Auch mäßiger Alkoholkonsum wirkt lebensverkürzend

Wein

Durchführung der Studie

Die Studie wurde als multizentrische, prospektive, bevölkerungsbasierte Studie mit Teilnehmer*innen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren durchgeführt, die die aus den Primärversorgungsregistern des Nationalen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) ermittelt und zwischen 2006 und 2010 an 22 Untersuchungsstandorten in England, Schottland und Wales aufgenommen wurden. Beim ersten Untersuchungsbesuch beantworteten sie ein computergestütztes Interview und füllten einen Fragebogen zu soziodemografischen, lebensstilbezogenen und klinischen Merkmalen aus. Zudem stellten sie biologische Proben zur Verfügung und unterzogen sich körperlichen und medizinischen Untersuchungen. Die Sterblichkeit wurde über nationale Sterberegister erfasst.  

Studienvariablen

Alkoholkonsummuster

Die Studienteilnehmer*innen wurden nach der Häufigkeit und der durchschnittlichen Menge der wichtigsten Arten von alkoholischen Getränken gefragt, die sie konsumierten. Der Alkoholgehalt wurde durch Multiplikation des aufgenommenen Volumens (in Millilitern) mit dem Volumenprozentsatz des Alkohols (4,5 % für Bier und Apfelwein, 11,5 % für Weiß- und Schaumwein, 13 % für Rotwein, 20 % für Likörwein und 40 % für Spirituosen) und durch das spezifische Gewicht von Ethanol (0,789 g/ml) errechnet.

Je nach durchschnittlichem Alkoholkonsum wurden die Trinkgewohnheiten, basierend auf den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden1Die Autor*innnen verweisen auf Spanish Ministry of Health.Low risk alcohol consumption thresholds: update on the risks related to alcohol consumption levels, consumption patterns and type of alcoholic beverages. Accessed October 29, 2023. https://www.sanidad.gob.es/areas/promocionPrevencion/alcohol/documentosTecnicos/limiteConsumoBajoRiesgo.htm; Phillips JA: Dietary guidelines for Americans, 2020-2025. Workplace Health Saf. 2021;69(8):395. doi:10.1177/21650799211026980 und Ortolá R, García-Esquinas E, Buño-Soto A et al.: Alcohol consumption patterns and growth differentiation factor 15 among life-time drinkers aged 65+ years in Spain: a cross-sectional study. Addiction. 2022;117(6):1647-1657. doi:10.1111/add.15809., in folgende Kategorien eingeteilt:

  • gelegentlich (≤2,86 g/Tag)2Zur Orientierung: 1 großes Bier (500 ml) mit 4,8 Vol.-% bedeutet knapp 20 g Alkohol (19,2 g), 1 Glas Wein (250 ml) mit 11 Vol.-% bedeutet 22 g Alkohol, 1 Glas Schnaps (20 ml) mit 38 Vol.-% gut 6 g Alkohol (6,1 g).
    Die Formel zur Berechnung (Gramm reiner Alkohol) lautet: Menge in ml x (Vol.-% / 100) x (gerundet) 0,8 (die exaktere Größe des spezifischen Gewichts von Ethanol ist 0,7893).
  • geringes Risiko (Männer: >2,86–20,00 g/Tag; Frauen: >2,86–10,00 g/Tag)
  • mittleres Risiko (Männer: >20,00 – 40,00 g/Tag; Frauen: >10–20,00 g/Tag)
  • hohes Risiko (Männer: >40,00 g/Tag; Frauen: >20,00 g/Tag)

Wenn mehr als 80 % des Alkohols aus einer bestimmten Art von Getränk stammten, wurden die Trinker als Weintrinker, als Trinker anderer Getränke oder als Trinker ohne Präferenz eingestuft. Zudem wurden sie auch als Trinker nur während der Mahlzeiten und als Trinker entweder nur außerhalb der Mahlzeiten oder zu jeder Zeit klassifiziert.

Gesundheitsbezogene Risikofaktoren

Das Gesundheitsrisiko wurde zu Studienbeginn anhand des Frailty-Index (FI) bewertet, der speziell für die UK Biobank entwickelt wurde3Vgl. Williams DM, Jylhävä J, Pedersen NL, Hägg S:. A frailty index for UK Biobank participants. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2019;74(4):582-587. doi:10.1093/gerona/gly094., wobei insgesamt 49 Gesundheitsdefizite berücksichtigt wurden. Der FI-Wert wurde als Gesamtsumme der jedem Gesundheitsdefizit zugewiesenen Punkte geteilt durch die Anzahl der berücksichtigten Defizite berechnet und lag zwischen 0,00 und 0,57.

Sozioökonomische Risikofaktoren

Das sozioökonomische Risiko wurde zu Studienbeginn anhand des Townsend-Deprivationsindex (TDI) bewertet4Vgl. Townsend  P.  Deprivation.   J Soc Policy. 1987;16(2):125-146. doi:10.1017/S0047279400020341., der den Grad der sozioökonomischen Deprivation eines Gebiets misst und von -6,26 bis 10,16 reicht, wobei ein höherer Wert auf eine stärkere Deprivation5Deprivation ist ein Zustand von Mangel, Entbehrung oder Verlust eines wichtigen menschlichen Bedürfnisses (aufgrund dessen man benachteiligt ist). hinweist. Bei Teilnehmer*innen, die in stärker benachteiligten Gebieten lebten (TDI > 0), wurde von sozioökonomischen Risikofaktoren ausgegangen, bei Teilnehmer*innen, die in wohlhabenderen Gebieten lebten (TDI ≤ 0), hingegen nicht.

