Newsletter 18 der Grünen Masseur*innen

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Liebe/r

willkommen bei der 18. Ausgabe des Newsletters der Grünen Masseur*innen!
(22. Juni 2022)

Es ist wirklich viel Zeit vergangen seit dem letzten Newsletter der Grünen Masseur*innen, der im Juni 2020 ausgesendet wurde. Damals, nach dem ersten Lockdown, war die Hoffnung, dass die Situation damit zumindest größtenteils unter Kontrolle gebracht wäre und dass das gewohnte Leben nach diesem Schock (Wer hätte gedacht, dass wir, die wir keine Kriegszeiten in unserem Land erlebt haben, eine Ausgangssperre erleben?) wieder in seine normalen Bahnen kommt.

Es kam aber anders: weitere Lockdowns, Restriktionen in der Berufsausübung, verunsicherte Masseur*innen (Fußpfleger*innen, Kosmetiker*innen …), verängstigte Kund*innen und – in der Heilmassage – Patient*innen, existentielle Sorgen, Auseinandersetzung mit Impfung und Impfpflicht, die unklare Interpretation der Maßnahmen, z.B. im Unterrichtsbereich mit der Frage, was notwendige/erforderliche Veranstaltungen sind und was verschoben werden soll oder muss…

Polarisierte und polarisierende Ansichten über den Umgang mit dem Virus, mit der Erkrankung und mit den Maßnahmen waren zunehmend an der Tagesordnung. Unterschiedliche Informationsquellen und -kanäle kamen zu oft gegensätzlichen Ansichten und Schlussfolgerungen.

Fachliche Themen hingegen traten in dieser Zeit zunehmend in den Hintergrund und wir haben unseren Newsletter vorübergehend eingestellt, da wir unsere Expertise im fachlichen Bereich sehen (nicht aber z.B. in Virologie, Immunologie oder Epidemiologie) und die Verkündung der jeweils aktuellen Maßnahmen von vielen Seiten her erfolgte.

Nichtsdestoweniger wurden von der Innung ein paar größere Projekte in Angriff genommen und auch umgesetzt, wie z.B. eine (die offizielle Website der Wirtschaftskammer ergänzende) Internetpräsenz, Informationen für Ärzt*innen und Patient*innen über Indikationen und Wirkungsweisen der Massage sowie eine zweitägige Fachmesse und Kongress (mehr dazu weiter unten).

Und von Bedeutung für unsere Fraktion und unsere Anliegen: wegen der Mandatsverteilung nach der WK-Wahl 2020 und der damit einhergehenden absoluten Mehrheit für das Team Wirtschaftsbund hat sich die Dynamik bei Beschlüssen geändert, da das Team Wirtschaftsbundes seither keiner Zustimmung anderer Fraktionen mehr bedarf und Entscheidungen in den eigenen Reihen treffen kann.

Die Inhalte des aktuellen Newsletter sind (frühere Newsletter können im Newsletter-Archiv nachgelesen werden):

~ Warum dieser Newsletter? Was wird damit bezweckt?

Begonnen haben wir den Newsletter, begleitend zu den aktuellen Informationen auf der Website, im November 2018. Unser Ziel war und ist, so rasch und vollständig wie möglich Informationen mit euch zu teilen, über Hintergründe und Entwicklungen zu berichten. Und euch natürlich auch darüber zu informieren, welche Ziele und Zielsetzungen wir in bestimmten Themenbereichen verfolgen. Was wir für unsere Berufsgruppe erreichen wollen, was die Hintergründe dazu sind und wofür wir uns einsetzen.

  • Die Grundlage dafür, sich eine eigenständige Meinung zu bilden und darauf Entscheidungen aufzubauen, sind Informationen. Umfassende, ja manchmal sogar scheinbar widersprüchliche Informationen bilden die Basis komplexer Meinungsbildung und sind die Grundlage für effektives und nachhaltiges Handeln. Das gilt für uns Mandatar*innen in der Innung ebenso wie – generell – für alle beruflich Tätigen.

Anregungen und Kommentare helfen uns. Feedback, Diskussion und (sachliche) Kritik gehören essentiell dazu und sind uns deshalb sehr willkommen.

~ Die Zusammensetzung des Ausschusses nach der Wahl 2020: Was bedeutet das Wahlergebnis für die Anliegen der Grünen Masseur*innen?

