Med 176:816-825, 2016 und Park Y, Leitzmann MF, Subar AF, et al: Dairy food, calcium, and risk of cancer in the NIH-AARP Diet and Health Study. Arch Intern Med 169:391-401, 2009.

  • Alter
  • Rasse (schwarz, weiß, andere)
  • Bildung (weniger als High-School, High-School-Absolvent, Ausbildung nach der High-School, etwas College, College-Abschluss oder mehr, fehlend)
  • Raucherstatus (nie, früher, aktuell, fehlend)
  • persönliche Geschichte von Krebs (ja, nein/fehlend)
  • Herzkrankheiten (ja, nein/fehlend)
  • Familienstand (verheiratet, geschieden, verwitwet, unverheiratet, fehlend)
  • Body-Mass-Index (< 20, 20-22. 4, 22,5-24,9, 25,0-27,4, 27,5-29,9, 30-32,4, 32,5-34,9, 35,0-37,4, ≥ 37,5 kg/m2, fehlend)
  • Alkoholkonsum (0, 0,1-14,9, 15,0-29,9 und ≥ 30,0 g/Tag)
  • postmenopausale Hormontherapie (jemals, nie)
  • orale Verhütungsmittel (jemals, nie)
  • Alter bei der Menarche13Menarche: 1. Menstruation (Periode). (< 10, 10-11, 12-13, ≥ 14 Jahre)
  • Alter bei der Menopause (40-44, 45-49, 50-54, ≥ 55 Jahre)
  • Parität14Parität: Zahl der Geburten. (0, 1, 2, ≥ 3 Kinder)

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Charles E. Matthews, Steven C. Moore, Hannah Arem, Michael B. Cook, Britton Trabert, Niclas Håkansson, Susanna C. Larsson, Alicja Wolk, Susan M. Gapstur,Brigid M. Lynch, Roger L. Milne, Neal D. Freedman, Wen-Yi Huang, Amy Berrington de Gonzalez, Cari M. Kitahara, Martha S. Linet, Eric J. Shiroma, Sven Sandin, Alpa V. Patel & I-Min Lee: Amount and Intensity of Leisure-Time Physical Activity and Lower Cancer Risk. Journal of Clinical Oncology. Volume 38, Number 7. https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.19.02407.
  • 2
    Das metabolische Äquivalent einer Aufgabe (MET) ist das objektive Maß für das Verhältnis zwischen der Rate, mit der eine Person bei der Ausübung einer bestimmten körperlichen Aktivität Energie verbraucht, und der Masse dieser Person im Vergleich zu einem Referenzwert, der auf 3,5 ml Sauerstoff pro kg und Minute für Männer und 3,15 ml Sauerstoff pro kg und Minute für Frauen festgelegt ist, d. h. der Energie, die eine Referenzperson (70 kg, 40 Jahre alt) beim ruhigen Sitzen verbraucht.
    1 MET entspricht dem Energieverbrauch von 1kcal pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde. Spazierengehen verbraucht 3 MET, Radfahren 4 MET, Einkaufen 3 MET, Staubwischen 3 MET, Gartenarbeit 5 MET, Walken 4 MET, Fußballspielen 7 MET, Skifahren 7 MET, Joggen 7 MET und Schwimmen 8 MET.
  • 3
    Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt idealerweise 18 bis 25 MET sportlicher Betätigung pro Woche.
  • 4
    5 US-Kohorten, 3 europäische Kohorten und 1 australische Kohorte.
  • 5
    Moore SC, Lee IM, Weiderpass E, et al: Association of leisure-time physical activity with risk of 26 types of cancer in 1.44 million adults. JAMA Intern Med 176:816-825, 2016. https:https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2521826.
  • 6
    Krebserkrankung des Knochenmarks.
  • 7
    Krebserkrankung des Lymphgewebes.
  • 8
    Lungenkrebs wurde in der vorliegenden Untersuchung allerdings nicht berücksichtigt, da Rauchen in der Arbeit von Moore et al. den Zusammenhang bei Lungenkrebs – nicht aber bei anderen Krebsarten – veränderte und die Autor*innen deshalb befürchteten, dass die Ergebnisse bei Lungenkrebs durch Rauchen verdeckt werden könnten.
  • 9
    Die Einschränkung auf Freizeitaktivitäten wurde vorgenommen, um die Heterogenität zwischen den Studien zu minimieren und die Übertragbarkeit der Ergebnisse zu erhöhen.
  • 10
    Die Berechnung/Abschätzung der Aktivitätsniveaus: z.B. mäßig intensive Aktivität [3 METs] × 2,5 Stunden/Woche = 7,5 MET-Stunden/Woche.
  • 11
    Kovariaten (Kovariablen) sind Variable, die in einem statistischen Analyseverfahren mit berücksichtigt werden, um mögliche verzerrende Einflüsse auf die Analyseergebnisse (Konfundierung) abzuschätzen oder zu verringern bzw. bestmöglich zu korrigieren. Sie werden miterhoben, um prüfen zu können, ob sie einen Einfluss auf das Untersuchungsergebnis hatten.
  • 12
    Vgl. Moore SC, Lee IM, Weiderpass E, et al: Association of leisure-time physical activity with risk of 26 types of cancer in 1.44 million adults. JAMA Intern Med 176:816-825, 2016 und Park Y, Leitzmann MF, Subar AF, et al: Dairy food, calcium, and risk of cancer in the NIH-AARP Diet and Health Study. Arch Intern Med 169:391-401, 2009.
  • 13
    Menarche: 1. Menstruation (Periode).
  • 14
    Parität: Zahl der Geburten.

Pages: 1 2 3