Am Abend haben sportliche Aktivitäten die stärkste positive Wirkung auf Herz und Kreislauf

Rudern

Erfassung der körperlichen Aktivität

Zur Erfassung der körperlichen Aktiviät der Versuchspersonen trugen die insgesamt 103.684 Teilnehmer*innen zwischen 2013 und 2015 24 Stunden pro Tag über einen Zeitraum von 7 Tagen einen Axivity AX3-Beschleunigungsmesser an ihrem dominanten Handgelenk. Die Intensität der körperlichen Aktivität wurde in 10-Sekunden-Intervallen gemessen1Für die Kalibrierung des Geräts wurden Standardverfahren verwendet und Zeiträume, in denen das Gerät nicht getragen wurde, wurden mit Hilfe etablierter Methoden ermittelt. Die Autor*innen verweisen dabei auf Ahmadi MN, Nathan N, Sutherland R, Wolfenden L, Trost SG.: Non-wear or sleep? Evaluation of five non-wear detection algorithms for raw accelerometer data. J Sports Sci 2020; 38:399–404., wobei nur Teilnehmer*innen mit mindestens drei „gültigen“ Tragetagen (d.h. mit einer Tragedauer des Beschleunigungsmessers von mindestens 16 Stunden pro Tag) in die Analyse einbezogen wurden.

Jede körperliche Aktivität wurde in eine von vier Aktivitätsklassen eingeteilt: sitzende Tätigkeit, stehende Tätigkeiten (z. B. Hemden bügeln, Geschirr spülen), Gehen (z. B. aktives Fortbewegen wie in die Arbeit gehen, Böden wischen) oder Laufen/energieintensive Tätigkeiten (aktives Spielen mit Kindern). Diese Aktivitätsklassen wurden daraufhin vier Aktivitätsintensitäten zugeordnet:2Das zweistufige Klassifizierungsschema für körperliche Aktivitäten reduziert die Möglichkeit einer falsch-positiven MVPA durch stationäre Aktivitäten mit starker Bewegung des Handgelenks, wie z. B. Bügeln oder Geschirrspülen, da eine Aktivität zunächst auf Stufe 1 als ambulante Aktivität und dann auf Stufe 2 als mäßig oder kräftig klassifiziert werden muss. sitzend, leicht, mäßig und kräftig, wobei Gehen als leicht (Beschleunigungswert unter 100 mg), mäßig (zwischen 100 und 399 mg) und kräftig (Beschleunigungswert von zumindest 400 mg) unterteilt wurde.31 g (1000 mg) entspricht einer Beschleunigung von 9,81 m/s2 und damit der Beschleunigung im freien Fall ohne Luftwiderstand in der Nähe der Erdoberfläche. 

Die Teilnehmer*innen wurden nach der Mehrzahl ihrer MVPAs in die Gruppen Morgen (6 bis 12 Uhr), Nachmittag (12 bis 18 Uhr) und Abend (18 bis 24 Uhr) eingeteilt.4Teilnehmer*innen beispielsweise, die 40 %, ihrer MVPAs am Morgen, 30 % am Nachmittag und weitere 30 % am Abend absolvieren, werden der morgendlichen MVPA zugeordnet. Teilnehmer*innen, die morgens, nachmittags oder abends nicht mindestens eine körperliche Aktivität mit einer Dauer von zumindest 3 Minuten aufwiesen, wurden unabhängig von der Gesamtzahl der Minuten körperlicher Aktivität als Teilnehmer*innen ohne aerobe körperliche Aktivität kategorisiert. Zusätzlich wurde die Gesamtzeit berechnet, die mit körperlicher Aktivität verbracht wurde (unabhängig von der Länge der Trainingseinheiten) und die körperliche Aktivität, die sich aus Trainingseinheiten mit einer Dauer von jeweils mehr 3 Minuten ergab.

Erfassung von Sterblichkeit, kardiovaskulären (CVD) und mikrovaskulären Erkrankungen (MVD)

Die Teilnehmer*innen wurden bis zum 30. November 2022 beobachtet. Todesfälle und stationäre Krankenhausaufenthalte wurden durch Sterberegister und Krankenhausdaten erfasst. Kardiovasculäre Erkrankungen (CVD) wurden als Erkrankungen des Kreislaufsystems, ausgenommen Bluthochdruck und Erkrankungen der Arterien oder Lymphknoten, erfasst, mikrovaskukäre Erkrankungen (MVD) als Neuropathie5Erkrankung der peripheren Nerven, die keine traumatische Ursache hat., Nephropathie6Nicht entzündliche Nierenerkrankung. oder Retinopathie7Erkrankung der Netzhaut des Auges..

Die Nachbeobachtungszeit wurde berechnet als die Zeit in Jahren vom Tragen des Beschleunigungsmessers bis zum ersten Auftreten eines Ereignisses oder bis zum Studienabbruch.