Die Wirtschaftskammerwahl 2020 brachte eine Dynamikänderung im Ausschuss, weil das Team Wirtschaftsbund seither über eine absolute Mehrheit verfügt und bei Beschlüssen unabhängig von Zustimmung oder Ablehnung anderer Fraktionen ist. Der Einfluss anderer Fraktionen, so auch der Grünen Masseur*innen, die mit 5 Mandaten die zweitgrößte Fraktion stellt, ist somit vom „Goodwill“ des Teams Wirtschaftsbund abhängig, da „unerwünschte“ Ideen, Vorschläge und Initiativen sehr leicht per Abstimmung negiert werden können. Fehlt „Goodwill“ von Seiten des Teams Wirtschaftsbundes reduziert sich der Einfluss der Grünen Masseur*innen auf – maximal – „Ideengeber“ bzw. auf wenig einflussreiche Opposition.
 
Bislang gab es wenig gravierende Anlässe (nur ein paar kleinere, die eher Bedenken aufkommen lassen), in denen sich zeigen konnte, wie sehr das Team Wirtschaftsbund bereit ist, auch Themen anzunehmen, die nicht ihrer Intention entspringen. Vielleicht zeigt ja der Vorstoß der Grünen Masseur*innen zur Einrichtung einer Anlaufstelle bei sexueller Belästigung / sexualisierten Übergriffen, wie mit „oppositionellen Ideen“ umgegangen wird.

Wie war das Wahlergebnis 2020 im Vergleich zu 2015?

Auffällig ist zunächst einmal der Rückgang der Wahlbeteiligung von 30,15 auf 24,48 Prozent. Obwohl 731 mehr Personen stimmberechtigt waren, stieg die Zahl derer, die 2020 zur Wahl gingen nur um 17 Personen gegenüber 2015.

  • 2015 waren 2.672 Personen wahlberechtigt. 806 Stimmen wurden abgegeben, 23 davon ungültig (783 gültige Stimmen). Die Wahlbeteiligung lag damit bei 30,15 %.
  • 2020 waren 3.403 Personen wahlberechtigt, 833 Stimmen wurden abgegeben, 33 davon ungültig (800 gültige Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 24,48 %.

Das Wahlergebnis für das Team Wirtschaftsbund stieg von 298 Stimmen in der Wahl 2015 auf 406 Stimmen im Jahr 2020. Bedenkt man, dass mit der „Liste L“ eine Abspaltung vom Team Wirtschaftsbund stattfand, die 62 Stimmen auf sich vereinte, so ist der Stimmenzuwachs enorm und drückt sich auch in der Zahl der Mandate aus, die von 7 (2015) auf 11 (2020) anstieg (ganz lassen sich die Zahlen von 2015 und 2020 aber nicht vergleichen, weil die Gesamtzahl der Mandate 2015 18 betrug, 2020 hingegen 19).

Die größten Verluste ergaben sich beim Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband (SWV – Wir sind da!), der gegenüber 2015 fast ein Drittel seiner Stimmen (46 Stimmen: von 151 auf 105) und damit 2 seiner zuvor 4 Mandate verlor.

Im Vergleich dazu haben die Grünen Masseur*innen nur geringfügig verloren. Absolut gesehen 14 Stimmen (2015 waren es 217, 2020 nur 203). Aber auch diese Zahl täuscht ein wenig, weil 2015 Consuelo Kitengo mit ihrer unabhängigen Liste „Masseur*innen“ 51 Stimmen bekam, in der WK-Wahl 2020 aber auf der Liste der Grünen Masseur*innen kandidierte. Bezieht man dies (zumindest tendenziell) mit ein, dann liegen die Verluste im Bereich der „Massage-Listen“ bei 65 Stimmen.

Wie ist das Ergebnis zu interpretieren?

Die Innung der Fußpflege, Kosmetik & Massage ist eine vielfältige Innung, die viele, teilweise recht unterschiedliche Berufsgruppe vertritt: Neben den namengebenden Berufen Fußpflege, Kosmetik und Massage sind unter dem gemeinsamen Dach vor allem auch noch die Tätowierer*innen und die Piercer*innen versammelt. Im Detail betrachtet ist die Vielfalt allerdings noch größer: In der Massage gibt es neben dem*der gewerblichen (Voll-)Masseur*in (mit Befähigungsprüfung) auch noch Absolvent*innen der ganzheitlich in sich geschlossenen Systeme (Shiatsu, Tuina, Ayurveda, Tibetische Massage), Heilmasseur*innen und eine ganze Reihe von Ausübenden von Teilgewerben mit unterschiedlich umfangreichen Ausbildungen (Zugang über § 19).
 
