Berufspolitik endet nicht in der Wirtschaftskammer: Die europäische Dimension von Shiatsu
Die berufliche Anerkennung von Shiatsu in Österreich und in Europa sind miteinander verschränkt
Bereits lange bevor die Wirtschaftskammer 1999 die Verantwortung für Shiatsu übernahm, setzte sich der Österreichische Dachverband für Shiatsu (ÖDS) intensiv dafür ein, Shiatsu sowohl in Österreich als auch europaweit beruflich zu etablieren. Ein bedeutender Schritt in diese Richtung war die Gründung des Europäischen Dachverbandes für Shiatsu (ESF) im Jahr 1994, maßgeblich initiiert vom italienischen Shiatsu-Dachverband (FIS).
Mit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 gewannen diese Bestrebungen eine neue Dimension, da neben der nationalen Gesetzgebung auch EU-Regulierungen relevant wurden. In den 1990er-Jahren sah es sogar so aus, als könnte Shiatsu in das EU-Gesundheitssystem integriert werden. Zu dieser Zeit arbeitete der EU-Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Verbraucherschutz an einem Bericht zur rechtlichen Anerkennung komplementärer und alternativer Medizin (CAM). Dank der Lobbyarbeit des ESF wurde Shiatsu im sogenannten „Lannoye-Bericht“ von 1997 als explizite CAM-Methode neben anderen wie der Traditionellen Chinesischen Medizin und Homöopathie erwähnt.
Obwohl die Bemühungen um eine gesetzliche Verankerung von CAM in der EU nicht zum erhofften Ergebnis führten und zunehmend wissenschaftliche Evidenz gefordert wurde, war die Erwähnung von Shiatsu im EU-Beschluss ein wichtiger Schritt. Sie trug später dazu bei, Shiatsu als eigenständiges, ganzheitliches System innerhalb des Massagegewerbes in Österreich zu integrieren.
Die Verflechtung nationaler und europäischer Bemühungen zeigt sich auch heute: Die im Frühjahr 2024 in Österreich erreichte Einstufung der Shiatsu-Ausbildung auf NQR-Stufe 6 ist zugleich auch ein Meilenstein in der Strategie des ESF. Diese Anerkennung auf österreichischer, damit zugleich aber auch auf europäischer Ebene soll langfristig sicherstellen, dass Shiatsu nicht nur in Österreich auf einem hohen Niveau ausgeübt werden kann, sondern auch in allen EU-Mitgliedsstaaten eine vergleichbare berufliche Legitimation erfährt. Der nächste Schritt auf diesem Weg ist ein vom Europäischen Shiatsu-Dachverband initiiertes Symposium Ende Februar in Brüssel, zu dem führende Vertreter*innen europäischer Shiatsu-Organisationen zusammenkommen, um – über alle Verbandsgrenzen hinweg – die weitere Strategie für die Etablierung von Shiatsu als europaweit anerkannten Beruf miteinander abzustimmen… mehr dazu
Die Geschichte von Shiatsu rund um den Europäischen Dachverband für Shiatsu (ESF)
Der Europäische Dachverband für Shiatsu ist im Laufe seines 30jährigen Bestehens einen langen und vielfältigen Weg gegangen: Von den frühen Bemühungen in den 1990er-Jahren, Shiatsu in das europäische Gesundheitssystem zu integrieren, bis hin zu der heutigen Fokussierung auf die europaweite Berufsanerkennung durch den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR)…
- Ende des Jahres 2024 hat der Dachverband die Dokumentation „Das kleine Buch zu Shiatsu in Europa. Die Geschichte rund um den Europäischen Dachverband für Shiatsu“ veröffentlicht. Die Veröffentlichung liegt derzeit nur in Deutsch vor, geplant ist eine englische Version noch für Jänner 2025.
- Eine Leseprobe ist hier als Flipbook zugänglich.
- Das vollständige Buch kann in der Geschäftsstelle des ESF (secretary@europeanshiatsufederation.eu) angefordert werden. Es ist prinzipiell kostenlos, der ESF bittet allerdings um eine Spende für das Brüssel-Symposium.