Kovariaten

Die in der Analyse berücksichtigten Kovariaten sind Alter, Geschlecht, Raucherstatus, Alkoholkonsum, Obst- und Gemüseverzehr, sitzende Tätigkeit, Gesamt-MVPA, Schlafdauer, Bildung, Medikamenteneinnahme (Cholesterin-, blutdrucksenkende und/oder Diabetes-Medikamente), Taillenumfang und prävalente kardiovaskuläre Erkrankungen (nur in der Analyse der Gesamtmortalität).

Ergebnisse

Die Stichprobe für die Gesamtmortalität umfasste 29.836 Teilnehmer*innen mit einem Durchschnittsalter von 62,2 Jahren bei Studienbeginn. 2.995 von ihnen hatten eine Diabetes Typ 2-Diagnose. 53,2 % der Teilnehmer*innen waren weiblich und 46,8 % entweder aktuelle oder frühere Raucher.
Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 7,9 Jahren traten 1.425 Todesfälle auf.

Die Stichprobe für die CVD-Analysen umfasste 24.660 Teilnehmer*innen mit 3.980 Ereignissen, die Stichprobe für die MVD-Analysen umfasste 28.455 Teilnehmer*innen mit 2.162 Ereignissen.


Während der gesamten Woche bewegten sich die Teilnehmer*innen der Referenzgruppe im Durchschnitt weniger als einmal pro Tag, während die MVPA-Gruppe am Morgen im Durchschnitt 4,8 mal pro Tag, die MVPA-Gruppe am Nachmittag im Durchschnitt 5,0 mal pro Tag und die MVPA-Gruppe am Abend im Durchschnitt 3,4 mal pro Tag trainierte.

Mortalitätsrisiko

Die Teilnehmer*innen der Referenzgruppe hatten ein 5-Jahres-Mortalitätsrisiko von 4,02 %. Im Vergleich zur Referenzgruppe war die abendliche MVPA-Gruppe mit dem geringsten Sterberisiko verbunden (das gilt auch für die Gruppe der Teilnehmer*innen mit Diabetes Typ 2). Ihr 5-Jahres-Gesamtmortalitätsrisiko war um 25-32 % niedriger als bei den Teilnehmer*innen der morgendlichen und nachmittäglichen MVPA-Gruppen.

In Bezug auf den Dosis-Wirkungs-Zusammenhang zeigte sich in der Studie ein stärkerer Einfluss der Häufigkeit als der Dauer der Bewegungseinheiten auf die Mortalität.

Kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD)

Das Muster des das 5-Jahres-Risiko der CVD-Erkrankung entpricht dem des Mortalitätsrisikos. Auch hier war die MVPA-Gruppe am Abend mit dem niedrigsten Erkrankungsrisiko verbunden, was auch für die Teilnehmer*innen mit Diabetes Typ 2 galt.

Mikrovaskuläre Erkrankungen (MVD)

Bei den mikrovaskulären Erkrankungen (Nephropathie, Neuropathie und Retinopathie) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den MVPA-Gruppen am Morgen, Nachmittag und Abend (20 bis 24 Prozent geringeres 5-Jahres-Risiko gegenüber der Referenzgruppe), wohl aber einen deutlicheren Zusammenhang mit der Abend-Gruppe bei diagnostiziertem Diabetes Typ 2.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Für die Kalibrierung des Geräts wurden Standardverfahren verwendet und Zeiträume, in denen das Gerät nicht getragen wurde, wurden mit Hilfe etablierter Methoden ermittelt. Die Autor*innen verweisen dabei auf Ahmadi MN, Nathan N, Sutherland R, Wolfenden L, Trost SG.: Non-wear or sleep? Evaluation of five non-wear detection algorithms for raw accelerometer data. J Sports Sci 2020; 38:399–404.
  • 2
    Das zweistufige Klassifizierungsschema für körperliche Aktivitäten reduziert die Möglichkeit einer falsch-positiven MVPA durch stationäre Aktivitäten mit starker Bewegung des Handgelenks, wie z. B. Bügeln oder Geschirrspülen, da eine Aktivität zunächst auf Stufe 1 als ambulante Aktivität und dann auf Stufe 2 als mäßig oder kräftig klassifiziert werden muss.
  • 3
    1 g (1000 mg) entspricht einer Beschleunigung von 9,81 m/s2 und damit der Beschleunigung im freien Fall ohne Luftwiderstand in der Nähe der Erdoberfläche.
  • 4
    Teilnehmer*innen beispielsweise, die 40 %, ihrer MVPAs am Morgen, 30 % am Nachmittag und weitere 30 % am Abend absolvieren, werden der morgendlichen MVPA zugeordnet. Teilnehmer*innen, die morgens, nachmittags oder abends nicht mindestens eine körperliche Aktivität mit einer Dauer von zumindest 3 Minuten aufwiesen, wurden unabhängig von der Gesamtzahl der Minuten körperlicher Aktivität als Teilnehmer*innen ohne aerobe körperliche Aktivität kategorisiert.
  • 5
    Erkrankung der peripheren Nerven, die keine traumatische Ursache hat.
  • 6
    Nicht entzündliche Nierenerkrankung.
  • 7
    Erkrankung der Netzhaut des Auges.

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