So vielfältig wie die Berufe sind aber auch die Bedürfnisse der jeweiligen Berufsgruppen: Unternehmer*innen mit mehreren Angestellten) bis hin zu Einpersonenunternehmen (EPUs) einerseits und gewerbliche Tätigkeiten bis hin zu Gesundheitsberufen (Heilmassage und in Teilbereichen auch die Fußpflege).
 
Als Faustregel hat man früher (möglicherweise gilt das auch heute noch) gesagt, dass die vorrangige Wahl der Berufsvertretung entsprechend der beruflichen Zugehörigkeit vonstattengeht: Kosmetiker*innen, die traditionell meist Angestellte haben, wählen vorzugsweise den Wirtschaftsbund, der der ÖVP nahesteht. In der Fußpflege hingegen sind die Stammwähler*innen des Sozialdemokratischen Wirtschaftsbundes zu finden. Und die Grün-Wähler*innen (Grüne Wirtschaft) wiederum sind vorzugsweise in den Reihen der Masseur*innen zu finden, die überwiegend als EPUs tätig sind.
 
Betrachtet man nun die Wahlergebnisse 2020 (im Vergleich zu 2015) ergeben sich damit zumindest zwei Interpretationsmöglichkeiten:

  • Die Performance des Wirtschaftsbundes, der 2020 als Team Wirtschaftsbund ins Rennen ging, war so überzeugend (und die anderen Fraktionen entsprechend schlecht bzw. schlechter), dass bisherige Wähler*innen von „Rot“ und „Grün“ zum Wirtschaftsbund gewechselt sind.
  • Die Performance des Wirtschaftsbunden in (vor allem) „ihren Reihen“ war hervorragend (die persönlichen Besuche in diversen Instituten und sonstige persönliche Kontaktpflege haben wahrscheinlich viel zum Erfolg beigetragen) und zugleich war die Wahlbeteiligung bei den Masseur*innen gering, wodurch sich der Stimmenverlust auf Seiten der Grünen Masseur*innen erklären könnte.

Wir gehen von Variante b) aus: Es könnte unserer Einschätzung nach an der allgemeinen Verdrossenheit der Wähler*innen – korrekter: bestimmter Wähler*innen – mit der Wirtschaftskammer und der Vertretung in ihr liegen, dass Viele es gar nicht mehr der Mühe wert finden zur Wahl zu gehen. So nach dem Motto: Es bringt ja eh nichts, wozu dann überhaupt zur Wahl gehen. Ein (emotional) durchaus verständlicher Standpunkt, der aber leider keine Nachhaltigkeit mit sich bringt, weil sich Situationen und Bedingungen normalerweise nicht von selbst zum Besseren wenden. Denn wie kann ich erwarten, dass Andere sich einsetzen, wenn ich selbst keine Bereitschaft dazu aufbringe? Wie soll sich etwas ändern, wenn niemand etwas dazu beiträgt?

Um Veränderungen zu bewirken, braucht es Menschen, die sich für diese einsetzen, denn ohne Engagement ändert sich in der Regel nichts, zumindest nicht in eine gewünschte Richtung. Und dieses Engagement reicht, je nach individueller Möglichkeit, von aktiver Beteiligung bis hin zur Unterstützung bei der (nächsten) Wahl.

~ Was bisher geschah im Überblick

Drei größere Aktivitäten wurden zwischenzeitlich in Angriff genommen und umgesetzt. Das waren zum einen Texte (Flyer) für Patient*innen mit dem Anspruch, prägnant und leicht verständlich die Anwendungen der Heilmassage darzustellen, und solche für Ärzt*innen, in denen diese Methoden, ihre Wirkungsweisen und Indikationen detaillierter dargestellt werden.
  
Ein weiteres größeres Projekt war die Erstellung einer ergänzenden Website für die Landesinnung („In sicheren Händen“), weil die Wirtschaftskammerseite in diesem Bereich sehr träge handelt (es dauert lange bis Informationen aktualisiert werden). Zudem ist der Gestaltungsspielraum der WK-Seite sehr eingegrenzt. Diese Idee wurde schon vor einigen Jahren, damals noch unter Innungsmeisterin KR Riebenbauer, von den Grünen Masseur*innen propagiert, fand damals aber keine Mehrheit. Mittlerweile ist die Website online gegangen unter https://insicherenhaenden.at und alle Berufsbeschreibungen wurden in (wie auch die oben erwähnten Flyer-Texte) einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aktualisiert.
  