Gesamtmortalität und ursachenspezifische Mortalität

Informationen zur Mortalität wurden bis zum 30. September 2021 für Teilnehmer*innen in England und Wales aus den Sterbeurkunden des National Health Service (NHS) Information Centre (NHS England) und bis zum 31. Oktober 2021 für Teilnehmer*innen in Schottland aus dem NHS Central Register Scotland (National Records of Schottland) erfasst.

Die Dauer der Nachbeobachtung wurde als die Zeit vom Besuch der Basisbewertung bis zum Todesdatum oder der administrativen Zensierung geschätzt, je nachdem, was zuerst eintrat. Die ursachenspezifische Mortalität wurde mit der Klassifikation des ICD 10 (International Statistical Classification of Diseases) erfasst: Codes C00 bis C97 als primäre Todesursache für Krebs und Codes I00 bis I99 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Potenzielle Störfaktoren

Für den Ausschluss potenzieller Störfaktoren haben die Studienautor*innen auch Basisinformationen zu soziodemografischen, lebensstilbezogenen und klinischen Merkmalen verwendet, darunter Geschlecht, Alter, (selbst angegebene) Rasse und ethnische Zugehörigkeit6In der UK Biobank werden Rasse und Ethnizität wie folgt klassifiziert: asiatisch (Inder, Pakistaner, Bangladescher, jeder andere asiatische Hintergrund), schwarz (karibisch, afrikanisch, jeder andere schwarze Hintergrund), chinesisch, gemischt (weiß und schwarz karibisch, weiß und schwarz afrikanisch, weiß und asiatisch, jeder andere gemischte Hintergrund), weiß (britisch, irisch, jeder andere weiße Hintergrund) und andere (jede nicht spezifizierte Gruppe, z. B. arabisch)., Bildung7Kategorien waren: Hochschul- oder Universitätsabschluss; A-Levels, AS-Levels oder gleichwertig; O-Levels, General Certificate of Secondary Education oder gleichwertig; Certificate of Secondary Education oder gleichwertig; National Vocational Qualification, Higher National Diploma, Higher National oder gleichwertig; andere berufliche Qualifikationen; und keine Qualifikationen., Tabakrauchen8Kategorien waren: nie, früher oder aktuell., körperliche Aktivität in der Freizeit (metabolische Äquivalente von Arbeitsstunden pro Woche), Zeit, die mit Fernsehen verbracht wird (Stunden pro Tag), und häufige Erkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs), die sich möglicherweise auf die Menge des konsumierten Alkohols auswirken könnten.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Die Autor*innnen verweisen auf Spanish Ministry of Health.Low risk alcohol consumption thresholds: update on the risks related to alcohol consumption levels, consumption patterns and type of alcoholic beverages. Accessed October 29, 2023. https://www.sanidad.gob.es/areas/promocionPrevencion/alcohol/documentosTecnicos/limiteConsumoBajoRiesgo.htm; Phillips JA: Dietary guidelines for Americans, 2020-2025. Workplace Health Saf. 2021;69(8):395. doi:10.1177/21650799211026980 und Ortolá R, García-Esquinas E, Buño-Soto A et al.: Alcohol consumption patterns and growth differentiation factor 15 among life-time drinkers aged 65+ years in Spain: a cross-sectional study. Addiction. 2022;117(6):1647-1657. doi:10.1111/add.15809.
  • 2
    Zur Orientierung: 1 großes Bier (500 ml) mit 4,8 Vol.-% bedeutet knapp 20 g Alkohol (19,2 g), 1 Glas Wein (250 ml) mit 11 Vol.-% bedeutet 22 g Alkohol, 1 Glas Schnaps (20 ml) mit 38 Vol.-% gut 6 g Alkohol (6,1 g).
    Die Formel zur Berechnung (Gramm reiner Alkohol) lautet: Menge in ml x (Vol.-% / 100) x (gerundet) 0,8 (die exaktere Größe des spezifischen Gewichts von Ethanol ist 0,7893).
  • 3
    Vgl. Williams DM, Jylhävä J, Pedersen NL, Hägg S:. A frailty index for UK Biobank participants. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2019;74(4):582-587. doi:10.1093/gerona/gly094.
  • 4
    Vgl. Townsend  P.  Deprivation.   J Soc Policy. 1987;16(2):125-146. doi:10.1017/S0047279400020341.
  • 5
    Deprivation ist ein Zustand von Mangel, Entbehrung oder Verlust eines wichtigen menschlichen Bedürfnisses (aufgrund dessen man benachteiligt ist).
  • 6
    In der UK Biobank werden Rasse und Ethnizität wie folgt klassifiziert: asiatisch (Inder, Pakistaner, Bangladescher, jeder andere asiatische Hintergrund), schwarz (karibisch, afrikanisch, jeder andere schwarze Hintergrund), chinesisch, gemischt (weiß und schwarz karibisch, weiß und schwarz afrikanisch, weiß und asiatisch, jeder andere gemischte Hintergrund), weiß (britisch, irisch, jeder andere weiße Hintergrund) und andere (jede nicht spezifizierte Gruppe, z. B. arabisch).
  • 7
    Kategorien waren: Hochschul- oder Universitätsabschluss; A-Levels, AS-Levels oder gleichwertig; O-Levels, General Certificate of Secondary Education oder gleichwertig; Certificate of Secondary Education oder gleichwertig; National Vocational Qualification, Higher National Diploma, Higher National oder gleichwertig; andere berufliche Qualifikationen; und keine Qualifikationen.
  • 8
    Kategorien waren: nie, früher oder aktuell.

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