Auch mäßiger Alkoholkonsum wirkt lebensverkürzend

Wein

Teilnehmer*innen

Von den ursprünglich 217.462 Teilnehmer*innen, die mindestens 60 Jahre alt waren, wurden 36.284 mit unvollständigen Angaben zum Alkoholkonsum ausgeschlossen, weitere 6.017 wegen anderer fehlender Informationen. Letztlich verblieben damit 135.103 Personen in der Studie, deren mittleres Alter bei 64 Jahren lag. 50.1 % der Teilnehmer*innen waren Frauen.

Generell zeigte sich: Gelegenheitstrinker waren seltener Weiße, häufiger Einwohner Englands, Frauen und Nicht-Raucher. Sie waren körperlich weniger aktiv, hatten ein niedrigeres Bildungsniveau, eine geringere Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine höhere Prävalenz von Diabetes, Krebs und gesundheitsbezogenen Risikofaktoren. Sozioökonomische Risikofaktoren waren bei Trinkern mit niedrigem und mittlerem Risiko (Konsum) seltener.

Ergebnisse

Über einen durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von 12,4 Jahren (2,0 bis 14,8 Jahre) wurden 15.833 Todesfälle verzeichnet, darunter 7.871 Krebstodesfälle und 3.215 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Detail zeigte sich:

  • Im Vergleich zu gelegentlichem Alkoholkonsum war ein geringer Konsum (geringes Risiko) mit einer höheren Krebssterblichkeit verbunden.
  • Ein mittlerer Alkoholkonsum war mit einer höheren Gesamtmortalität und Krebs assoziiert.
  • Ein risikoreicher Alkoholkonsum war mit einer höheren Gesamtmortalität, Krebs und kardiovaskulären Erkrankungen verbunden.
  • Der Alkoholkonsum war bei Personen mit gesundheitsbezogenen oder sozioökonomischen Risikofaktoren in allen Kategorien höher als bei Personen ohne diese Risikofaktoren.
  • Bei Teilnehmer*innen ohne gesundheitsbezogene oder sozioökonomische Risikofaktoren fanden sich bei geringem oder mäßigem Alkoholkonsum keine Zusammenhänge mit der Sterblichkeit.
  • Bei den Trinkern mit niedrigem Risiko und gesundheitsbezogenen Risikofaktoren zeigte sich eine höhere Krebssterblichkeit.
  • Bei den Trinkern mit mäßigem Risiko und gesundheitsbezogenen Risikofaktoren zeigte sich eine höhere Gesamtmortalität und eine höhere Krebssterblichkeit.
  • Bei Personen mit geringem und mittlerem Risiko, die sozioökonomische Risikofaktoren aufwiesen, zeigte sich eine höhere Sterblichkeit aus allen Gründen und eine höhere Krebssterblichkeit.
  • Die Vorliebe für Wein und der Konsum ausschließlich zu den Mahlzeiten waren nur mit Teilnehmer*innen mit gesundheitsbezogenen Risikofaktoren sowie mit Teilnehmer*innen mit sozioökonomischen Risikofaktoren assoziiert.
  • Das Trinken nur während der Mahlzeiten war mit einer geringeren Krebssterblichkeit bei Teilnehmer*innen mit gesundheitsbezogenen Risikofaktoren oder sozioökonomischen Risikofaktoren verbunden.
  • Bei Personen mit sozioökonomischen Risikofaktoren war die Vorliebe für Wein mit einer geringeren Krebssterblichkeit und das Trinken nur zu den Mahlzeiten mit einer geringeren kardiovaskulären Mortalität verbunden.
  • Bei Personen mit gesundheitsbezogenen oder sozioökonomischen Risikofaktoren war die Vorliebe für Wein und das Trinken nur zu den Mahlzeiten mit einer geringeren Gesamt-, Krebs- und kardiovaskulären Mortalität verbunden. Bei Personen ohne gesundheitsbezogenen Risikofaktoren hingegen war die Vorliebe für Wein und das Trinken nur zu den Mahlzeiten in einem geringeren Maß mit einer geringeren Gesamtsterblichkeit verbunden.
  • Vorliebe für Wein und das Trinken während der Mahlzeiten veränderte den Zusammenhang zwischen dem durchschnittlichen Alkoholkonsum und der Sterblichkeit: Das erhöhte Risiko für alle Todesursachen, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Hochrisikotrinkern, für alle Todesursachen und Krebstod bei Trinkern mit mittlerem Risiko und für Krebstod bei Trinkern mit geringem Risiko im Vergleich zu Gelegenheitstrinkern wurde abgeschwächt und ging bei Personen mit diesen Trinkmustern sogar verloren.

Diskussion der Ergebnisse

In Übereinstimmung mit neueren Forschungsergebnissen zu den Zusammenhängen zwischen Alkoholkonsum und Gesundheit bestätigt die vorliegende Studie die schädlichen Folgen, die mit starkem Alkoholkonsum bei älteren Erwachsenen verbunden sind, und zeigt, dass im Vergleich zu gelegentlichen Trinkern bei risikoarmen Trinkern eine höhere Krebssterblichkeit, bei mäßig riskanten Trinkern eine höhere Gesamt- und Krebssterblichkeit und bei risikoreichen Trinkern eine höhere Gesamt-, Krebs- und kardiovaskuläre Mortalität vorliegt.

Zudem stellt die Studie auch ein höheres Risiko für Todesfälle aller Ursachen und Krebstodesfälle bei mäßig riskanten Trinkern fest – im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, die schützende Zusammenhänge zwischen niedrigem bis mäßigem Alkoholkonsum, hauptsächlich für die Gesamtmortalität und die kardiovaskuläre Mortalität, ischämische Herzkrankheiten und Diabetes aufzeigte (bzw. keine Assoziation mit Gesamtmortalität, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ungesundem Altern). Diese Abweichung von früheren Studienergebnissen führen die Autor*innen auf methodische Verbesserungen zurück (insbesondere die Verwendung von Gelegenheitskonsument*innen als Referenzgruppe anstelle von Abzinenzler*innen).

Weitere wesentliche Ergebnisse der Studie waren:

  • Die mit dem Alkoholkonsum verbundene Übersterblichkeit war bei Personen mit gesundheitsbezogenen und sozioökonomischen Risikofaktoren höher, wobei selbst bei risikoarmen Trinkern eine höhere Sterblichkeit, insbesondere durch Krebs, zu verzeichnen war.
  • Die Vorliebe für Wein und das Trinken nur zu den Mahlzeiten zeigten bei Trinkern mit gesundheitlichen und sozioökonomischen Risikofaktoren geringe schützende Zusammenhänge mit der Sterblichkeit, insbesondere durch Krebs, und diese beiden Trinkmuster schwächten die mit hohem, mäßigem und sogar niedrigem Risikotrinken verbundene übermäßige Sterblichkeit ab.

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