Am 25. und 26. Juni findet unter dem Motto „FKM trifft Genuss“ die erste Wiener Fachmesse & Kongress statt. Neben einer Produkt-Messe für in- und ausländische Hersteller*innen, einer Verkostung von regionalen und internationalen Spezialitäten – worauf der  Titel hinweist – gibt es Fachvorträge zu diversen Themen (siehe Veranstaltungsprogramm: https://insicherenhaenden.at/fkm-fachmesse-kongress). Am Samstag Abend, ab 19 Uhr, findet eine After-Show-Party statt.
 
Ein Wermutstropfen der an sich guten Idee (und auch über die Gestaltung des Covers des Flyers zur Veranstaltung kann man wirklich abweichender Meinung sein 😉 ) ist aus unserer Sicht, dass ausschließlich Produktaussteller Standplätze bekamen. Unser Wunsch, dass auch Weiterbildungsangebote Platz haben sollten (in der Massage gibt es deutlich weniger Fachartikel, die auf Messen präsentiert werden, als z.B. in der Kosmetik), wurde jedoch abschlägig beschieden.
 
Für PR und Marketing wurde ein relativ großes Budget verabschiedet, das an die Werbeagentur Mindworker „vor allem wegen ihrer WK-Integration/Nähe“ (das, so wurde uns erklärt, hat vor allem damit zu tun, dass sie die Abläufe und Vorgaben der Wirtschaftskammer gut kennt und damit gut integriert ist) vergeben wurde. Zunächst wurde für 1. Juli 2021 bis Ende des Jahres ein Rahmenvertrag mit einem monatlichen Stundenkontingent von 15 Stunden beschlossen. Zugleich damit wurden kurze Videos zur Vorstellung aller Berufsgruppen der FKM in Auftrag gegeben. Der Vertrag wurde 2022 verlängert und zugleich damit das Stundenkontingent auf 25 Stunden angehoben.
 
Eine spezifische Ausschreibung für unsere Innung hat nicht stattgefunden, sei nicht nötig, so wurde uns erklärt, weil die Werbeagentur Mindworker die Ausschreibung auf (Gesamt-)WKW-Ebene (hier fand eine Ausschreibung statt) „gewonnen“ hat.
 
Auch wenn keinerlei Zweifel an der Professionalität der Werbeagentur Mindworker besteht, wäre aus unserer Sicht eine spezifische Ausschreibung für die Bedürfnisse unserer Innung gewünscht, interessant und sinnvoll gewesen, denn vielleicht hätte eine andere Agentur „coole“ andere Strategien und Konzepte vorgeschlagen. Ob die Argumentation stimmig ist, dass eine Agentur, die für die WK im Allgemeinen als „Beste“ ausgewählt wurde, auch für unsere Berufe (und damit im Speziellen für Massage) die beste ist … darüber lässt sich wohl streiten.
 
Fortgesetzt wird auch die Werbekampagne mit den Berufsbildern (siehe https://insicherenhaenden.at/die-werbekampagne-mit-unseren-berufsbildern-geht-weiter).

~Sexuelle Belästigung / sexualisierte Übergriff in der Massage-Praxis: Schaffung einer Anlaufstelle bei Problemen

Das Thema sexueller Belästigung / sexualisierter Übergriffe in der Massage-Praxis ist Ende 2019 verstärkt an uns herangetragen worden (mit uns meine ich die Grünen Masseur*innen – falls andere Personen der Innung ebenfalls kontaktiert wurden, so wurde uns das nie mitgeteilt), trat dann aber mit der Corona-Problematik in den Hintergrund.
 
Da es sich aus unserer Sicht um ein wichtiges, wenngleich kaum öffentlich gemachtes Thema handelt (viele von uns kennen Betroffene, dennoch aber gibt es kaum öffentliche Wahrnehmung darüber), greifen wir nun dieses Thema wieder auf und wollen für betroffene freiberufliche Masseur*innen in Wien (und letztlich österreichweit) Anlaufstellen etablieren und Unterstützung verfügbar machen.
 
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass vor allem jüngere Frauen von sexueller Belästigung betroffen sind, deuten aktuelle Studien und Umfragen darauf hin, dass das so nicht stimmt: Auch ältere Frauen und Männer sind von dieser Problematik betroffen und die meisten Vorfälle werden nicht öffentlich gemacht. Generell, so Expert*innen, gilt: Sexualisierte Übergriffe können prinzipiell jeden Menschen treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Beeinträchtigung oder Herkunft.
 
Mehr zu dieser Thematik ist nachzulesen unter Sexuelle_Belästigung_Langfassung, der Recherche, die Ende 2019 erstellt wurde.


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